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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Santa Monica, Pasadena, West Hollywood, Culver City und Malibu eröffnet. Die sechs Wochen danach habe ich von all diesen Konten unregelmäßig Bargeld abgehoben, ungleiche Beträge, immer um die achttausendfünfhundert bis neuntausendfünfhundert Dollar. Nach sechs Wochen, so Mitte Dezember, hatte ich die eins Komma zwei Millionen in bar. Und weil alle Abhebungen unter zehntausend waren, mußte keine der Banken sie ans Finanzamt oder Schatzamt melden – oder wo immer das gemeldet wird.«
    »Wer hat Ihnen ausgerechnet, was Sie an Steuern zahlen mußten?«
    Altford starrte ihn an, kalt. »Wieso meinen Sie, ich brauchte jemand, um das auszurechnen?«
    »Ich würde jemand brauchen.«
    »Ich bin zur Quelle gegangen«, sagte sie. »Zum Steuerbüro am Olympic, gleich westlich von Sepulveda, und da habe ich mit einer sehr gerissenen Frau geredet. Ich habe ihr gesagt, ich müßte alles flüssigmachen und genau wissen, wieviel ich dem Bund und dem Staat schulde. Sie war so schockiert – na ja, jedenfallsüberrascht –, daß ich nicht gekommen war, um ihr eins vorzuschwindeln, daß wir uns dann hingesetzt und alles in ein paar Stunden ausgerechnet haben. Sie hat sogar eine Möglichkeit gefunden, mir an die zweiunddreißigtausend zu ersparen.«
    »Wo sind die ersetzten eins Komma zwei Millionen jetzt?« sagte Partain. »Hoffentlich nicht wieder in Ihrem Safe.«
    »Nein.«
    »Wo?«
    »Hier.«
    »In Santa Paula?«
    Sie nickte. »Wollen Sie es sehen?«
    Partain überlegte, ob er wollte oder vielleicht nicht. »Ich weiß nicht. Legen Sie Wert darauf?«
    »Ich brauche einen Zeugen, für alle Fälle.«
    »Was für Fälle?«
    »Für den Fall, daß mir etwas zustößt.«
    Partain übernahm die Essensrechnung. »Dann los.«
     
    Als sie zur Bank an der Main Street fuhren, bemerkte Partain, daß ein Schild am Haupteingang des Gebäudes einer Zeitung von Santa Paula hing: »Geschlossen«. Auf der Main Street selbst standen mindestens neun Läden leer. Ein paar optimistische Unternehmer hatten andere Läden gemietet, um ihr Glück zu versuchen und gebrauchte Möbel, Bücher, Armeebekleidung und Handlesen zu verkaufen.
    Außerdem bemerkte Partain, daß zwei Banken auf der Main Street entweder in Konkurs gegangen oder umgezogen waren, während die unabhängige Farmers & Mechanics Bank noch arbeitete. Sie war 1909 gegründet worden, und Partain beschloß, daß die einfache Granitfassade und sechs dicke runde Steinsäulen merkwürdig beruhigend wirkten. Er war sich fast sicher, daß sie viel mit dem Überleben der Bank zu tun hatten.
    DieSchließfächer befanden sich im Keller der Bank. Millicent Altford und eine junge Frau, zweite Kassiererin, steckten je einen Schlüssel in die beiden Schlösser des Fachs. Als die junge Frau gegangen war, zog Altford an einer großen Stahldose mit Klapplid. Sie hatte sie halb hervorgezerrt, sah dann Partain an und sagte: »Könnten Sie?«
    »Klar«, sagte er, zog die Stahldose ganz heraus und trug sie zu einer halbvermauerten, hüfthohen Theke. Er schätzte das Gewicht der Kiste selbst auf etwa acht Kilo, aber jetzt enthielt sie etwas, das sie insgesamt an die fünfzehn Kilo wiegen ließ. Da es einmal zu seinen Aufgaben gehört hatte zu wissen, wieviel Banknoten der USA wogen, überraschte Partain das Gewicht keineswegs. Er war auch nicht überrascht, als Altford das Lid der Dose anhob und ihm das zeigte, was er für 240 umwickelte Päckchen von je fünfzig 100-$-Noten hielt.
    »Okay«, sagte er. »Ich hab’s gesehn.«
    »Wollen Sie nachzählen?«
    »Nein.«
    Als sie das Lid wieder verschlossen hatte, sagte Partain: »Wer weiß sonst noch davon?«
    »Niemand.«
    »Ihre Tochter?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Partain nahm die Kiste und schob sie wieder ins Fach. »Was ist mit Ihrem Freund und Co-Treuhänder, dem General?«
    »Ich hoffe bei Gott, daß er nichts weiß«, sagte Altford, als sie den Schlüssel im Schließfachschloß drehte.
     
    Der General kassierte den Scheck über 5000 $ bei seiner Bank und übergab Patrokis das Geld. Dann fuhren sie im Wagen des Generals zum Madison, wo er das Fahrzeug dem Portier überließ. Im Coffee Shop des Madison bestellte Winfield einen CroqueMonsieur und einen Teller Kartoffel-und-Porree-Suppe. Patrokis verlangte und erhielt Hot Fudge Sundae.
    »Und was hört man so von der Küste?« fragte Patrokis, nachdem er den letzten Rest von seinem Löffel geleckt hatte. »Major Partain scheint genau das zu sein, was gebraucht wurde.«
    »Er ist kein Major mehr.«
    »Ja,

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