Die Insel der Krieger
und luftdurchlässig, jedoch so reißfest wie Seide und kein noch so feiner Staub konnte hindurch gelangen. »Was wollen wir jetzt tun? « , fragte Nalig. Mit einer derartigen Gegenmaßnahme hatte er nicht gerechnet. »Auf jeden Fall sollten wir abwarten, bis die Ferlah ganz sicher verschwunden sind und dann versuchen, Thorix zu finden«, beschloss Zalari und ging. Nalig stand auf und trat in Miras Hütte. Dort bangte Ilia um ihren Gefährten, den es mit Abstand am Schlimmsten getroffen hatte. Es gab keine Verletzung, die Mira b e handeln konnte. Das machte es schwierig zu sagen, ob er sich wieder erholen würde. Ilia war es gelungen, recht genau herauszufinden, we l che Beschwerden Eldo hatte. Schwere Krämpfe und verschwommene Sicht machten ihm zu schaffen und er bekam kaum Luft. Mira beha n delte ihn gegen alle Vergiftungen, die sie kannte, und gab ihm Kräuter, die seine Schmerzen lindern sollten. »Es ist das Beste, wenn er hie r bleibt. Ich werde gut auf ihn aufpassen und alles tun, was in meinen Kräften steht«, erklärte Mira. Ilia nickte zerknirscht. Nur mit Mühe verkniff sie sich die Tränen.
An diesem Tag besserte sich Eldos Zustand nicht. Nalig war w ü tend, als am Abend endlich Kaya auftauchte. »Wo seid Ihr gewesen? « , wollte er wissen und bemühte sich nicht einmal um einen höflichen Ton. »Schert Ihr Euch denn gar nicht mehr um das, was auf dieser Insel geschieht? Wir waren so kurz davor alle zu sterben wie nie z u vor. « Kaya ließ sich nicht aus der Fassung bringen. »Es ist mir keine s wegs gleichgültig, was auf Kijerta geschieht. Ich weiß durchaus, wie brenzlig die Lage war. Ich weiß, dass es dir nicht gelungen ist, Merlin zur Verwandlung zu bringen, welch großes Opfer Eldo gebracht hat und auch, dass Thorix nicht zurückgekehrt ist. Und glaube nicht, dass mich das nicht betroffen macht. Aber es gab nichts, was ich hätte tun können. « »Als die Ferlah uns das letzte Mal auf Kijerta angegriffen haben, habt Ihr etwas getan, um uns zu retten. « »Ich habe damals die Zauber genutzt, die auf dieser Insel liegen und Kijerta damit sehr g e schwächt. Das kam heute nicht infrage. Etwas zehrt an den Schut z zaubern. Irgendetwas stimmt nicht auf Kijerta und ich bin dabei he r auszufinden, was es ist. « Nalig lief ein Schauer über den Rücken. »Was meint Ihr mit ‚irgendetwas stimmt nicht auf Kijerta’? « Die Göttin blickte ihn durchdringend an. »Du weißt, was ich meine. Du hast auch bemerkt, dass hier etwas Eigenartiges vor sich geht. Noch kann ich nicht sagen, was es ist. Doch ich bin mir sicher, dass die Bedrohung durch das, was auf dieser Insel lauert, größer ist, als jene, die von den Ferlah ausgeht. « Kaya ging an ihm vorbei und verschwand auf der Treppe zu ihrem Zimmer. Nalig blieb niedergeschlagen zurück. Wann immer er glaubte, es könne nicht noch schlimmer kommen, zeigte sich das Gegenteil. Doch ein erfreuliches Ereignis gab es noch an diesem Tag. Es war schon dunkel, da erhellte orangefarbenes Licht den Hi m mel. Nalig und Ilia, die vor dem Zubettgehen noch einmal nach Eldo gesehen hatten, bemerkten es sofort. »Das ist Thorix«, stellte Nalig fest und rannte zum Innenhof. Ilia folgte ihm so schnell sie konnte. Kazard sah schlimm aus. Das Fell auf der gesamten linken Seite war verbrannt und er sank erschöpft ins Gras nieder, kaum dass er gela n det war. Thorix war weitestgehend unverletzt, nur seine Rüstung hatte schweren Schaden genommen. »Ich hätte es nicht für möglich geha l ten, dass ich mich einmal so darüber freuen würde, dich zu sehen«, stellte Nalig fest und klopfte Thorix auf die Schulter. Ein schwaches Lächeln flackerte im Gesicht des müden Kriegers auf. »Es tut mir so leid, dass ich nicht mit euch fliegen konnte«, beteuerte Nalig. »Es hätte keinen Unterschied gemacht«, entgegnete Thorix. Da kam Zalari aus dem Tempel gerannt. Er trug schon sein Nachthemd und umarmte Thorix kurzerhand. »Ich bin so froh, dass du zurück bist. Ich wollte dir helfen. Aber Aro hat es nicht zugelassen. Wäre es nach mir gega n gen… « »Schon gut«, meinte Thorix und hob beschwichtigend die Hände. »Du brauchst mir nichts zu erklären. Euch in Sicherheit zu bringen, war das einzig Richtige, was ihr tun konntet. « Zalari nickte. Tränen der Erleichterung standen in seinen Augen. Mit dem Wissen, dass er einen Mitstreiter hatte sterben lassen, hätte er nicht leben kö n nen. »Wie hast du es geschafft, zu entkommen? « »Kazard ist gelandet und hat sich
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