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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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nach den Wahlen entdeckt?«
    Sie nickte. »Am vierten November.«
    »Wo waren Sie am Wahlabend und in der Nacht?«
    »Nach zwölfjähriger Wanderung durch die Wüstenei der Politik? Ich habe gefeiert.«
    »Mit einem Drink oder zwei, nehm ich an.«
    »Fünf oder sechs.«
    »Sind Sie spät heimgekommen?«
    »Sehr spät. Gegen drei Uhr morgens.«
    »Ins Bett gefallen?«
    »Ich hab’s noch geschafft, mich auszuziehen.«
    »Dann hätte Dave an dem Nachmittag oder Abend herfliegen können, den Safe aufmachen, irgendwann nach eins, wenn Jack vom Nachtdienst aufhört, dann ist er am Vormittag, spätestens Mittag wieder in Guadalajara, bevor irgendwer merkt, daß er fort war.«
    »Wo sind dann meine eins Komma zwei Millionen?«
    »Wieviel sind fünf Prozent davon?« sagte Partain.
    Die Zahl kam zuerst, sofort gefolgt von Zorn. »Sechzigtausend Dollar – fast genau das, was er auf Jessies Bett geworfen hat. Der Hurensohn klaut mein Geld, im Auftrag, und dann nimmt er meine Tochter aus. Was für ein Stück Scheiße.«
    Partain nickte nur und sagte: »Haben Sie Jessie je eine Schließkarte für das Gebäude und die Wohnung hier gegeben?«
    »Als ich eingezogen bin. Manchmal war sie ein Wochenende oder sogar einen Monat lang hier, wenn sie gerade zwischen zwei Jobswar. Aber vor drei oder vier Monaten hat sie mir geschrieben, sie hätte die Karte verloren und ich sollte doch die Schlösser auswechseln lassen oder was man so tut, wenn eine Schließkarte verlorengeht. Ich bin einfach nie dazu gekommen.«
    Partain langte in seine Tasche und holte die Schließkarte heraus, die er aus dem Mund des toten Dave Laney gezogen hatte. Altford starrte sie einen Moment an und fragte dann: »Woher haben Sie die?«
    »Jemand hat sie in Daves Mund gesteckt.«
    »Was soll das sein – eine Drohung? Eine Warnung? Ein Fluch?«
    »Sie sollen sich den Kopf zerbrechen, was es sein soll.«
    »Was ich wissen muß – wer zum Teufel hat Dave darauf angesetzt? Wer hat ihn dazu gebracht, eine Million zweihunderttausend Dollar für eine Provision von lausigen fünf Prozent zu stehlen?«
    »Jemand, der das Geld haben wollte, darüber Bescheid wußte und Dave völlig in der Hand hatte.«
    »Okay. Sie sind mein Sicherheitsboss. Was mach ich jetzt?«
    »Verstärkung anfordern.«
    »Ach, Scheiße, Partain. Wen?«
    »Ihre alte Flamme, General Winfield.«
    »Warum? Ich meine: warum ihn?«
    »Weil er eine bedeutende Autorität in Sachen Major General Walker Hudson ist.«
    »Was hat ein aktiver Army-General mit mir und meinem Geld zu tun?«
    »Zum einen ist er Daves Onkel. Zum anderen ist er der Typ, dem ich unten in El Salvador die Scheiße aus dem Leib geprügelt habe.«

17. Kapitel
    Das hundertjährige rote Backsteinhaus war ein kleines, eingeschossiges Ding im 400er-Block der Fourth Street, Südost, und einen schönen Spaziergang entfernt von Kongreßbibliothek, Oberstem Gerichtshof, Capitol und dem Geburtshaus von J. Edgar Hoover.
    Sauber und ohne Belastung gehörte es Emory Kite, dem Privatdetektiv, der auf einer roten Plüschcouch saß, die so alt wie das Haus selbst war, und 50 000 $ in Hundertern zählte: auf einen Tisch mit Marmorplatte und geschnitzten Greifenbeinen, die Glaskugeln in den Klauen hielten.
    Es war 7.14 Uhr; Kite trug noch immer einen viel zu langen Bademantel oder Morgenrock aus grünem Samt, in dem er nach Ansicht von Colonel Ralph Millwed aussah wie einer der unappetitlicheren Disney-Zwerge. Grumpy, beschloß der Colonel, der die sieben Namen durchging, als er zusah, wie Kite das Geld schnell, sogar professionell zählte, wobei er nach jedem zehnten Schein den rechten Zeigefinger leckte.
    Als er die fünfhundertste Banknote erreicht hatte, steckte Kite die zehn Päckchen mit Banderolen wieder in die große braune Safeway-Einkaufstüte aus Papier, in der sie gekommen waren, knickte den Rand der Tüte dreimal um und sicherte ihn mit einer riesigen blauen Büroklammer aus Plastik.
    Er hielt die Tüte auf dem Schoß und rutschte auf der Couch nach hinten, bis die kurzen Beine fast waagerecht unter dem grünen Gewand hervorragten. Kite tätschelte (es war fast eine Liebkosung) das Geld und sagte: »Wann?«
    »Sie haben zweiundsiebzig Stunden«, sagte der Colonel.
    »Nicht genug. Reicht bei weitem nicht.«
    »Sehen Sie zu, daß Sie es schaffen«, sagte der Colonel.
    »L.A. ist ziemlich groß, Ralphie. Ich muß mich zurechtfinden, Spuren aufnehmen, Strecken abfahren, Chancen und Risiken kalkulieren. Braucht alles seine Zeit.«
    »Machen

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