Die Insel der Krieger
fliehen. Thorix hat es nicht g e schafft. « Naligs Augen weiteten sich vor Entsetzen. Doch ehe er nach Einzelheiten fragen konnte, tauchten über dem Innenhof die Ferlah auf. Kir spie ihnen Feuer entgegen, als sie zur Landung ansetzten. Doch das beeindruckte sie kaum. Violettes Licht kündigte Stella an. Aila schlug im Flug wild nach den Flugechsen, die sie umkreisten. Eine der Kreaturen packte sie am Nackenfell. Ein Blitz traf Stella und das Mädchen stürzte ab. »Nein«, schrie Ilia und schlug die Hände vor den Mund. Mit einem Mal erhellte ein weißes Licht den Innenhof. Es war so gleißend, dass Nalig die Augen bis auf einen winzigen Spalt zukniff. Urheber des Lichts war Eldo. Der weiße Wolf stieß ein lautes Heulen aus und wuchs in Windeseile, bis er die Größe Kirs erreicht hatte. Er fing Stellas Sturz ab und flog dann hinauf, um Aila zu helfen. Er pac k te die Kreatur, die sie festhielt, am Hals und brach ihr das Genick. Endlich tauchte auch Aro auf. Und mit ihm kam eine neue Welle Ferlah heran. Sie verlangsamten ihren Flug, als sie den riesigen Wolf gewahrten. Dieser öffnete das Maul und tief in seinem Schlund tat sich ein schwarzer Strudel auf. Die Kreatur, die Eldo am nächsten war, stieß einen Entsetzensschrei aus und schlug wild mit den Flügeln. Wie von unsichtbarer Hand erfasst, wurde sie nach vorn gerissen. Die schwarze Gestalt wirkte plötzlich seltsam verzerrt. Der Körper zog sich in die Länge und wurde immer schmaler. Verblüfft beobachtete Nalig, wie die Kreatur in dem Strudel zwischen Eldos Zähnen ve r schwand. Nicht weniger verblüfft waren die Ferlah. Schon hatte der Sog die übrigen Kreaturen ergriffen. Mühevoll kämpften sie gegen die immense Kraft an, die sie in Eldos Schlund zog. Zehn weitere Kreat u ren verschwanden darin. Dann klappte der Wolf das Maul zu. Die verbliebenen Ferlah traten in heller Panik die Flucht an. Eldo schrumpfte auf seine übliche Größe. Etwas stimmte nicht mit ihm. Einen Augenblick stand er auf wackeligen Beinen, dann kippte er zur Seite. Ilia war sofort bei ihm. »Was ist los mit dir? « , fragte sie ängstlich. Der Wolf krümmte sich zusammen und ließ ein Winseln hören. »Wahrscheinlich hat er sich etwas zu viel zugemutet«, nahm Nalig an und kniete ebenfalls neben dem Wolf nieder. Aro trat neben Stella. Das Mädchen erlangte das Bewusstsein wieder, war jedoch sehr blass. Mühevoll schaffte es Stella gerade noch, sich aufzurichten, ehe sie sich übergab. Die Begleittiere verwandelten sich zurück. Zalari stampfte zu Aro herüber. »Wie konntest du nur? « , brüllte er und obgleich der Junge zwei Köpfe kleiner war, wich Aro einen Schritt zurück. »Du hattest kein Recht, das zu tun. Ich hätte Thorix womöglich helfen können. Weshalb hast du mich davon abgehalten und ihn zurückgelassen? « »Weil ich beschlossen habe, dich zu retten«, erwiderte Aro zornig. Nalig ließ den Blick schweifen. Es sah nicht gut aus für die Krieger Kijertas. Kir und die Schlange waren verletzt. Aro hatte einen gebrochenen Arm und eine üble Kopfwunde. Wie schnell Stella sich erholen würde, war ungewiss und Thorix war nicht zurückgekehrt. Zwar hatte Eldo sie mit seiner unerwarteten Fähigkeit retten können, doch hatte auch dieser Einsatz seinen Tribut gefordert. Mira bekam an diesem Abend viel zu tun.
»Ich hätte ihn nicht zurückgelassen«, beteuerte Zalari zum dritten Mal, als er mit Nalig vor der Hütte saß, während die übrigen drinnen behandelt wurden. Dass er der Einzige war, der nicht nennenswert verletzt worden war, schien ihn beinahe zu grämen. Aro trat aus der Hütte. Sein Arm war geschient und er trug einen Verband um den Kopf. Zalari warf ihm einen bösen Blick zu. »Es war die einzig richtige Entscheidung und ich würde mich jederzeit wieder genauso verhalten, ganz gleich, wie wütend du auf mich bist«, meinte Aro und ging in den Tempel. Seine Schlange lag wie gewöhnlich um seinen Hals und war von Kopf bis Schwanz bandagiert. Nalig hätte den Anblick wohl lustig gefunden, wäre die Lage nicht so ernst gewesen. »Ich würde dir wir k lich raten, ein paar Nächte bei mir zu bleiben«, drang Miras Stimme aus der Hütte, als Stella nach draußen trat. »Es geht mir gut«, log das Mädchen und wankte zum Tempel. Aila humpelte schwerfällig hinter ihr her. »Ich glaube, wir haben die Ferlah unterschätzt«, bemerkte Zalari und zog eine Maske hervor, die eines der Flugrösser im Inne n hof verloren hatte. Nalig nahm sie in Augenschein. Das Gewebe war weich
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