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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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leiden, wenn ich sage, daß er so was hin und wieder getan hat. Und angenommen, der Dope-Deal läuft über sechzigtausend, aber sechs davon hat Dave schon ausgegeben. Wenn ich, wie Sie es nennen, das >eingetrieben‹ hätte, was er mir schuldet, viertausend, dann hätte er zehntausend zu wenig gehabt, und das ist ne Menge Geld in Mexiko. Und wenn Sie einem mexikanischen Dope- jefe so viel abknöpfen, kann Sie das den Kopf kosten. Deshalb hab ich nichts eingetrieben und nichts gestohlen von Daves Geld, wenn es seins war, was ich stark bezweifle.«
    »Das war eine hübsche kleine Rede zur Selbstentlastung, basierendauf reinen Annahmen«, sagte Knox. »Was ich will, sind Details. Egal wie banal.«
    »Okay. Banale Details. Das Taxi kommt. Ein Volkswagen. Ich geb dem Jungen, der mich zum Flughafen fährt, zwölf Dollar, ungefähr zwei Drittel von dem, was er an einem normalen Tag einnimmt, wie er sagt. Als ich in L.A. ankomme, habe ich noch vierunddreißig Dollar übrig. Vierundzwanzig habe ich für ein Taxi ausgegeben. Mein Nettowert ist jetzt vier Dollar und ein paar Gequetschte, und ich wäre sehr dankbar, Mann, wenn Sie jetzt Ihren Arsch aus meinem Gesicht nehmen könnten.«
    Knox’ Gesicht wurde glatt. Nichts bewegte sich. Die Gesichtsfarbe blieb unverändert leichtes Braun, und Partain diagnostizierte die vollkommene Reglosigkeit als Wut, sicher nicht Verlegenheit. Der amüsierte Ausdruck in Knox’ blauen Augen war gewichen oder ganz erstorben, als er sich zu Jessica Carver hinüberbeugte, und vielleicht hätte er sie angebrüllt, mit einer Drohung oder Warnung, wenn nicht Partain gesagt hätte: »Ich würde ihr gern ein paar Fragen stellen.«
    Knox lehnte sich zurück; sein Gesicht entspannte sich, als die Amüsiertheit wieder in seinen Augen aufglomm. »Klar«, sagte er, »warum nicht?«
    Partain nahm eine harmlose Positur ein, indem er den rechten Ellenbogen auf einen Beistelltisch aus Nußbaum stützte und das Kinn in die rechte Handfläche legte. Er wirkte nun leicht interessiert und gleichzeitig leicht gelangweilt.
    »Sie haben eine Morgenmaschine aus Guadalajara genommen«, sagte er; er ließ es eher wie eine beiläufige Feststellung klingen als wie eine Frage.
    Sie nickte.
    »Langer Flug?«
    »Etwas mehr als drei Stunden.«
    »Sie sind gegen eins oder zwei in L.A. angekommen?« Sie nickte wieder.
    »Wer hatte unten Türdienst – Tom?«
    »Ja.«
    »Hat er Sie reingelassen?«
    »Natürlich. Und angeboten, meine Tasche hochzuschleppen.«
    »Haben Sie ihn gelassen?«
    »Sie war schwer und ich müde.«
    »Kriegt er für so was Trinkgeld?«
    »Fünf Dollar – deshalb hab ich nur noch vier Dollar und Kleingeld.«
    »Was dann?«
    »Sie meinen, nachdem Tom gegangen ist? Also, ich hab die Tasche aufs Bett geschmissen, mir einen doppelten Wodka mit Eis eingegossen und getrunken, bis die Wanne voll war. Ich weiß nicht, wie lang ich gebadet hab. Vielleicht ne Dreiviertelstunde. Vielleicht länger. Dann hab ich ein langes, langes Nickerchen gemacht, bin wach geworden, hatte Hunger und war unterwegs in die Küche, als Sie im Wohnzimmer aufgetaucht sind und Ihre Tasche nach mir geworfen haben.«
    »Was für eine Tasche?« sagte Knox.
    »Ich hab Mr. Partain gesagt, keine Bewegung, sonst schieß ich. Er hat sich wie ein Kreisel gedreht und seine Ledertasche sausen lassen. Hat mich in den Magen getroffen und mir die Puste genommen.«
    »Was ist mit der Waffe?« sagte Knox.
    »Es gab keine Waffe«, sagte Carver. »Ich hab gelogen.«
    »Was hat Partain dann gemacht?«
    »Uns was zu essen gekocht«, sagte Jessica Carver.
     
    Es war 3.32 Uhr, als Ovid Knox endlich ging, und fast 4 Uhr, als Jessica Carver aufstand, gähnte und sagte, sie gehe jetzt schlafen.
    Alssie fort war, sagte Millicent Altford: »Sie haben gewartet, bis sie geht.«
    »Ich muß ein paar Fragen stellen«, sagte Partain.
    »Ich kann sowieso nicht schlafen, also schießen Sie los.«
    »Das kann jetzt persönlich klingen, ist es aber nicht. Was ist Ihr Geburtstag?«
    »Das ist kein Geheimnis. Siebzehnter Juli neunzehnhundert-dreißig.«
    »Kennen Sie Ihre Sozialversicherungsnummer auswendig?« Sie spulte sie ab. »Vier-vier-acht – achtzehn – vierunddreißig – fünfundzwanzig.«
    »Hundert Dollar darauf, daß die Kombination an Ihrem Safe entweder sieben siebzehn dreißig ist oder vierundvierzig acht achtzehn.«
    »Wette abgelehnt«, sagte sie.
    »Welche ist es?«
    »Mein Geburtstag. Sieben rechts, siebzehn links, neunzehn rechts, dreißig links.

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