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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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bis Partain sagte: »Tut mir leid, daß sie tot sind. Er war ein netter Kerl, wenn auch nicht besonders helle.«
    Nach einem weiteren längeren Schweigen fragte Winfield: »Halten Sie es für wahrscheinlich oder denkbar, daß all das irgendwie zusammenhängt – die Ermordung von Trigueros in Washington, Laneys Ermordung hier und der Anschlag auf Millie Altfords Leben?«
    »Etwas, was alles zusammenbringt?«
    »Mir würde schon ein gemeinsamer roter Faden reichen.« Eine Meile später sagte Partain: »Tja, ich zum Beispiel. Ich bin ein gemeinsamer Faden. Aber das gilt nur, wenn Sie eine Personsuchen. Leblose Fäden könnten Geld sein, Habgier, Politik, Rache oder Verrat.«
    »Ah, Verrat!« murmelte der General; seine Stimme war sanft und doch seltsam volltönend. »Eine der liebsten Abkürzungen der Geschichte.«
    »Kommt gleich neben Mord.«
    »Sie könnten recht haben, was Sie selbst angeht«, sagte der General. »Zufällig oder absichtlich kennen Sie die meisten der Spieler, zumindest flüchtig – General Hudson, natürlich; Colonel Millwed; Captain Trigueros und den ebenfalls verstorbenen David Laney und seine Geliebte, Jessica Carver – und ihre Mutter, Millicent Altford. Natürlich kennen Sie Nick Patrokis, und jetzt auch mich. Sie kennen sogar den ehemaligen CIA-Geldbriefträger in El Salvador, Henry Viar.«
    »An Viar hab ich seit Monaten nicht mehr gedacht«, sagte Partain.
    »Wozu auch? Aber jetzt bin ich beinahe überzeugt davon, daß Sie und der vorerwähnte Verrat die wahrscheinlichsten Fäden sind, die alles verbinden.«
    »Tja, Sie könnten am Faden zupfen und abwarten, was sich da aufriffelt«, sagte Partain. »Es gibt aber eine bessere Möglichkeit, festzustellen, ob ich derjenige welche bin.«
    »Und zwar?«
    »Warten, bis jemand versucht, mich umzubringen.«
    »Oder es schafft«, sagte der General.

19. Kapitel
    Später an diesem Januarnachmittag saß Millicent Altford im Schneidersitz auf dem hohen Klinikbett; sie trug ihre rote Seidenrobe mit den kleinen goldenen Drachen und sah die Wiederholung einer Telefon-Show mit drei in Washington stationierten Reportern. Die Reporter lauschten mit kaum verhohlener Trübsal dem Anruf eines ehemaligen Master Sergeant der Army aus Flagstaff, der von ihnen unbedingt wissen wollte, ob die Trilateral Commission soviel schlimmen Einfluß auf die neue Regierung haben würde wie auf die alte.
    Altford verpaßte die Antwort der Reporter, weil Liz Ball, die Nachtschwester, ins Eckzimmer kam und fragte: »Wollen Sie mit nem sechzehnjährigen Collegeprofessor reden, der behauptet, er ist so was wie die rechte Hand von Ihrem Typ da in Little Rock?«
    »Hat er sich irgendwie ausgewiesen?«
    Ball hob die Schultern. »Was er mir gezeigt hat, sieht okay aus.«
    »Schicken Sie ihn rein.«
    Marvin Gipson war ungefähr das, was Altford erwartet hatte. Mittelgroß. Dreißig oder einunddreißig. Der sehnige Körper eines Langläufers. Brille mit Schildpattgestell vor klugen blauen Augen. Sturer Mund unter einer Klugscheißer-Nase. Knochiges Kinn über einem langen, langen Hals und jede Menge hellbraunes Haar. Verpackt war er in eine Tweedjacke, weißes Button-down-Hemd, Chinos, Krawatte, die geliehen wirkte, und billige Slipper, frisch geputzt – sie nahm an, er hatte sie sich putzen lassen, als er in Stapleton International, Denver, umsteigen mußte und Zeit totzuschlagen hatte.
    Gipson lächelte sie an, mit dem perfekten Gebiß seiner Altersgruppe, und sagte: »Ich bin Marvin Gipson, Ms. Altford, und vielleicht Ihr größter Fan.«
    »O vielen Dank, Marvin, und wären Sie wohl so nett, mir das Telefon da zu geben?«
    Gipson reichte ihr den Apparat, und sie tippte elf Zahlen auswendig ein. Als der Anruf entgegengenommen wurde, sagte sie: »Hier ist Millie. Habt ihr Jungs mir einen Marvin Gipson hergeschickt?« Sie hörte sich die Antwort an, dann fragte sie: »Wie sieht er aus?«
    Sie starrte Gipson an, sagte mehrmals »aha«, als die Beschreibung durchs Telefon kam. Gipson steckte zuerst die Hände in die Hosentaschen und spielte mit Schlüsseln. Aber nach einem Stirnrunzeln von Altford zog er die Hände wieder heraus, und nach einem Moment der Unentschlossenheit faltete er sie hinter dem Rücken. Da waren sie noch immer, als Altford sagte: »Danke, Phil, bloß um sicherzugehen«; sie legte den Hörer auf, musterte Gipson nachdenklich, glitt dann vom Bett und schwebte zum Minikühlschrank. Über die Schulter fragte sie: »Möchten Sie ein Bier, Marvin?«
    »Eine Cola light,

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