Die im Dunkeln
einer Sekretärin namens Norma, die mindestens sechzig ist, und sonst nichts.
Joey stellt mich Norma vor, sagt mir, sie war bei Southwestern Bell Leiterin der Fernvermittlung, schließt mit einem Schlüssel eine Schublade auf und gibt mir eine getippte Liste mit Namen und Adressen und Telefonnummern, fast drei Zentimeter dick. Das war die Fettsack-Liste. Jeder Demokrat im Land, der geschätzte hunderttausend wert war oder mehr; heute wäre das ungefähr eine Million.«
Altfordmachte eine Pause, trank einen Schluck Wasser und fuhr fort. »Alles, was ich zu tun hatte, war, jeden Namen anrufen und denjenigen am anderen Ende dazu überreden, daß er mindestens tausend Dollar zur Stevenson-Kampagne beiträgt. Norma hatte eine sexy Altstimme und hat jeden Anruf als persönliches Gespräch vermittelt, sich langsam von Osten nach Westen vorgearbeitet. Alles mit Fernvermittlung damals. Kein Touch-Tone. Keine Direktwahl. Antike.
Ich habe Sizemore gefragt, was ich sagen soll. Er sagte, da ich in der Werbebranche bin, würde mir schon etwas einfallen. Es waren fast zweitausend Namen auf der Liste, und wir haben wirklich jeden einzelnen angerufen. Etliche auch zweimal.«
»Was war Ihre Trefferquote?« fragte der Abgeordnete.
»Neunundfünfzig Komma drei Prozent.«
»Großer Gott.«
»Dabei habe ich gelernt, was Leute dazu bringt, Politikern Geld zu geben.«
Der Abgeordnete lächelte. »Ist es ein Geheimnis?«
Sie schüttelte den Kopf. »Angst und Schmeichelei.«
Immer noch lächelnd, sagte Congressman Finch: »Was ist mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft?«
»Lassen Sie die Hoffnung fahren«, sagte sie.
Schweigen, bis MacArthur sagte: »Aber Stevenson hat verloren.«
Der Abgeordnete seufzte lang und tief, und als er fertig war, fragte Altford: »Wieviel hat es Sie gekostet, Joey Sizemore bei den Vorwahlen zu schlagen – neunhunderttausend, eine Million?«
»Ziemlich nah.«
»Eigenes Geld?«
»Soviel habe ich nicht«, sagte er.
»Tja, das haben die wenigsten Kandidaten für den Kongreß, bis sie ein paarmal wiedergewählt werden und eine eigene Kriegskasseaufbauen. Ich hab Joey ein Päckchen geschickt, hunderttausend, und er hat das sehr klug ausgegeben. Wenn ich ihm noch einmal hunderttausend geschickt hätte, hätte er sie naß gemacht.«
Der Abgeordnete lächelte wieder. »Warum haben Sie nicht?«
»Weil ich wußte, daß er bei den allgemeinen Wahlen verwundbar sein würde. Joey Sizemore ist nicht ganz die Little Rock genehme Sorte. Das haben die Republikaner gerochen, und die waren bereit, einen Haufen Geld auszugeben, wenn Joey die Vorwahl gewinnt. Aber nicht er hat gewonnen, sondern Sie, und die Republikaner haben gekniffen.«
Wieder Schweigen, bis MacArthur sagte: »Tut mir leid, Mrs. Altford, aber ich weiß noch immer nicht, worauf Sie hinauswollen.«
»Dann haben Sie nicht zugehört«, sagte der Abgeordnete. »Der Punkt ist, daß es alle zwei Jahre Vorwahlen gibt.«
»Und?«
Der Abgeordnete ignorierte ihn und wandte sich statt dessen an Millicent Altford. »Wieviel könnten Sie aufbringen, wenn ...« Er ließ die Frage ausklingen.
»Wenn ich in zwei Jahren noch immer sauer genug bin?« Finch nickte.
»Eine Million oder so, aber dazu müßte ich wirklich alles bis zum letzten Gefallen einfordern.«
Der Abgeordnete legte seinen gesamten beträchtlichen Charme in ein Lächeln. »Wir haben Sie nicht hierhin eingeladen, um Sie gegen uns aufzubringen, Mrs. Altford. Wir haben Sie hergebeten, damit Sie uns Ratschläge für die Reform der Wahlkampffinanzierung geben können.«
»Ganz einfach«, sagte sie. »Erklären Sie Großspenden für ungesetzlich. Schluß mit weichem Graugeld. Sorgen Sie für staatliche Finanzierung. Ziehen Sie Obergrenzen für Wahlkampfausgaben– proportional natürlich, damit einer, der in New York für den Senat kandidiert, mehr ausgeben kann als einer in South Dakota. Sie kennen alle Arzneien. Bloß wollen ja die meisten von euch sie nicht einnehmen.«
Der Abgeordnete nickte nachdenklich, wandte sich dann an MacArthur, der mit halbgeöffnetem Mund Millicent Altford anstarrte. »Ich wüßte keinen Grund, aus dem Mrs. Altford persönlich vor dem Unterausschuß erscheinen müßte; Sie etwa, Will?«
MacArthur schloß den Mund, schluckte, öffnete ihn dann wieder und sagte: »Vielleicht könnte sie statt dessen einfach einen Brief schreiben, mit ihren Ansichten.«
»Wären Sie dazu bereit – uns einen Brief zu schreiben? Er muß ja nicht lang sein.«
»Mit Vergnügen«, sagte
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