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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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also, ich habe das ein bißchen überprüft, und soweit es mich betrifft, ist er noch immer Major Partain.«
    »Aber er ist kein Schnüffler, kein Privatdetektiv.«
    »Den wollte sie auch nicht«, sagte der General. »Sie hat jemanden gesucht, der ihr den Rücken hütet.«
    »Darin ist er gut«, sagte Patrokis; nach einer Pause fragte er: »Sie haben ihn wirklich überprüft?«
    »Ich habe ein paar oberflächliche Erkundigungen eingezogen«, sagte Winfield, nahm den letzten Bissen seines Schinken-Käse-Sandwichs, kaute, schluckte und sagte: »Sie beide haben sich in Vietnam getroffen.« Es war keine Frage.
    »Er hat mich aus einem Loch gezogen.«
    »Tatsächlich? Welche Sorte Loch?«
    »Ein mentales.«
    »Ah«, sagte der General; er schaute auf seine Uhr. »Wann sollen wir diesen Captain aus Salvador treffen?«
    »Halb fünf.«
    »Dann sollten wir uns auf den Weg machen.«
     
    Der Madison-Portier pfiff den neuen roten BMW Cabrio des Generals herbei und wurde mit 10$ Trinkgeld belohnt. Als sie im Wagen saßen und auf der M Street nach Westen fuhren, Richtung Connecticut Avenue, sagte Patrokis: »Sie haben ihm nen Zehner gegeben.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Ich hab’s doch gesehen.«
    »Der Dollar ist heute noch dreiundzwanzig Prozent dessen wert, was er neunzehnhundertfünfundsechzig war. Tatsächlich habe ich ihm also zwei Dollar dreißig gegeben. Neunzehnhundertfünfundsechzig hätte ich ihm wahrscheinlich zwei oder nach heutigem Geld acht Dollar neunundachtzig gegeben. Statt zu großzügig war ich also in Wahrheit ziemlich geizig.«
    »Lieber Gott, ich hasse Pfennigfuchser«, sagte Patrokis.
     
    Ecke Connecticut und Columbia Road bog der General rechts ab und fuhr, bis er einen Parkplatz fand, von dem aus Mintwood Place zu Fuß gut erreichbar war. Er übergab seinen Wagen einem jungen Guatemalteken mit einer seltsamen Art Melone, die drei Nummern zu klein schien.
    Die Adresse am Mintwood Place war eines der typischen dreigeschossigen Reihenhäuser aus Ziegeln, das zu kleinen Apartments umgebaut worden war. Das Apartment des salvadoranischen Captains war 321, ganz hinten im obersten Stock.
    Patrokis mußte zweimal an die Tür klopfen, ehe eine Männerstimme von innen auf Spanisch fragte, wer da sei.
    » El Griego y un amigo «, sagte Patrokis.
    Die Tür öffnete sich gerade weit genug, daß ein dunkelbraunes Auge sie mustern konnte. Dann wurde sie weit genug geöffnet, daß sie sich ins Apartment drücken konnten. Der salvadoranische Captain war noch keine 30 und nicht sehr groß, höchstens 1,65 m, hielt sich aber noch immer militärisch gerade, sogar in T-Shirt, Jeans und Turnschuhen, was ja letztlich, wie der General befand, die derzeitige Zivilistenuniform war.
    Der Captain forderte sie nicht auf, sich zu setzen, und schien verlegen wegen seiner Unhöflichkeit. Er blickte jedenfalls so verlegen, daß Patrokis abermals auf Spanisch fragte: »Was ist los, Freund?«
    »Ich fürchte, es hat ein Mißverständnis gegeben«, antwortete der Captain auf Spanisch.
    Der General fragte ebenfalls auf Spanisch: »Welche Art Mißverständnis, bitte?«
    Der Captain starrte ihn an und sagte: »Sie heißen?«
    »Winfield.«
    »Er ist der General, den ich erwähnt habe«, sagte Patrokis. Der Captain stand stramm und blieb so stehen, auch als Winfield gesagt hatte: »Ich bin im Ruhestand.«
    »Ich bedaure, aber was wir beredet hatten, ist nicht mehr möglich«, sagte der Captain zu Patrokis.
    Patrokis nickte und nahm die Rolle – 5000 $ in Hundertern – aus einer Tasche. Nun hielt sie ein Gummi zusammen, an dem Patrokis beiläufig zupfte. Der Captain starrte auf das Geld.
    »Sind Sie sicher?« fragte Patrokis.
    »Ich bin sicher.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Es ist nicht möglich«, sagte der Captain wieder.
    »Aber warum ist es nicht möglich?«
    »Wenn eine Sache nicht möglich ist, dann ist sie unmöglich.«
    »Vielleicht genügt das Geld nicht?« fragte General Winfield.
    »Es ist keine Frage des Geldes.«
    »Wir brauchen diese zwei Namen«, sagte Patrokis. »Wir zahlen fünftausend Dollar für die Namen.«
    »Es gibt keine Namen«, sagte der Captain.
    »Heute morgen gab es sie.«
    »Heute morgen habe ich mich geirrt.«
    »Sie sehen nicht aus wie einer, der sich irrt«, sagte General.
    Der Captain sagte nichts und blickte zur Seite.
    »Kommen Sie«, sagte Patrokis auf Englisch und wandte sich zur Tür.
    »Wenn Sie es sich anders überlegen«, sagte der General, »rufen Sie bitte meinen Freund an.«
    »Ich werde es

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