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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Patrokis.
    »Was meinen Sie?« fragte der General, dann seufzte er wieder, als ob er die Antwort schon wüßte.
    Patrokis hob die Schultern. »Wenn ich fünftausend hätte, würde ich kaufen. Aber es ist drei Jahre her, daß ich zuletzt soviel Bargeld auf einem Haufen gesehen hab.«
    »Wieviel ist auf dem Konto von VOMIT?«
    »Sechzehnhundertirgendwas, grade genug fürs Porto für den Rundbrief.«
    »Haben Sie genug Papier? Umschläge?«
    »Papier und Umschläge hab ich.«
    Der General zog sein Scheckbuch heraus und fragte: »Bar, natürlich?«
    »Natürlich«, sagte Patrokis und reichte ihm seinen Kuli. Während er den Scheck ausstellte, fragte Winfield: »Haben Sie schon gegessen?«
    »Es ist Viertel vor drei. Natürlich hab ich gegessen.«
    »Na ja, ich nicht«, sagte Winfield, signierte, riß den Scheck ab und steckte ihn in eine Tasche. »Wenn Sie eine Krawatte haben, gehen wir ins Madison, wo ich zweifellos etwas zu essen bekomme. Sie können ja ein Dessert bestellen oder zuhören.«
    »Man braucht keine Krawatte, um ins Madison zu kommen«, sagte Patrokis.
    »Das ist doch nicht der Punkt, oder?«
    Patrokisstarrte den General eine Sekunde oder zwei an, dann öffnete er eine Schreibtischschublade, schloß sie, öffnete eine zweite und sagte: »Irgendwo muß hier ein Schlips sein.«
     
    Als sie gegangen waren, spulte Emory Kite die aufgenommene Unterhaltung zurück, hörte sie ab, spulte wieder zurück und benutzte einen Fußschalter zum Starten und Stoppen, während er auf seinem PC eine wörtliche Niederschrift machte. Als er fertig war, las er den Text noch einmal und fügte eine kleine Korrektur ein.
    Dann stand er auf, druckte den Text aus, ging zum Faxgerät, schaltete es ein und schickte die anderthalb Seiten zweizeilig geschriebenen Dialogs an eine Faxnummer, die auf den Namen Jerome Able eingetragen war, das liebste Alias von den dreien, die Colonel Ralph Waldo Millwed benutzte.
    Nach dem »Übertragung OK«-Signal ging Kite wieder zu seinem Drehsessel, setzte sich, lehnte sich zurück, faltete die Hände über seinem kleinen, noch immer harten Bauch und wartete darauf, daß das Telefon klingelte; er war sicher, daß er nicht lange würde warten müssen.

9. Kapitel
    Während General Winfield und Patrokis zu ihrem späten Mittagessen und Dessert aufbrachen, entdeckte Edd Partain, daß Santa Paula, ein kleiner Bauernort mit starkem mexikanischen Einschlag, gerade groß genug und alt genug war, um mit einem historischen Viertel aufwarten zu können.
    Er sollte auch entdecken, daß die Tamales im El Charrito noch besser waren, als Millicent Altford versprochen hatte. Er bestellte das Tellergericht Tamales und aß drei der Monster, plus alles an Reis, aufgebackenen Bohnen und Salat, was dazugehörte. Altford aß nur einen halben Tamal und fast den ganzen Salat, ließ aber Reis und Bohnen links liegen.
    Nach dem Essen lehnte sich Partain in der Nische zurück, musterte Altford einige Momente und fragte dann: »Sie haben diese verschwundenen eins Komma zwei Millionen wirklich mit eigenem Geld ersetzt?«
    »Meinen Sie, ich lüge?«
    Er schüttelte den Kopf. »Fällt mir nur schwer, mich mit der Vorstellung anzufreunden, daß jemand die Menge Geld rumliegen hat.«
    »Es hat nicht einfach so herumgelegen. Das war alles steuerbegünstigtes Geld für den Ruhestand. Ich habe einen Sparplan auszahlen lassen. Sechs Papiere mit jährlichen Rentenzahlungen liquidiert. Einen Geldmarktfonds aufgelöst, der aber sowieso nicht viel an Zinsen gebracht hat. Und ich habe mir all meine Rentenfonds auszahlen lassen.« Altford schüttelte leicht den Kopf, als beklage sie den Tod eines flüchtigen, aber alten Bekannten. Des Briefträgers vielleicht, dachte Partain.
    »Ich wußte, daß die Steuer zuschlagen würde«, fuhr sie fort. »Ich hatte aber keine Ahnung, was für grausige Abzüge für die vorzeitige Auszahlung anfallen würden.«
    »Wieviel?« fragte Partain.
    »Um die siebenundfünfzig Prozent, Staats- und Bundessteuern eingeschlossen.«
    »Dann müssen Sie was – um die zwei Komma sieben oder acht Millionen flüssiggemacht haben, um bei eins Komma zwei auszukommen?«
    »Nah dran«, sagte sie.
    »Wie haben Sie das gemacht? Ich meine, wie haben Sie das zu richtigem Bargeld gemacht?«
    »Ich habe alles in mein normales Girokonto gesteckt«, sagte sie. »Dann habe ich mir beglaubigte Bankschecks ausstellen lassen, fünf Stück zu je ungefähr zweihundertvierzigtausend Dollar. Mit denen habe ich Girokonten bei Banken in

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