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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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»Indirekt jedenfalls.«
    »Wo?« sagte Partain.
    »Auf einem Foto. Vier Leute waren drauf. Sie und drei andere.«
    »Wer waren die drei anderen?«
    Sie beantwortete seine Frage mit einer eigenen. »Sie haben nicht zufällig gestern nachmittag meinem alten Vater ins Herz geschossen, oder?«
    »Ich war gestern nachmittag in L.A., und es tut mir leid, daß Hank tot ist.«
    »Wirklich?« sagte sie, musterte ihn einen Moment und nickte. »Ja, ich glaube, das stimmt beinahe. Hank hat mir das Foto gezeigt, einen oder zwei Tage vor seinem Tod. Er war drauf. Sie waren drauf. Und Colonel Millwed, nur daß er damals Captain war.«
    »Wer noch?«
    »Wer drauf war? Colonel Walker Hudson – heute Major General Hudson.«
    »Was hat Hank über uns gesagt?«
    »Daß ihr drei echt miese Bastarde wärt. Hatte er recht?«
    »Bei zweien von uns ja«, sagte Partain. »Der dritte ist ein Schlappschwanz.«
    »Sie sind aber nicht der dritte, oder?«
    Ehe Partain antworten konnte, sagte Patrokis: »Als Shawnee ihren Vater fand, hat sie General Winfield hier angerufen und mich statt dessen erwischt. Ich habe getan, was ich konnte, aber sie ist noch immer ein bißchen unter Schock.«
    »So, bin ich?« sagte sie, starrte Patrokis länger an, wandte sich wieder an Partain und musterte ihn, drehte sich dann wieder zu Patrokis um und fragte: »Ihr kennt euch aus Vietnam?«
    Patrokis nickte. »Er hat mir das Zippo an den Kopf geworfen.«
     
    Sie aßen am Kartentisch. Sie aßen die griechischen Gerichte, die der Onkel aus dem Restaurant im Erdgeschoß hochgeschickt hatte. Sie waren zu dritt, aber der Onkel hatte genug für vier geschickt, sogar mehr als genug, und ein junger nicaraguanischer Hilfskellner hatte alles die Treppe heraufgeschleppt. Partain gab ihm zehn Dollar Trinkgeld und notierte es in seinem Notizbuch für Spesen.
    Nach dem Essen räumte Patrokis alles beiseite und verstaute eben den Klapptisch, als Partain fragte: »Wie geht das Geschäft?«
    »Vorigen Monat hatten wir neunzehn Neuzugänge, vier Abgänge durch Tod und Verstimmung, und ungefähr sechsundneunzig Prozent haben unser Nachrichtenblatt wieder verlängert.«
    »Sie geben ein Nachrichtenblatt heraus?« fragte Shawnee Viar.
    »Sieben- bis achtmal im Jahr.«
    »Wie heißt es – ›The VOMITorium‹?«
    »›The VOMIT Verifier‹.«
    »Was wird da verifiziert?«
    »Betrug und Scheiß.«
    »Wer schreibt’s?«
    »Ich habe ungefähr ein Drittel geschrieben«, sagte Patrokis. »Der Rest sind Beiträge von Mitgliedern.«
    »Ich hab mal ein unregelmäßiges Acht-Seiten-Blatt für ein Krankenhaus ediert«, sagte sie. »Wir nannten es ›Schreie aus der Geschlossenen‹. Ich hab alles am Computer gemacht.«
    Patrokis seufzte. »Wir haben einen Computer, aber ich weiß immer noch nicht, wie man damit umgeht.«
    Sie lächelte ihn an. »Und Sie wollen’s auch gar nicht lernen, oder?« Sie wartete die Antwort nicht ab. »Ich sag Ihnen was. Ich komm her und benutz ihn, um alle Akten und Unterlagen zu speichern, und mach den Versand und auch noch das Nachrichtenblatt. Spart Ihnen wahrscheinlich einen Haufen Geld. Wieviel zahlen Sie mir, wenn ich Ihnen einen Haufen erspare?«
    Patrokis blickte Partain ratsuchend an. Partain reagierte nicht. Patrokis biß sich auf die Unterlippe, räusperte sich und sagte: »Ist mir schrecklich peinlich, aber ich nehm an, wir könnten Ihnen mal grade tausend pro Monat zahlen.«
    »So viel?« sagte sie. »Ich nehme an. Wann soll ich anfangen?«
    »Morgen?«
    »Morgen muß ich den lieben alten Daddy beerdigen, aber das ist vormittags. Ich könnte hier sein um eins – oder halb zwei?«
    Patrokis wandte sich ab, sah sich langsam, wie zum letzten Mal, im Vomit -Hauptquartier um, drehte sich wieder zu Shawnee Viar und sagte: »Eins oder halb zwei ist in Ordnung.«
    »Wo ist die Trauerfeier?« fragte Partain sie.
    Sie nannte ein Bestattungsunternehmen auf der Wisconsin Avenue und sagte. »Elf Uhr, und es gibt keinen förmlichen Nachruf, aber ich hab einen aufgetrieben, der ein paar Worte sagen wird.«
    »Wer?« sagte Partain.
    »General Hudson.«
    »Haben Sie ihn angerufen oder er Sie?«
    »Ich ihn«, sagte sie. »Im Pentagon. Er sagt, es wäre ihm eine Ehre.«
    »Warum nicht jemand von der Agency?«
    »Wer?« sagte sie. »Außerdem, wär es nicht nett, wenn’s der Mörder wäre, der die Lobrede auf sein Opfer hält?«

31. Kapitel
    Harold Finch, frischgewählter Abgeordneter eines sicheren Demokratenbezirks in Ohio, zeterte während des ganzen Essens über

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