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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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rülpste.
    Martin Silenus grinste und schüttelte Sol zum letzten Mal die Hand. »Machen Sie denen da oben die Hölle heiß, Weintraub. Sagen Sie ihnen, Sie sind ihr Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater, und wenn sie sich nicht benehmen, werden Sie ihnen den Hosenboden stramm ziehen.«
    Sol nickte und ging weiter in der Reihe zu Brawne Lamia. »Ich habe gesehen, wie sie mit dem Medizinischen Terminal des Schiffs gesprochen haben«, sagte er. »Ist mit Ihnen und Ihrem Baby alles in Ordnung?«
    Brawne grinste. »Alles bestens.«
    »Junge oder Mädchen?«
    »Mädchen.«
    Sol küßte sie auf die Wange. Brawne strich ihm über den Bart und wandte sich ab, um Tränen zu verbergen, die einer ehemaligen Privatdetektivin nicht zu Gesicht standen.
    »Mädchen machen soviel Arbeit«, sagte er und löste Rachels Finger aus seinem Bart und Brawnes Locken. »Tauschen Sie Ihres bei erster Gelegenheit gegen einen Jungen.«
    »Okay«, sagte Brawne und wich zurück.
    Er schüttelte dem Konsul, Theo und Melio Arundez zum letzten Mal die Hand, zog den Rucksack auf die Schultern, während Brawne das Baby hielt, und nahm das Kind dann wieder auf die Arme. »Was für eine Antiklimax, wenn dieses Ding nicht funktioniert und ich nur durch das Innere der Sphinx wandere«, sagte er.
    Der Konsul sah blinzelnd zu der leuchtenden Tür. »Es wird funktionieren. Obwohl ich nicht weiß wie. Ich glaube nicht, daß es eine Art Farcaster ist.«
    »Ein Wanncaster«, sagte Silenus und hielt die Arme hoch, um Brawnes Hiebe abzuwehren. Der Dichter wich einen Schritt zurück und zuckte die Achseln. »Wenn es weiterhin funktioniert, Sol, werden Sie da oben wohl nicht lange allein bleiben. Tausende werden sich zu Ihnen gesellen.«
    »Wenn es der Paradoxon-Rat zuläßt«, sagte Sol, der an seinem Bart zupfte wie immer, wenn er mit den Gedanken anderswo war. Er blinzelte, rückte Rucksack und Baby zurecht und machte sich auf den Weg. Diesmal ließen ihn die Kraftfelder der offenen Tür passieren.
    »Lebt wohl, alle miteinander!« rief er. »Bei Gott, es hat sich gelohnt, oder nicht?« Er drehte sich ins Licht, dann waren er und das Baby verschwunden.
     
    Es folgte ein Schweigen, das an Leere grenzte und sich ein paar Minuten lang hinzog. Schließlich sagte der Konsul mit fast verlegenem Tonfall: »Sollen wir zum Schiff zurückkehren?«
    »Holen Sie für uns anderen den Lift herunter«, sagte Martin Silenus. »M. Lamia hier wird auf der Luft wandeln.«
    Brawne sah den dreisten Dichter finster an.
    »Glauben Sie, daß Moneta es eingerichtet hat?« sagte Arundez und spielte auf etwas an, das Brawne zuvor angedeutet hatte.
    »Es muß so sein«, sagte Brawne. »Ein Beispiel zukünftiger Wissenschaft oder so etwas.«
    »Ah, ja«, seufzte Martin Silenus. »Zukünftige Wissenschaft ... der vertraute Ausdruck von allen, die zu feige sind, abergläubisch zu sein. Die Alternative, meine Teuerste, sieht so aus, daß Sie über diese bis dato unerkannte Begabung verfügen, zu levitieren und Monster in zerbrechliche Glaskobolde zu verwandeln.«
    »Seien Sie still«, sagte Brawne jetzt ohne Unterton von Zuneigung in der Stimme. Sie sah über die Schulter. »Wer sagt, daß nicht jeden Moment ein neues Shrike auftaucht?«
    »Wahrlich, wer?« stimmte der Konsul zu. »Ich vermute, wir werden immer ein Shrike oder Gerüchte über ein Shrike haben.«
    Theo Lane, dem Unstimmigkeiten immer peinlich waren, räusperte sich und sagte: »Sehen Sie, was ich zwischen dem vor der Sphinx verstreuten Gepäck gefunden habe.« Er hielt ein Instrument mit drei Saiten, einem langen Hals und bunten Mustern auf dem dreieckigen Resonanzkörper hoch. »Eine Gitarre?«
    »Eine Balalaika«, sagte Brawne. »Die hat Pater Hoyt gehört.«
    Der Konsul nahm das Instrument und schlug ein paar Akkorde an. »Kennen Sie dieses Lied?« Er spielte eine Melodie.
    »Ist es ›Das Vogellied von Leeda Tits‹?« riet Martin Silenus.
    Der Konsul schüttelte den Kopf und spielte noch ein paar Akkorde.
    »Etwas Altes?« vermutete Brawne.
    »›Somewhere Over the Rainbow‹«, sagte Melio Arundez.
    »Das muß vor meiner Zeit gewesen sein«, sagte Theo Lane, der im Takt nickte, während der Konsul spielte.
    »Das stammt aus jedermanns Zeit«, sagte der Konsul. »Kommt, ich bringe euch unterwegs den Text bei.«
    Sie gingen nebeneinander in der heißen Sonne, sangen manchmal falsch und manchmal richtig, vergaßen den Text ab und zu und fingen wieder an, und so schritten sie bergauf zu dem wartenden Schiff.
     

EPILOG
    Fünfeinhalb

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