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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Atlacatl-Bataillon gekriegt, wer sonst?«
    »Du hast das Geld US-Militärberatern gegeben, die es ans Atlacatl-Bataillon weitergegeben haben?«
    Viar nickte nur und trank mehr Whisky.
    »Wieviel?« fragte der General.
    »Das Bataillon wollte fünf Millionen, aber wir haben ihnen nicht ganz die Hälfte gegeben, also ungefähr das, was sie erwartet hatten. Zwei Komma vier Millionen Dollar.«
    »War das zu der Zeit eine große, mittlere oder kleine Summe?«
    »Na ja, Washington hatte schon an die vier Milliarden in die Scheiße da gesteckt, also war das kein dickes Geld – außer für die, die es unter sich geteilt haben.«
    »Wie sah die Übergabe aus?«
    »Genauer bitte«, sagte Viar und trank seinen restlichen Whisky.
    »Worin war das Geld verpackt?«
    »Ein riesengroßer, alter, grauer Postsack der Deutschen Bundespost. Richtiges Ungetüm. Versiegelt.«
    »Wie versiegelt?«
    »Mit nem Viertelzolldraht und nem dicken Klumpen Lötzinn. Das eigentliche Siegel war ein in das Lötzinn gedrückter Stahlstich von Mickymaus. Kleiner Scherz einer großzügigen Nation.«
    Winfield nahm die Scotchflasche, ging zu Viar und goß ihm etwa eine weitere Unze ein. Als er wieder auf der Couch saß, fragte er: »Warum ein deutscher Postsack?«
    »Weil, wenn der von nem Lkw runterfällt, können wir es den Krauts in die Schuhe schieben.« Viar lächelte flüchtig. »Noch so ein Scherz. Der Sack war einfach richtig. Das ist alles.«
    »Wo hast du das Geld übernommen?«
    »In der Botschaft. Wohin hätte Langley das sonst liefern sollen?«
    »Und dann?«
    »Dann bin ich zu unseren Army-Jungs gegangen, den Beratern, die das den Atlacatl-Offizieren aushändigen sollten.«
    »Wer waren unsere Army-Jungs?«
    »Ein Colonel und ein Captain.«
    »Du hast ihnen das Geld gegeben?«
    Viar nickte.
    »Was dann?«
    »Dann haben wir es zu dritt gezählt.«
    »Und danach?«
    »Danach holen sie einen Major rein – n Typ, der gut Spanisch spricht –, der die Übergabe machen soll. Sie sagen ihm, was er zu tun hat, und er sagt, fein. Dann fragt er, wieviel in dem Sack ist, und sie sagen, zwei Komma vier Millionen. Er sagt, schön, zählen wir’s. Der Colonel sagt, das ist alles schon gezählt. Nicht in meiner Anwesenheit, sagt der Major, dann verlangt er mit allem Respekt, im Interesse von Fairness und Redlichkeit, wie er sagt, daß wir die ganze Knete noch mal zählen. Das machen wir dann. Alle vier zusammen.«
    »Was dann?«
    »Dann stecken wir es wieder in den deutschen Postsack und versiegeln alles wieder mit Draht, Lötzinn und Mickymaus. Dann sehen wir zu, wie der Colonel es für die Nacht in seinen großen Safe steckt – alles in Gegenwart von Major Thomas dem Ungläubigen.«
    »Weiter«, sagte Winfield.
    »Am nächsten Morgen machen der Colonel und der Captain den Safe auf und händigen dem Major den Sack aus; er prüft das Siegel, dann bringt er das Geld seinem Kontaktmann, einem jungen Captain vom Atlacatl-Bataillon.«
    »Weißt du, welches Datum das war?«
    »Der sechste November.«
    »Weiter.«
    »Also, der Atlacatl-Captain bringt seinem Colonel den Sack. Zusammen machen sie ihn auf. Und was wohl? Das halbe Geld – eins Komma zwei Millionen futsch. Aber damit der Sack sich richtig anfühlt und wiegt, hat jemand ne Menge sorgfältig zugeschnittene Päckchen Zeitungspapier reingesteckt, alle fein mit Gummi umwickelt. Natürlich geht der Colonel an die Decke und kreischt und brüllt den Captain an, das ist ein ziemlich kleiner Kerl. Dann haut und trampelt der Colonel ne Weile auf ihm rum, bis er müde wird und den Namen von diesem amerikanischen Stück Scheiße wissen will, von dem der Captain das Geld gekriegt hat. Der Captain nennt unseren amerikanischen Major.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Dann hab ich Besuch von nem Freund beim DNI gekriegt ...«
    »Deren Geheimjungs.«
    »Genau. Und der ist wirklich stinkig. Der kleine Salvador-Captain ist bei ihm, ziemlich schlimm zugerichtet, und mein Freund verlangt Name, Rang und Dienstnummer aller darin verwickelten Nordamerikaner. Also nenn ich die Namen. Dann ruf ich den amerikanischen Colonel an und sag ihm, ich will sofort ein Treffen mit ihm, dem Major und dem Captain. Ich sag aber nicht, warum.«
    »O welche Umsicht und Tücke«, sagte der General.
    Viar nickte in fröhlicher Zustimmung. »Bloß um meinen Arsch abzusichern.« Er machte eine Pause, zündete eine weitere Zigarette an und trank wieder Whisky, ehe er fortfuhr. »Also, wie ich ankomm, sind alle drei da – der Colonel, der

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