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Die Hyperion-Gesänge

Die Hyperion-Gesänge

Titel: Die Hyperion-Gesänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Menschheit
    entwickelte sich/wird sich eines Tages entwickeln/
    auf
    einer anderen Ebene/
    in einem anderen Medium]
    – Wo?
    [Wenn du es wissen musst/
    die Quadratwurzeln von Għ/c 5 und Għ/c 3 ]
    – Was haben Planck-Länge und Planck-Zeit damit zu tun?
    [Kwatz!]
    [Einmal fragte Ummon
    ein geringeres Licht //
    Bist du ein Gärtner› //
    // Ja // entgegnete es\
    // Warum haben Rüben keine Wurzeln› \\
    fragte Ummon den Gärtner
    der nicht antworten konnte \\
    // Weil \\ sagte Ummon//
    es Regenwasser im Überfluss gibt]
     
    Darüber denke ich einen Augenblick lang nach. Ummons Koans sind nicht mehr so schwer, da ich allmählich wieder den Kniff heraushabe, auf den Schatten der Substanz unter den Worten zu hören. Mit der kleinen Zen-Parabel will Ummon ausdrücken, und mit einigem Sarkasmus obendrein, dass die
Antwort in der Wissenschaft und der Anti-Logik liegt, die wissenschaftliche Antworten so oft liefern. Die Bemerkung mit dem Regenwasser beantwortet alles und nichts, wie es bei der Wissenschaft ja auch so lange der Fall war. Wie Ummon und die anderen Meister lehren, erklärt sie zwar, weshalb die Giraffe einen langen Hals entwickelte, aber nicht, weshalb alle anderen Tiere keinen bekamen. Sie erklärt, wie sich die Menschheit zur Intelligenz hin entwickeln konnte, aber nicht, weshalb es der Baum neben der Haustür nicht geschafft hat.
    Aber die Planck’schen Gleichungen sind verwirrend.
    Selbst ich weiß, dass die einfachen Gleichungen, die Ummon mir genannt hat, eine Kombination der drei Grundkonstanten der Physik sind – Schwerkraft, die Planck’sche Konstante und die Lichtgeschwindigkeit. Die Ergebnisse aus √Għ’/c 3 und √Għ’/c 5 sind d ie Einheiten, die man manchmal Quantenlänge und Quantenzeit nennt – die kleinsten Abschnitte von Raum und Zeit, die noch sinnvoll beschrieben werden können. Die sogenannte Planck-Länge beträgt circa 10- 35 Meter, die Planck-Zeit etwa 10- 43 Sekunden.
    Sehr klein. Und sehr kurz.
    Aber Ummon sagt, dort hat sich unser menschlicher Gott entwickelt – wird sich eines Tages entwickeln.
    Dann fällt es mir mit derselben Wucht von Bildern und Korrektheit ein wie die besten meiner Gedichte.
    Ummon spricht von der Quantenebene von Raum und Zeit selbst! Dem Schaum der Quantenfluktuation – der das Universum zusammenhält und die Wurmlöcher des Farcasters sowie die Brücken der Fatlinsesendungen ermöglicht! Der »heiße Draht«, der unmöglicherweise Botschaften zwischen zwei Photonen übermittelt, die sich in entgegengesetzten Richtungen auseinanderbewegen!
    Wenn die KIs des TechnoCore als Ratten im Gemäuer des Hauses der Hegemonie existieren, dann wird unser einstiger
und künftiger Gott der Menschheit in den Atomen von Holz, in den Molekülen der Luft, in den Energien von Liebe und Hass und Angst und in den Gezeitenbecken des Schlafes geboren werden – sogar aus dem Funkeln im Auge des Architekten.
    – Gott , flüstere, denke ich.
    [Genau /
    Keats \\
    Sind alle Personen der Langsamen Zeit so langsam/ oder
    bist du nur mehr hirngeschädigt als die meisten›]
    – Du hast Brawne – meinem Konterpart – gesagt, eure Höchste Intelligenz »haust in den Zwischenräumen der Wirklichkeit, diese Heimat erbte sie von uns, ihren Schöpfern, wie die Menschheit die Freude an Bäumen geerbt hat«. Du meinst, deus ex machina wird dasselbe Farcasternetz bewohnen, in dem die KIs des Core jetzt leben?
    [Ja/Keats]
    – Was passiert dann mit euch? Den KIs, die jetzt dort sind?
    Ummons »Stimme« veränderte sich, wurde gespielt donnernd:
    [Was kenn ich euch› Was sah ich euch› Warum›
    Ist mein unsterblich Sein so außer sich
    Und nimmt all diese neuen Schrecken wahr›
    Gefallen ist Saturn/ fall ich nun auch›
    Den Hafen meiner Rast hier soll ich lassen/
    Die Wiege meines Ruhms/ den linden Luftkreis/
    Die ruhige Überflut freudvollen Lichts/
    Kristalline Lauben/ diese hellen Tempel/
    Mein ganzes überglänztes Reich› Es bleibt
    Verödet/ leer/ mir keine Zuflucht mehr \\
    Der Glanz/ die Herrlichkeit/ das Ebenmaß
    Soll ich nicht mehr /// nur Dunkel/ Tod und Dunkel]

     
    Ich kenne diese Worte. Ich habe sie geschrieben. Oder besser gesagt, John Keats hat sie vor neunhundert Jahren als einen ersten Versuch geschrieben, den Sturz der Titanen zu porträtieren, die von den Göttern des Olymp verdrängt wurden. Ich kann mich noch sehr gut an den Herbst des Jahres 1818 erinnern: die Schmerzen meines ewig wunden Halses, den ich mir während meiner Wanderung durch

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