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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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langsam im Wohnzimmer um. »Es scheint, Hank, daß du keine dieser Personen bist.«
    »Leider nicht.«
    »Nach den Morden steigt Colonel Hudson schnell – sehr, sehr schnell – zum Major General auf, und Captain Millwed bringt es zum Colonel, wobei er den Rang eines Lieutenant Colonel überspringt. Nun frage ich mich zwangsläufig, ob ihr Schweigen über die Morde mit ihrem meteorischen Aufstieg in den Rängen erkauft wurde und mit den eins Komma zwei Millionen, die sie stehlen durften, falls man sie nicht gar dazu ermuntert hat?«
    »Bin ich überfragt«, sagte Viar.
    »Der Name des unseligen Major. War der zufällig Partain?«
    »Edd-mit-zwei-ds Partain.«
    »Irgendeine Ahnung, wo er jetzt steckt?«
    »Null.«
    »Bedauerlich«, sagte der General; er stand auf. »Tja, ich danke dir sehr für deine Zeit und Geduld.«
    »Weshalb bist du wirklich gekommen?« sagte Viar; er stand nicht auf. »Das hast du doch alles schon gewußt, bevor du gekommen bist.«
    »Einiges, aber nicht alles«, sagte der General. »Du hast ein paar Punkte bestätigt und einige interessante, sogar amüsante, Detailsgenannt, die allem Wahrscheinlichkeit verleihen. Der Sack der Deutschen Bundespost, zum Beispiel, und das Siegel mit der vierfingrigen Mickymaus. Hat mir wirklich gefallen.«
    Viar blieb immer noch sitzen; er grinste den General von unten an. »Dann hast du bestimmt nichts dagegen, wenn ich General Hudson anruf und ihm sage, daß du hier warst und rumgeschnüffelt hast?«
    »Etwas dagegen?« sagte Winfield. »Lieber Himmel, Hank, das war doch der ganze Zweck meines Besuchs.«

12. Kapitel
    Um 21.23 Uhr Östlicher Standardzeit schloß General Winfield (er trug seinen Borsalino und den Kamelhaarmantel, den Kragen hochgeschlagen gegen die 2° C Kälte) die Vordertür des kleinen Hauses am Volta Place und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen. Fünf Minuten später, um 18.28 Uhr Pazifischer Standardzeit, bremste Edd Partain den Lexus Coupé in der geschwungenen Auffahrt des Eden am Wilshire Boulevard.
    Jack, der Türhüter, tauchte auf, als Partain aus dem Wagen stieg, wobei er den Schlüssel im Zündschloß ließ. »Er war noch mal da«, sagte Jack, als Partain mit der Hüfte die nicht ganz geschlossene Tür zugeschoben hatte, um das aufdringliche Du-hast-den-Schlüssel-steckenlassen-Dingdong zum Schweigen zu bringen.
    »Wer?«
    »Der falsche Bote von heut früh. Nur ist er diesmal ganz aufgegangen in seiner neuen Rolle als David Laney, feuchtfröhlicher Lebenskünstler.«
    Partain musterte den Türhüter einen Moment, bemerkte die fast zu regelmäßigen, noch jungen Züge, die leichte Bräune und die interessierten graublauen Augen. »Sie sind Schauspieler?« sagte er.
    »Von abends fünf bis morgens eins bin ich Jack, beflissener Türhüter. Die übrige Zeit bin ich Jack Thomson, ohne das übliche ›p‹, Gelegenheitsschauspieler.« Dann lächelte er – ein schräges, sorgsam mehrdeutiges Lächeln, das wunderbare Zähne enthüllte. »Das sollte man aber nicht sehen.«
    »Das liegt vor allem an der Stimme«, sagte Partain. »Keine Spur von irgendeinem Akzent.«
    »Tja, also, was ich gerade rede, ist mein Standardamerikanisch. Wenn es gewünscht wird, bringe ich auch tiefen Süden, Unterweltvon Jersey, West-Texas, Minnesota mit einem Hauch Skandinavien, brauchbares Cajun und fast ausdrucksloses Omaha, wo sich jetzt wegen der ganzen Weißbrotstimmen eine Menge dieser Direktwahl-Servicefirmen niederlassen.«
    »Kriegen Sie viel zu tun?«
    Thomson schüttelte den Kopf. »Hin und wieder mal Off-Sprecher für ne Fernsehwerbung und ein paar Radio-Spots. Angeblich seh ich für Filme zu sehr wie zweite Hauptrolle aus. Deshalb hatte ich fast gehofft, Laney wäre ausreichend bedröhnt, um mir eine zu langen und mir vielleicht die Nase zu brechen als kleinen, aber auffälligen Makel.«
    »Woher wissen Sie, daß Laney den Botenjungen gespielt hat?«
    »Von Tom vom Tagdienst. Bei Schichtwechsel tauschen wir das bißchen aus, was an Klatsch angefallen ist. Meistens gibt’s nicht viel zu bereden. Aber Laney und sein falscher Botenauftritt waren schon ganz gut.«
    »Wie breit war er heut nachmittag?«
    »Die Aussprache war gut, aber die Augen sind ganz schön rumgetanzt. Außerdem hatte er ein nettes Veilchen unterm rechten. Aber kein Getorkel. Kein blödes Lächeln. Muß aber ungefähr nen Liter Zeugs gegurgelt haben.«
    »Ich nehme an, er wollte wieder hoch zum Altford-Apartment.«
    »Hat drauf bestanden. Ich hab Jessie Carver angerufen, vom

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