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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Briefumschlag nach ihm. »Los, zählen Sie’s nach. Stimmt alles.«
    »Dann brauch ich es ja nicht zu zählen«, sagte Partain, nahm den Umschlag und schob ihn in die Tasche seines alten Bademantels.
    »Also, ich weiß nicht, vielleicht haben Sie ja nicht alles gemacht, was Colonel Milkweed sagt, das Sie ...«
    »Colonel Millwed.«
    »... sagt, das Sie gemacht haben, aber ich kann mir einfach das Risiko nicht leisten, daß so ein, also, irgendein Wilder zwischen meinen Waffen durchknallt. Man weiß ja nie, was da passieren kann.«
    »Weiß man nie«, bestätigte Partain.
    »Sie wollen jetzt bestimmt versuchen, mir das auszureden, weil Sie wissen, was ich für n Softie bin. Aber diesmal bleib ich ganz bestimmt hart. Also versuchen Sie’s gar nicht erst.«
    »Okay«, sagte Partain. »Tu ich nicht.«
     
    Es gab nicht viel zu packen. Ein paar Bücher, der kleine Sony-Weltempfänger, Kleidung und Toilettenartikel, ein paar persönliche Papiere, eine Kamera und anderthalb Flaschen trinkbarer Whiskey – gerade genug, um eine Army-Stofftasche ganz unddie alte Reisetasche aus Kaffernbüffelleder, die er vor Jahren billig in Florenz gekauft hatte, fast vollzukriegen.
    Nichts an Geschirr, Gläsern, Besteck, Töpfen, Pfannen, Möbeln und Bettzeug. All das gehörte Neal, dem Vermieter, der sagte, es täte ihm leid, Partain als Mieter zu verlieren, und an Weihnachten gefeuert zu werden, gehöre in eins dieser Scheißrekordbücher. Partain stimmte zu, verabschiedete sich telefonisch und wählte dann eine Nummer in Washington, D. C. Nach dem dritten Klingeln meldete sich eine Männerstimme mit den letzten vier Ziffern, die Partain eben gewählt hatte.
    »Partain hier«, sagte er. »Die haben gestern Millwed geschickt, und heut früh bin ich gefeuert worden. Mein Weihnachtsbonus.«
    »Wenn du griechisch-orthodox wärst wie ich, hättest du noch zwei Wochen bis zum richtigen Weihnachten, dann wär dein Selbstmitleid nicht so groß. Millwed, was? Ralph Waldo Millwed, unser Karrierecolonel, angeblich der kommende Mann.«
    »Wer sagt das?«
    »Gerüchte, was denn sonst.«
    »Irgendwelche Vorschläge?« sagte Partain.
    »Zufällig – und was für ein Zufall – gibt’s da was. Ist aber eher ein Vorfühler als ein richtiges Angebot.«
    »Laß mal hören.«
    »Eine wohlhabende ältere Person, zweiundsechzig, liegt in Los Angeles im Sterben. Sucht cleveren, aggressiven Draufgänger, der hilft, ein letztes Problem zu lösen. Interessiert?«
    »Wie sieht das Problem aus?«
    »Keine Ahnung, bringt aber tausend pro Woche plus Logis.« »Wie viele Wochen?«
    »Bis daß der Tod euch scheidet, schätzungsweise«, sagte der Grieche.

2. Kapitel
    Mit seinem vorletzten Fünfziger bezahlte Partain den Fahrer des freien Taxis, das er am Flughafen von L.A. angehalten und heruntergefeilscht hatte. Als der Wagen abfuhr, steckte er die 30$ Wechselgeld ein, drehte sich um und musterte die Privatklinik auf der Nordseite des Olympic Boulevard, ein paar Blocks östlich von Century City.
    Es war kurz nach sechs abends und dunkel an diesem drei Königen geweihten Dienstag im Januar. Partain überlegte, ob die Klinik schon den Weihnachtsschmuck entfernt oder sich gar nicht die Mühe gemacht hatte, welchen anzubringen. Eigentlich war es ihm egal, aber er hielt seine milde Neugier für überraschend, vielleicht sogar ermutigend.
    Bei Betrachtung der Klinik kam Partain der Verdacht, daß der Architekt Liebhaber langer, fahler Granitplatten war und der Gartengestalter eine Schwäche für dürreresistente Pflanzen hatte – die teure Sorte, die auch bei Wolkenbruch noch durstig wirkt. Beträchtliches Geld war auch in die äußere Sicherheitsbeleuchtung gesteckt worden, und Partain, der etwas davon verstand, fand nichts daran auszusetzen.
    Mit seiner Kaffernbüffelledertasche betrat er die Klinik, mied die Rezeption, nahm einen Aufzug zur obersten Etage, der fünften, und glitt in ein geräumiges Eckzimmer, wo dem Griechen zufolge seine prospektive Arbeitgeberin an einer seltenen, nicht diagnostizierbaren Krankheit im Sterben lag.
    Partain fand sie im Schneidersitz auf einem Klinikbett; sie trug einen roten chinesischen Seidenrock mit zahlreichen kleinen, goldenen Drachen, die einander entweder angähnten oder anbrüllten. Sie hatte eben ein Stück – das letzte, wie er feststellte – einer kleinen Pizza gegessen, direkt aus der Schachtel, in der sie geliefert worden war, und spülte jetzt den letzten Bissenmit dem letzten Rest aus einer Flasche Beck’s-Bier

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