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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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externen Telefon aus, und sie hat gesagt, nein, weder jetzt noch jemals. Aber da war Laney schon durch den Eingang, in den Lift und unterwegs nach oben.«
    »Ich dachte, die Türen wären immer zu«, sagte Partain.
    »Sind sie auch, aber er hatte die Schließkarte von jemand. Ich hab seinen Lift zwischen den Etagen gestoppt, den andern genommen, ihn rausgeholt und bin mit ihm sechs Treppen runter. Irgendwie ist er über meinen Fuß gestolpert und die letzten paar Stufen gefallen; war aber sofort wieder auf den Beinen, wie getitscht, und hat versprochen, er kommt wieder, wenn ich freihabe.«
    »Haben Sie ihm die Schließkarte weggenommen?« fragte Partain.
    »Gehört nicht zu meinen Aufgaben.«
    »Sie machen um eins Schluß, ja?«
    Der Türhüter nickte, mit einem dünnen Lächeln.
    »Dann warte ich auf ihn«, sagte Partain.
    Das dünne Lächeln war noch immer da, als Jack Thomson sagte: »Das hab ich mir gedacht.«
     
    Jessica Carver nahm sich eine zweite Portion Corned Beef Hash aus der alten Eisenpfanne, die Partain auf den Erbtisch in der Küche gestellt hatte. Links neben der Pfanne stand eine gelbe Keramikschüssel mit gemischtem Salat aus Tomaten, zweierlei Blattsalat und dünngeschnittener Süßzwiebel, angeblich aus Vidalia, Georgia. Die Sauce war die einzige, die Partain verwendete: neun Zehntel Olivenöl, ein Zehntel Rotweinessig, in Essig gequollenes Salz, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer und mehr Knoblauch, als die meisten Leute mochten. Jessica Carver nahm auch vom Salat nach.
    Sie aßen schweigend, bis Carver fertig war, sich auf dem Stuhl zurücklehnte und sagte: »Sie kochen wirklich gern?«
    »Nein.«
    »Warum dann die Mühe?«
    »Weil’s billiger ist, als essen zu gehen.«
    »Ihre Bettelknaben-Nummer, ist das Armut oder Geiz?«
    »Ein bißchen was von beiden.«
    »Womit haben Sie sich bei der Army die Zeit vertrieben, wenn kein Dienst war?«
    »Ich hab viel gelesen.«
    »Was?«
    »Europäische Geschichte. Beim Ersten Weltkrieg hab ich immer aufgehört.«
    »Warum?«
    »Weil ich schon wußte, wie das 1945 ausgehen würde.«
    »Das war das Ende vom Zweiten, nicht vom Ersten.«
    »Ah ja?« sagte Partain und lächelte, um der Antwort die Schärfe zu nehmen. Er lächelte noch immer ein wenig, als er sagte: »Erzählen Sie mal von sich und Dave Laney.«
    »Hab ich Ihnen doch schon gesagt. Er ist ein Arschloch, mit dem ich in Mexiko zusammengelebt hab.«
    »Wo haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Himmel, wie ich diese Frage hasse«, sagte sie. »›Wo habt ihr zwei euch kennengelernt?‹ Als ob da jeder eine witzige Antwort erwartet – wie im Film. Deshalb hab ich ne Weile was Entsprechendes gesagt – ›Der Zimmerkellner im Biltmore hat mich ihm auf dem Tablett präsentiert‹.«
    »Dave sagt, Sie haben sich bei der Dukakis-Kampagne achtundachtzig getroffen.«
    »Da hat er gelogen. Wir haben uns im November einundneunzig kennengelernt, bei einem Hochzeitsempfang in Beverly Hills, zu dem meine Mutter mich geschleppt hat. Ich weiß nicht, wieso Dave da war; er schien weder die Braut noch den Bräutigam zu kennen. Millie ist durchs Lokal gestreift wie ein Kojote. Ich hab in einer Ecke gestanden und den Gratis-Dom-Pérignon getrunken; ich hatte was an, was ich bei Nordstrom im Valley von der Stange gekauft hatte, für sechsundneunzig Dollar; sah aber aus wie für neunhundertsechzig. Das ist der Grund, weshalb Dave mich angemacht hat. Er hat gedacht, ich seh nach Geld aus.«
    »Tun Sie auch«, sagte Partain.
    »In der Stadt hier kann doch fast jede, die aus der Sonne bleibt, noch keine vierzig ist und keine Probleme mit dem Gewicht hat, nach Geld aussehn. Männer können einem so was irgendwie nicht vormachen. Daß sie Geld hätten, mein ich. Dave kann’s jedenfalls nicht.«
    »Wieso?«
    »Nehmen Sie bloß die Kleider, die er trägt. Er sieht aus wie ein richtiger Freilufttyp, der am Rodeo Drive zu Carroll & Co geht und sagt: ›Ich will was haben, das nach Knete aussieht.‹ Und das verkaufen sie ihm dann: Zeug, in dem er aussieht wie einer, der reich aussehen will, es aber nicht ist.«
    »Was ist Dave denn – mittelreich?«
    Sie musterte ihn eine oder zwei Sekunden, setzte ein kleines, überlegenes Lächeln auf und sagte: »Er hat Ihnen von seinen Treuhandfonds erzählt, ja?«
    »So nebenbei.«
    »Die zwei Fonds, je eine Million, die von scheintoten alten Bankern in Boston verwaltet werden?«
    Partain nickte.
    »Also, es sind keine zwei Fonds zu einer Million. Es ist ein Hunderttausend-Dollar-Fonds bei

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