Die im Dunkeln
Sie’s innerhalb von drei Tagen, dann kriegen Sie noch mal fünfzigtausend. Wenn’s länger dauert, kriegen Sie nur das, was da im Sack ist.«
»Was ist mit Spesen?«
»Spesen kriegen Sie auf jeden Fall.«
Kite zog die Winkel seines breiten Munds herab und bildete die beiden Haken aus, die Millwed inzwischen haßte, weil sie oft bedeuteten, daß der kleine Scheißer sich gerade etwas ausgedacht hatte, was kompliziert, teuer und wahrscheinlich zu gut war, als daß man es ablehnen konnte.
»Wie hat Ihnen die Art gefallen, wie meine mexikanischen Freunde da drüben diesen Expreßauftrag erledigt haben?« sagte Kite.
»Ich wußte nicht, daß es Mexikaner waren.«
»Na ja, eigentlich Mexiamerikaner, aber wie haben sie es Ihrer Meinung nach gemacht – diese Neffensache?«
»Sie haben das gemacht, wofür sie bezahlt worden sind«, sagte der Colonel; er lächelte flüchtig, fragte dann: »Brauchen die ein Empfehlungsschreiben?«
»Nein, aber wenn ich drüben bin, dachte ich, ich könnte sie als Rückendeckung nehmen; ich zahl das aus der eigenen Tasche.«
»Emory«, sagte der Colonel; seine Stimme war nahezu tonlos, aber sehr warnend.
Kite riß die Augen in gespielter Nervosität auf. »Was?«
»Sie werden diese Sache unter keinen Umständen delegieren. Klar?«
»Wär mir nie eingefallen. Ich rede von Rückendeckung – für Notfälle. Der General will Maßarbeit, und ich mach es genau so, wie er es haben will. Peilen Sie Ihr Ziel an, hat er mir immer gesagt, und dann volles Rohr drauf. So hat er’s gern, und Captain und Mrs. Mittelamerika sind ein gutes Beispiel dafür. Der Neffe vom General auch. Und dafür muß man den General bewundern, weil, ich kann mir nicht mal ausmalen, was ihn das gekostet haben muß. Ich red nicht von Geld. Ich meine, was er dabei gefühlt haben muß.«
»Er hat nichts gefühlt«, sagte der Colonel.
»Das kann ich nicht glauben, Ralphie«, sagte Kite, der offensichtlich jedes Wort glaubte. »Sein eigener Neffe.«
»General Hudson hat vor langer Zeit beschlossen, daß Bedauern und Reue unnütze Gefühle sind. Nachdem er es beschlossen hatte, hat er sie sich entfernen lassen.«
Kite gluckste. »Das gefällt mir. Aber wissen Sie, was man so sagt? Es heißt, eh er nach Vietnam gegangen ist, damals, als er Lieutenant oder Captain war, da hat er sich den Blinddarm rausnehmen lassen, obwohl der ganz in Ordnung war. Muß sich wohl gedacht haben, da unten am Arsch der Welt ne Blinddarmentzündung kriegen wär, wie Sie sagen, unnütz. Vielleicht haben die ja, wie sie ihm den Blinddarm rausgenommen haben, auch die Drüsen für Bedauern und Reue rausgeschnitten. Was meinen Sie?«
»Ich meine, Sie kommen wohl besser auf den Punkt, wenn’s einen gibt.«
»Der Punkt ist Twodees.«
»Macht er Ihnen Sorge?«
»Der? Nee. Aber wenn er erledigt ist; ich nehm an, er ist der letzte – der letzte, über den ihr Jungs euch den Kopf zerbrechen müßt, jedenfalls. Dann bleiben nur ich, Sie und der General, die wissen, was mit den beiden Kids aus El Salvador, dem Neffen und Twodees passiert ist.«
»Kommen Sie zur Sache, Emory.«
»Also, ich denk mir – und da hätt ich gern Ihren Rat zu –, aber was ich mir gedacht hab, ist, vielleicht sollte ich so was wie ne Versicherung abschließen.«
»Welche Art?« sagte der Colonel.
»Die übliche. Mir nen Anwalt suchen und dem einen von diesen Nur-öffnen-falls-mir-was-Fieses-passiert-Briefen geben.«
Colonel Millwed beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf die Knie, faltete die Hände und musterte Kite mit Augen wie graues Eis, das nie tauen wird.
»Tun Sie, was Sie wollen, Emory. Aber sollte mir je etwas Schlimmes zustoßen, passiert Ihnen und General Hudson etwas genauso Schlimmes. Ich kann nur vermuten, daß General Hudson ähnliche Arrangements getroffen hat.«
Kite nickte zufrieden, mehrmals, und sagte: »Gut zu hören, Ralphie. Daß jeder von uns auf sich aufpaßt, bedeutet, daß wir alle aufeinander aufpassen. Wie die Drei Musketiere. Oder so.«
»Oder so«, stimmte der Colonel zu und lehnte sich im Sessel zurück.
Kite rutschte von der Couch und stand auf, die Geldtüte an die Brust gedrückt. »Also. Ich ruf am besten jetzt die Frau von meinem Reisebüro zu Hause an, ob sie mich in die Zehn-Uhr-Maschine nach L.A. kriegen kann. Haben Sie was dagegen, wenn ich Erster fliege?«
»Nichts.«
»Sie bleiben hier, bis ich wegen dem Flug Bescheid weiß?« »Hatte ich eigentlich vor.«
»Ja«, sagte Kite, »hab ich mir gedacht.« Er
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