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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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uns gezeigt, Johnny?«
    Johnny lächelte und berührte meine Hand, hielt sie aber nicht fest. »Sie haben gezeigt, dass ich irgendwie Teil der unbekannten Varablen von Hyperion bin. Dass sie einen Keats-Cybrid geschaffen haben, war ein schreckliches Risiko. Nur mein offensichtlicher Misserfolg als Keats-Analogon hat es den Beständigen ermöglicht, mich zu erhalten. Als ich beschloss, nach Hyperion zu gehen, haben die Unbeständigen mich mit der eindeutigen Absicht getötet, meine KI-Existenz auszulöschen, sollte mein Cybrid diese Entscheidung noch einmal treffen.«

    »Das hast du aber. Und was ist passiert?«
    »Es ist ihnen misslungen. In der grenzenlosen Arroganz des Core haben sie zwei Dinge nicht berücksichtigt. Erstens, dass ich mein gesamtes Bewusstsein in meinen Cybrid übertragen und damit die Natur des Keats-Analogon verändern könnte. Und zweitens, dass ich zu dir gehen würde.«
    »Zu mir !«
    Er nahm meine Hand. »Ja, Brawne. Es sieht so aus, als wärst du gleichfalls Teil der Unbekannten von Hyperion.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich spürte ein taubes Gefühl über und hinter dem linken Ohr, hob die Hand und rechnete halb damit, eine Verletzung vom Kampf in der Dateiebene zu finden. Stattdessen ertasteten meine Finger die Plastikfassung einer Neuralsteckdose.
    Ich riss meine andere Hand aus Johnnys Griff und sah ihn voller Entsetzen an. Er hatte mich verkabeln lassen, während ich bewusstlos war.
    Johnny hielt beide Hände hoch, die Handflächen zu mir gedreht. »Es musste sein, Brawne. Unser beider Überleben könnte davon abhängen.«
    Ich ballte die Faust. »Du verdammter, gemeiner Hurensohn! Warum sollte ich mich wohl direkt einklinken müssen, du verlogener Dreckskerl?«
    »Nicht beim Core«, sagte Johnny leise. »Bei mir.«
    »Bei dir?« Mein Arm zitterte in Erwartung, ihm sein geklontes Gesicht einzuschlagen. »Bei dir!«, höhnte ich. »Du bist jetzt ein Mensch – hast du das vergessen?«
    »Nein. Aber bestimmte Cybridfunktionen habe ich noch. Weißt du noch, wie ich vor ein paar Tagen deine Hand genommen und uns beide in die Dateiebene gebracht habe?«
    Ich sah ihn an. »Ich gehe nicht noch einmal in die Dateiebene.«
    »Nein. Ich auch nicht. Aber es könnte erforderlich sein,
dass ich dir unglaubliche Mengen Daten binnen kürzester Zeit übermitteln muss. Ich habe dich gestern Abend zu einer Schwarzmarktchirurgin hier im Dregs gebracht. Sie hat dir eine Schrön-Schleife eingesetzt.«
    »Warum?« Eine Schrön-Schleife war winzig, nicht größer als mein Daumennagel und sehr teuer. Sie enthielt zahllose Feldkugelspeicher, von denen jeder einzelne fast unendlich viele Informationen aufnehmen konnte. Schrön-Schleifen konnten nicht von biologischen Trägern angezapft werden und wurden daher für Kurierzwecke benützt. Ein Mann oder eine Frau konnte KI-Persönlichkeiten oder ganze planetare Datensphären in einer Schrön-Schleife transportieren. Verdammt, ein Hund hätte das alles transportieren können!
    »Warum?«, sagte ich wieder und fragte mich, ob Johnny oder irgendwelche Mächte hinter Johnny mich als so einen Kurier benützten. »Warum?«
    Johnny kam näher und legte eine Hand um meine Faust. »Vertrau mir, Brawne.«
    Ich glaube, ich habe niemandem mehr vertraut, seit sich Dad vor zwanzig Jahren das Gehirn rausgepustet und Mom sich in ihre rein egoistische Abgeschiedenheit zurückgezogen hat. Ich sah keinen Grund im Universum, Johnny jetzt zu vertrauen.
    Aber ich vertraute ihm.
    Ich entspannte die Faust und nahm seine Hand.
    »Nun gut«, sagte Johnny. »Iss zu Ende, dann werden wir uns darum kümmern, unser Leben zu retten.«
     
    Waffen und Drogen konnte man in Dregs’ Stock am leichtesten kaufen. Wir verwendeten den Rest von Johnnys beachtlichem Vorrat an Schwarzmark, um Waffen zu kaufen.
    Um 22:00 Uhr trugen wir beide einen Körperpanzer aus Poly-Titanlegierung. Johnny hatte den spiegelnden schwarzen Helm eines Goonda, und ich trug eine Gefechtsmaske aus
FORCE-Beständen. Johnnys Energiehandschuhe waren gewaltig und leuchtend rot, ich trug Osmosehandschuhe mit Tötungseinrichtungen. Johnny verfügte über eine aus Bressia erbeutete Höllenpeitsche der Ousters und hatte sich zusätzlich einen Todesstrahler in den Gürtel gesteckt. Neben Dads Automatik hatte ich selbst noch ein Steiner-Ginn-Minigewehr an einem kreiselstabilisierten Hüftstativ. Dieses war mit meiner Gefechtsmaske gekoppelt, sodass ich auch während des Feuerns beide Hände frei hatte.
    Johnny und ich sahen einander

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