Die im Dunkeln
mir nicht anders überlegen, Sir.«
Der General nickte verstehend und schaute sich im Raum um, bemerkte den neuen Fernseher und die alte Couch. Er registrierte auch das Bild der Muttergottes und den Eßtisch darunter. Hinter dem Tisch lag eine kleine Küche. Links der Couch war eine verschlossene Tür, die vermutlich zu Bad und Schlafzimmer führte. Auf dem Boden lag ein 250 x 300cm großer Teppich unbestimmten Alters und unbestimmter Farbe. Es gab zwei Stehlampen, eine neben der alten Couch, die andere neben einem abgenutzten Sessel, der noch älter schien als die Couch.
Winfield lächelte den Captain an. »Goodbye, Captain.«
»Goodbye, Sir.«
»Rufen Sie mich an«, sagte Patrokis auf Spanisch, öffnete die Tür und wartete auf eine Antwort des Captains. Als keine kam, ging Patrokis hinaus, gefolgt vom General.
Der Captain stand noch immer fast stramm, starrte auf die Tür, die sich eben erst geschlossen hatte. Die Schlafzimmertür hinter ihm ging auf, und eine junge Frau kam heraus, gefolgt von Emory Kite, der einen zu langen schwarzen Mantel trug, ein Lächeln und in der Rechten eine .25er Halbautomatik mit selbstgebautem Schalldämpfer, der fast so lang war wie die Waffe selbst.
»Hat er dir etwas getan?« fragte der Captain die junge Frau, die sich an ihn drängte.
»Er hat mir nichts getan« sagte sie und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter.
»Sie waren beide perfekt«, sagte Emory Kite in mildem, besänftigendem Englisch. »Sie beide waren absolut perfekt, und ich kann nur hoffen, Sie wissen, wieviel mir das bedeutet.«
Kitehob die gedämpfte Halbautomatik und schoß dem jungen Captain in den Hinterkopf, trippelte dann um die gestürzte Leiche und schoß der jungen Frau in die linke Schläfe, ehe sie schreien, protestieren oder flehen konnte.
10. Kapitel
Claudia Ransaw, Sergeant im Morddezernat der Metropolitan Police, war diejenige, die Nick Patrokis anrief, um ihn zu fragen, ob er möglicherweise an der Ermordung eines ehemaligen salvadoranischen Armee-Captains und seiner Frau interessiert sei. Ransaw, Mitglied Nr. 46 von VOMIT, war First Lieutenant in einer Einheit des Erkennungsdiensts der Army gewesen, bis 1981, als sie in aller Stille mitteilte, sie sei Lesbe, und ebenso in aller Stille aus dem Dienst entfernt wurde. »Vor unehrenhaftem Abschied hat mich nur mein schwarzer Arsch gerettet«, hatte sie Patrokis einmal gesagt.
Als Ransaw ihn kurz nach 18 Uhr anrief, fragte sie zunächst, ob VOMIT noch immer »in dieser ganzen üblen Scheiße da unten in Mittelamerika rumschnüffelt«?
General Winfield hatte sich eben erhoben, um zu gehen. Patrokis winkte ihn zurück in den Lehnstuhl und antwortete: »Klar. Wieso?«
»Weil, wir haben hier nen toten Salvadoraner, früher Captain der Armee, namens José Trigueros Chacón, neunundzwanzig. Und außerdem eine Señora Trigueros, sechsundzwanzig, genauso tot. Keine Pässe, nichts an Ausweisen außer ein paar von seinen alten Armeepapieren und ihrem Zivilkram mit einer Adresse in San Salvador.«
»Wo ist das passiert?« sagte Patrokis.
»Drüben am Mintwood Place, an der Columbia Road.« »Wie sieht’s aus?«
»Profiarbeit. Deshalb ruf ich ja an. Je ein Schuß. Ganz kleine Waffe, höchstens fünfundzwanziger, vielleicht sogar zweiundzwanziger. Keiner hat was gesehen. Keiner hat was gehört. Er hat’s in den Hinterkopf gekriegt. Sie in die linke Schläfe. Haben da seit ner Woche gewohnt, ungefähr, aber der Verwalterist nicht da, deshalb kann ich nicht mal das genau feststellen.«
»Haben Sie den Vornamen der Frau?«
»Rosa Alicia«, sagte Sergeant Ransaw. »Wenn Sie irgendwas darüber rauskriegen, rufen Sie mich an, hören Sie?«
»Mach ich«, sagte Patrokis, hängte den Hörer ein, wandte sich dem General zu und sagte: »Das war Detective Ransaw.« »Dachte ich mir«, sagte Winfield.
»Sie sagt, unser Captain und eine Frau – Ransaw meint, es war seine – sind erschossen worden, kurz nachdem wir gegangen waren.«
»Wer hat sie gefunden?«
»Hab ich nicht gefragt.«
»Sehr umsichtig«, sagte der General und stand auf; sein Gesicht war jetzt so fahl, daß ein Fremder hätte meinen können, er sei fast ohnmächtig, aber Patrokis wußte, daß er wütend war.
Winfield zog ein kleines Adreßbuch hervor, schlug jemanden nach und sagte: »Kann ich telefonieren? Ich muß ein paar Fragen stellen, die ich schon längst hätte stellen sollen.«
Das kleine, eingeschossige Haus lag im 3200er-Block an der Nordseite des Volta Place gleich
Weitere Kostenlose Bücher