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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Major und der Captain. Dann liefer ich denen einen, wie ich finde, vorbildlichknappen Faktenbericht darüber, wie die Hälfte vom Geld geklaut worden ist. Dann lehn ich mich zurück und warte.«
    »Wer ist als erster explodiert?« sagte Winfield.
    »Der Colonel. Er schiebt alles auf den Major, bezichtigt ihn, das Geld gestohlen zu haben, und wirft ihm Wörter an den Kopf, gegen die Babyficker ne Liebkosung wär. Der Major sitzt bloß da und hört zu, bis dem Colonel die Luft ausgeht. Dann streitet er es ab. Kein Geschrei. Kein Gebrüll. Bloß dieses kalte schlichte Leugnen. Der Colonel fällt wieder über ihn her. Der Major läßt sich das ungefähr zwei Minuten lang bieten, vielleicht sogar länger, dann schlägt er dreimal zu und bringt den Colonel fast um.«
    Viar trank noch ein wenig Whisky, ein beinahe nachdenkliches Nippen, und sagte: »Ich hab direkt dabeigesessen, und wenn ich geblinzelt hätte, hätt ich’s verpaßt. So verdammt schnell war er.«
    »Was ist mit ihm passiert – dem Major?«
    »Was glaubst du denn? Die haben ihn festgenommen und ins Wachlokal gesteckt – oder was da als Wachlokal galt. War eher so was wie n kleines Motel mit Fenstergittern und Eisentüren. Die Anklage war ›Tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten‹. Da hab ich dann ein bißchen rumgeschnüffelt und ihn danach besucht. Den Major.«
    »Warum?« sagte Winfield. »Sicher nicht, um ihm Trost und Beistand zu spenden.«
    Viar starrte in sein halbleeres Glas. »Ist dir je aufgefallen, daß Mickymaus nur drei Finger hat?«
    »Das erstemal, als ich fünf war. Vielleicht sechs.«
    Viar blickte zu Winfield auf. »Also, das Mickymaus-Siegel auf dem Postsack, den wir vier in den Safe vom Colonel gesteckt haben, hatte drei Finger an jeder Hand. Aber die Mickymaus aufdem Siegel des Sacks, den der kleine Captain seinem Colonel ausgehändigt hat, hatte vier Finger. An jeder Hand.«
    »Woher weißt du das?«
    »Mein Kumpel in Salvadors DNI hat irgendwie den Postsack und das gebrochene Siegel an Land gezogen. Ich hab die vier Finger gesehen. Er natürlich nicht, und ich hab keinen Anlaß gehabt, es zu erwähnen.«
    »Du hast aber gesagt, der amerikanische Major hat das Siegel geprüft, als er die Übergabe übernommen hat.«
    »Er hat’s geprüft, um sicher zu sein, daß es nicht gebrochen ist. Er hat keine Finger gezählt. Wer würde das auch?«
    »Du.«
    »Ja, aber das ist mein Job. Oder war’s.«
    »Dann war es eine absichtliche plumpe Fälschung, die notfalls dem Major in die Schuhe geschoben werden konnte?«
    »Nh-hn«, sagte Viar. »Also, ich hab mich zuerst an die Zentrale gewandt und die drüber brüten lassen. Nachdem die sich wieder bei mir gemeldet haben, bin ich zum Major gegangen und sag ihm, seine amerikanischen Landsleute, der Colonel und der Captain, haben ihm zu wenig Wechselgeld rausgegeben.«
    »Hast du das in Ausführung eines Befehls gemacht?«
    »Meine Befehle lauteten, alles glattzubügeln.«
    »Aha.«
    »Ich sag dem Major, daß man ihn absichtlich provoziert hat, seinen Vorgesetzten zu schlagen. Ich sag ihm auch, genau darauf haben der Colonel und der Captain sich verlassen. Dann frag ich ihn, ob ihm die Vier-Finger-Maus auf dem Siegel aufgefallen ist, bevor er den Postsack dem Salvador-Captain übergeben hat.«
    »Und seine Antwort?«
    »Er schließt vielleicht fünfzehn oder zwanzig Sekunden die Augen, macht sie dann wieder auf. Das war seine Antwort. Dann sag ich ihm, der beste Deal, den er rausholen kann, ist den Dienstquittieren und die Army vergessen. Zum Schluß sag ich ihm noch, Langley schickt dem Atlacatl-Bataillon noch mal eins Komma zwei Millionen als Ersatz für das geklaute Geld, und daß die ganze Affäre damit vergessen ist – sogar die Tatsache, daß er seinem Vorgesetzten die Scheiße aus dem Leib geprügelt hat.«
    »Sein Kommentar – falls er einen gegeben hat?«
    »Kein Wort.«
    »Was dann?«
    »Sie haben ihn den Dienst quittieren lassen.«
    »War das alles?«
    »Fast – abgesehen von dem kleinen Salvador-Captain; der kommt heimlich zu mir und sagt, er denkt ans Desertieren, weil seine Vorgesetzten überzeugt sind, er hat was von dem gestohlenen Geld abgekriegt und keinen von ihnen beteiligt. Von mir will er die Namen von Colonel und Captain.«
    »Hast du ihm die Namen gegeben?«
    »Was meinst du?«
    »Du hast ihm die Namen gegeben«, sagte der General.
    Viar lächelte. »Ich hab ihm aber auch geraten, dem inzwischen Ex-Major einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.«
    »Wo war der?«
    »Wie

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