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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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feilschen, und der Mittler kriegt den Preisauf fünfundsiebzig runter. Dann kommt er zu mir mit seinem Problem, nämlich Geld.«
    »Und Sie beschließen, ob die Wiederwahl eines Senators, der sechzehnjährige Mädchen fickt, fünfundsiebzigtausend wert ist?«
    »Genau.«
    »Warum holt man sich das Geld nicht von dem Senator?«
    »Erstens würde er behaupten, er hat es nicht, und zweitens: Wenn er es hätte, wäre er zu geizig, sich davon zu trennen. Er wird es statt dessen drauf ankommen lassen und sagen, das Mädchen lügt. Wenn das nicht funktioniert, wird er sagen, er ist nicht der einzige Senator, den sie gefickt hat.«
    »Klingt wie ein Edelmann«, sagte Partain.
    »Bloß Durchschnitt. Deshalb bitte ich den Mittler, sich zu vergewissern, ob das Mädchen wirklich schwanger und der Senator wirklich der Vater ist. Er macht das, und beide sind es. Ich frage ihn, ob die Wahrscheinlichkeit besteht, daß das Mädchen das Geld annimmt und dann doch alles auspackt. Er glaubt das nicht und ist fast sicher, daß sie eine Abtreibung machen und den Rest vom Geld auf den Kopf hauen wird. Weil ich seiner Urteilskraft vertraue, gebe ich ihm die fünfundsiebzigtausend.«
    »Wieviel kriegt er davon – der Mittler?«
    »Null.«
    »Altruismus scheint ja epidemisch geworden zu sein.«
    »Ist mir noch nicht aufgefallen«, sagte sie. »Jedenfalls, das Mädchen verschwindet nach der Zahlung, und der Senator fragt nie nach, was aus ihr geworden ist.«
    »Und bei der Gelegenheit sagen Sie ihm, was er Ihnen schuldet?«
    Sie wandte den Kopf und sah ihn mit offensichtlichem Erstaunen an, konzentrierte sich dann schnell wieder aufs Fahren.
    »Wenn wir ihm erzählten, wir hätten fünfundsiebzigtausend in das Mädchen gesteckt, würde er uns auslachen und sagen, wir wären Trottel, die sich von einer kleinen Schwindlerin reinlegen lassen.«
    Partain dachte darüber nach, erwog die schräge Logik und fragte dann: »Wer gibt Ihnen das Okay dafür, daß Sie so viel Geld rausrücken?«
    »Keiner.«
    »Warum nicht?«
    »Weil keiner sich die Hände schmutzig machen will.«
    »Sind Sie je reingefallen?«
    »Zweimal.«
    »Wo kommt das Geld her?«
    »Das wollen Sie gar nicht wissen.«
    »Okay. Dann: Wo bewahren Sie es auf – die eins Komma zwei Millionen? Unter der Matratze? In einer Blechdose? Bankschließfach?«
    »In einem Safe in meinem Schlafzimmerschrank unter einem Haufen Koffer.«
    »Guter Safe?«
    »Der beste Diebold, der zu kaufen war.«
    »Gestern haben Sie gesagt, es könnte unterschlagen worden sein.«
    »Da ich diejenige bin, der es anvertraut ist«, sagte sie, »muß ich Hauptverdächtige sein. Es gibt nur noch einen, der weiß, wo ich es aufbewahrt habe, aber er kennt die Kombination nicht. Trotzdem: Da er wußte, wo der Safe ist, macht ihn das zum Verdächtigen – obwohl ich noch immer am meisten verdächtig bin.«
    »Ihr Mit-Treuhänder und der Mittler und Ihr alter Freund und der General, der Sie mit Vomit zusammengebracht hat, das ist alles ein und derselbe, ja?«
    »Ich dachte, das hätte ich deutlich gemacht.«
    »Haben Sie, aber ich wollte ganz sicher sein. Eine andere Frage: Führen Sie Buch, und wenn ja, wann machen Sie Bilanz?«
    »Immer am ersten Februar.«
    »Dann bleiben Ihnen ungefähr drei Wochen.«
    Sie sagte nichts, und sie fuhren schweigend weiter, bis Partain sagte: »Wann haben Sie festgestellt, daß das Geld weg ist?«
    »Am vierten November – am Tag nach der Wahl. Die meisten Zahlungen waren reingekommen, und ich wollte sehen, wieviel wir ausgegeben und wie gut wir abgeschnitten hatten.« Sie machte eine Pause. »Ich habe den Safe geöffnet und dann drei Stunden mit Schock dagesessen. Schließlich hab ich mich aufgerappelt, es gab aber keinen, den ich anrufen konnte.«
    »Nicht mal den Ex-Brigadier?«
    »Den schon gar nicht.«
    »Wenn Sie am ersten Februar wem auch immer gegenüber Rechenschaft ablegen müssen«, sagte Partain, »was passiert dann, wenn Sie berichten, daß eins Komma zwei Millionen, die nicht in den Büchern auftauchen, im November verschwunden sind, daß es Ihnen aber nicht besonders sinnvoll erschienen ist, deshalb wen auch immer zu behelligen, bis jetzt?«
    »Das wird nicht geschehen«, sagte sie.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich am siebten Dezember, Pearl-Harbor-Tag, die kompletten eins Komma zwei Millionen ersetzt habe«, sagte Altford, als sie US 101 verließ und State Highway 33 nahm, der nach Ojai geht und dort zum State 150 wird, der über die Berge hinab nach Santa Paula führt.

8.

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