Die Insel der Krieger
zurückverwandelt. Wir waren nahe einer Felswand und da gab es eine Felsspalte, in die wir uns hineinzwängen konnten. Manc h mal ist es von Vorteil, klein zu sein. Die Ferlah haben uns einen halben Tag lang belagert, ehe sie eingesehen haben, dass sie nicht an uns herankommen. « Auch Kaya kam auf den Innenhof hinaus, um Thorix zu versichern, wie froh sie über seine Rückkehr war. Nalig beschloss, hinaufzugehen und auch Aro und Stella die frohe Kunde zu überbri n gen. Zu seinem Erstaunen verließ Aro gerade Stellas Zimmer, als Nalig auf den Gang trat. »In einer Schlacht wie dieser kämpft erst einmal jeder für sich selbst. Wenn sich ein Kämpfer opfert, um einen anderen zu retten, dann nutzt das niemandem. Und ich möchte nicht, dass du so etwas noch einmal tust«, erklärte er im Gehen. Als er Nalig entdec k te, hielt er kurz inne. »Thorix ist zurück. Es geht ihm soweit gut«, berichtete der Junge. »Na, das sind doch zur Abwechslung mal gute Neuigkeiten«, erwiderte Aro und seine Miene hellte sich auf. Er ging in sein Zimmer und Nalig klopfte an Stellas noch offene Tür. Sie winkte ihn herein. Dass es dem Mädchen nicht gut ging, war offenkundig. Stella lag in ihrem Bett und war bleich wie das Laken, mit dem sie sich zugedeckt hatte. Der Eimer, den sie wohlweislich neben das Kopfende des Betts gestellt hatte, ließ keine Fragen offen. »Schön, dass Thorix es geschafft hat«, meinte sie mit schwerer Stimme. »Was wollte Aro von dir? « , interessierte sich Nalig. »Mich dafür tadeln, dass ich ihm vorhin das Leben gerettet habe. « Nalig zog die Brauen hoch. »Weshalb stört er sich daran? « »Weil ich den Blitz eines Ferlah abgefangen habe und er meint, dass ich dabei selbst hätte umkommen können. « »Da muss ich ihm allerdings Recht geben«, gestand Nalig. »Ich auch«, pflichtete sie bei. »Weshalb hast du es dann getan? « Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Aro ist im Kampf gegen die Ferlah ein wertvollerer Verbündeter als ich. « Nalig schüttelte den Kopf. »Das ist doch U n sinn. « »Nein, das ist es nicht und das weißt du. Kaya würde mir Recht geben, wenn du sie fragen würdest. « »Kaya ist sicher die Letzte, die ich in dieser Sache nach ihrer Meinung fragen würde. Es wird endlich Zeit, dass du erkennst, dass du nicht weniger wert bist als jeder andere Krieger. « »Dich hätte ich mal sehen wollen«, widersprach Stella. »Du wärst doch der Letzte gewesen, der mit angesehen hätte, wie einer seiner Mitstreiter stirbt. Du hättest Aro genauso geholfen. « »Aber ich hätte es aus anderen Beweggründen getan. « »Was spielt das für eine Rolle? « »Eine sehr große. Im Augenblick allerdings ist es nicht hil f reich, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was ich getan hätte, denn zurzeit kann ich für niemanden etwas tun. « »Und Merlin verwandelt sich wirklich nicht? « , fragte das Mädchen. Der Junge schüttelte den Kopf. »Denkst du, es liegt an dir oder an Merlin? « , wollte Stella wissen. »Weder noch. Ich glaube, es liegt an Arkas. « »Das verstehe ich nicht. « »Ich auch nicht«, erwiderte der Junge und ging, damit Stella ihre Ruhe hatte. Allerdings ging er noch hinunter in die Küche und ließ sich von Lina eine Kanne Tee geben, die er dem Mädchen brachte.
Ilia verbrachte den gesamten nächsten Tag in Miras Hütte, Kaya war nirgends aufzufinden und Nalig versuchte immer wieder, Merlin zur Verwandlung zu bringen. Doch je verbissener er es versuchte, desto aussichtsloser schien das Unterfangen. Entmutigt ließ Nalig sich auf der Mauer des Brunnens nieder und starrte vor sich hin. Merlin saß nicht minder niedergeschlagen auf seiner Schulter. Dann fiel Nalig etwas ins Auge. Rund zwanzig Schritte von ihm entfernt gab es eine Unregelmäßigkeit in der dichten Grasdecke des Innenhofs. Nalig stand auf, ging zu der Stelle und fand einen kreisrunden schwarzen Fleck vor. Er befand sich ungefähr dort, wo Eldo am Abend zuvor zusa m mengebrochen war und war viel größer als die Flecken, die Nalig im Wald gesehen hatte. Die Tatsache, dass sich einer davon nun so nah am Tempel befand, ließ ihn erschaudern. Etwas war in der Nacht hier gewesen. Auch hier war die schwarze Erde ungewöhnlich kalt. Doch eine Besonderheit gab es. In der Mitte des Kreises lag ein totes Tier. Nalig erkannte es mit Mühe als Kaninchen. Es war ebenfalls völlig schwarz, das Fell war nicht mehr vorhanden und die Haut spannte sich straff über das Skelett. Kein Muskel und kein Tropfen Blut steckten mehr in
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