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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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er den Dienst quittiert, lassen sie ihn aus dem Wachlokal raus und bringen ihn in San Salvador in so nem Läuseschuppen unter, wo er auf seinen Rückflug in die Staaten wartet. Da haben sich der amerikanische Ex-Major und der salvadoranische Fast-Ex-Captain getroffen und geredet. Und sofort danach hat der Major mich angerufen.«
    »Warum?«
    »Um mir zu sagen, daß ich da einen losen Faden rumflattern hab in Form eines kleinen Captains, der sich um jeden Preis rächen will. Der Ex-Major rät mir, den kleinen Captain außer Landes zu schaffen, ehe er jemand umbringt.«
    »Hast du das gemacht?«
    »Klar. Keine große Sache. Ich hab den Captain und seine Frau nach Mexico City fliegen lassen; da haben ein paar von unsern Jungs sie in Empfang genommen, ihnen ein paar Dollar gegeben und zum Abschied gewinkt. Als ich sicher bin, daß sie wirklich fort sind, besuch ich den Colonel und den Captain und erzähl ihnen, was ich gemacht hab.«
    »Wie haben sie reagiert?«
    »Na ja, sie konnten mir ja nicht grade sagen, sie wären dankbar, oder? Also haben sie bloß gesagt, es wäre eine kluge Entscheidung.«
    »Diese Amerikaner, Colonel und Captain«, sagte Winfield; dann machte er eine Pause, als müsse er überlegen, was als nächstes käme. »Sie haben nur drei Jahre gebraucht.«
    »Wozu?«
    »Damit Walker Laney Hudson vom Colonel zum Major General wird und Ralph Waldo Millwed vom Captain zum Colonel. Beide haben nicht im Golf gedient, was ihre schnelle Beförderung sehr merkwürdig aussehen läßt.«
    »Tja, darüber weißt du bestimmt mehr als ich.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Winfield. »Jedenfalls weiß ich, daß in der Vergangenheit gewisse hohe Offiziere jene haben befördern lassen, die ihnen schaden oder sie in Verlegenheit bringen konnten. Manche nennen das ›die Reihen schließen‹. Andere halten es für Erpressung. Was Hudson und Millwed angeht, habe ich eine Theorie über ihre jähen Beförderungen. Magst du sie hören?«
    »Solang es eine Theorie und kein Vortrag ist«, sagte Viar.
    Der General nickte und lächelte beschwichtigend. »Nehmen wir an, es gibt da diesen aufmüpfigen Priester, den wir loswerden wollen ...«
    »Wer ist wir?« fragte Viar.
    »Wer weiß?«
    »Ah ja.«
    »Jedenfalls ist dieser Priester Rektor der Mittelamerikanischen Universität, die im Ruf steht, Sympathie für die Sache der salvadoranischen Rebellen zu empfinden, die sich, wie du weißt, die Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti nennen, oder FMLN.«
    »Es ist ja doch ein Vortrag«, sagte Viar.
    »Sei langmütig mit mir«, sagte der General. »Am sechzehnten November neunzehnhundertneunundachtzig wird unser aufmüpfiger Priester, Ignacio Ellacuria, erschossen, zusammen mit fünf weiteren Priestern, ihrer Köchin und deren Tochter. Klingt fast wie der Titel eines französischen Films, oder? Sechs Priester, ihre Köchin und deren Tochter. «
    »Ich geh nicht in französische Filme; ich finde, genau wie deine Vorträge kommen sie nie zum Ende.«
    »Geduld«, sagte der General. »Ich will nur noch ein paar Punkte erwähnen und eine oder zwei Fragen stellen. Aus verschiedenen Quellen habe ich erfahren, daß ein CIA-Mann um acht Uhr am nächsten Morgen am Schauplatz der Priestermorde war. Ich muß wissen, ob du dieser CIA-Mann warst.«
    »Das war ein Latino«, sagte Viar. »Seh ich aus wie ein Latino?«
    Der General musterte ihn kurz, als ob er darüber befinden müßte, dann sagte er: »Zurück zu den jähen Beförderungen von General Hudson und Colonel Millwed. Heute ist es ziemlich weit bekannt, daß ein Kommando des Atlacatl-Bataillons die Priester und die beiden Frauen ermordet hat. Aber kaum eine Woche oder zehn Tage vor diesen Morden hast du, im Auftrag der CIA, dem damaligen Colonel Hudson und dem damaligen Captain Millwed zwei Millionen vierhunderttausend Dollar anvertraut, die sie eben diesem Bataillon übergeben sollten. Meine Frage: War das der Preis, den das Bataillon für den Kopf unseres aufmüpfigen Priesters verlangt hat?«
    »Wie soll ich das wissen? Ich war bloß der Geldbote.«
    »Als dann aber die Hälfte des Geldes gestohlen wurde, schob man die Schuld an diesem Diebstahl einem glücklosen Major der US-Army in die Schuhe. Und fast unmittelbar danach wurde weiteres CIA-Geld dem Bataillon übermittelt. Danach fanden die Morde an den Priestern und den unglücklichen Frauen offenbar fahrplanmäßig statt. Inzwischen ist jemand, oder sind mehrere Personen, um eins Komma zwei Millionen reicher.« Der General sah sich

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