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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Stalleingang hörten. Amali hatte mit niemandem gerechnet, ihre weiße Herrschaft schlief länger, gerade wenn der Doktor erst spät heimgekommen war. Und für Deirdre bestand sowieso kein Grund, sich vor neun Uhr morgens zu erheben. Dennoch stand die junge Frau jetzt im Stall, gekleidet in ein leichtes weites Hauskleid, für das Amali sie nicht zu schnüren brauchte. Deirdre trug es sonst selten, es war außer Mode, doch sie sah hinreißend darin aus. Zumal sie auch noch nichts mit ihrem Haar unternommen hatte. Sie hielt die Pracht nur mit einem schmalen Stirnband aus dem Gesicht.
    Ein Mädchen aus einem Märchen … Jefe fuhr gleich der Gedanke von der vergangenen Nacht durch den Kopf. Deirdre war wunderschön.
    Und nun hatte sie ihn auch entdeckt. »Da sind Sie ja!«, sagte sie lebhaft. Über ihr Gesicht flog ein seltsamer Ausdruck von Unsicherheit, aber dann wurde es ein Strahlen, fast ein Erkennen.
    Jefe bemerkte widerwillig, dass ihm seine Züge den gleichen Streich spielten. Auch er schaute erst ungläubig, dann fast missmutig, weil seine Einschätzung der jungen Frau jetzt schon auf die Probe gestellt wurde, doch dann lächelte er. Das Lächeln verzauberte sein Gesicht, es wurde weicher, vertrauenerweckender … Jefe fuhr flüchtig durch den Kopf, dass Bonnie sein Lächeln liebte. Das brachte ihm das junge Mädchen wieder ins Bewusstsein.
    »Ist was mit … Bonnie?«, fragte er und wurde ernst.
    Amali blickte verwirrt von einem zum anderen.
    Deirdre schien ihre Anwesenheit jetzt erst aufzufallen. »Nein, nein …«, sagte sie kurz und wandte sich dann an die Zofe. »Amali, das ist … Caesar. Er kam heute Nacht an unsere Tür und hat uns eine Patientin gebracht. Sie ist sehr krank, deshalb haben wir sie hierbehalten und ihm einen Schlafplatz im Stall angeboten. Sorg doch bitte dafür, dass er ein Frühstück erhält. Nachher können Sie Bonnie dann sehen, Caesar …«
    Das hoffte Deirdre wenigstens. In Wirklichkeit hatte sie sich an diesem Morgen noch nicht davon überzeugt, ob es Bonnie besser ging und ob sie überhaupt noch lebte. Letzteres war anzunehmen, da Victor noch bei ihr war. Deirdre zeigte sich ihm um diese Zeit lieber nicht in schon angekleidetem Zustand. Er würde unzweifelhaft Fragen stellen – und sie konnte ihm unmöglich sagen, dass sie wegen Caesar …
    Sie schenkte dem großen Schwarzen ein weiteres Lächeln, aber bevor er es erwidern konnte, baute sich Amali vor ihrer Herrin auf.
    »Missis?«, fragte sie, als spräche sie mit jemandem, der seine fünf Sinne nicht beisammen hatte. »Versteh ich das richtig, dasswir ihn bekochen sollen, auch wenn er dafür keinen Handschlag tut? Soll ich ihn vielleicht auch noch anreden wie ’nen feinen Herrn? Ja, Monsieur Caesar. Nein, Monsieur Caesar. Haben Sie wohl geruht, Monsieur Caesar?« Ihre Stimme klang zornig, doch sie verzog den Mund zu einem Grinsen, als sie andeutungsweise vor dem Schwarzen knickste. »Nee, junger Mann, wer hier essen will, der muss auch arbeiten, ob frei oder Sklave. Also greif dir jetzt ’ne Mistgabel und mach sauber, dann kannst du zur Küchentür kommen …«
    »Du hast es gehört, Caesar«, bemerkte eine Männerstimme von der Tür. Victor war der Nächste, dessen Kommen jeden überraschte. »Amali hat völlig Recht. Wenn du willst, kannst du es jedoch auch als höfliche Geste gegenüber einer Dame sehen. Diese Arbeit ist zu schwer für eine Frau, entschuldige Amali, dass wir sie dir immer noch zumuten. Doch jetzt geht dir dieser junge Mann sicher zur Hand … Was machst du denn hier, Deirdre?«
    Victor schien über den Anblick seiner Frau in den Ställen ehrlich überrascht, was Deirdre aufatmen ließ. Sie hatte schon befürchtet, er habe sie gesucht und sei womöglich ärgerlich.
    »Ach ja, und deine Bonnie ist eben kurz aufgewacht«, wandte er sich kurz noch einmal an Jefe. »Ich will nichts versprechen, aber ich glaube, es geht aufwärts. Sie hat etwas getrunken und ihre Medizin brav geschluckt. Nachher versuchen wir es vielleicht mit Suppe. Deirdre?« Victor wiederholte seine Frage an seine Frau nicht, aber Deirdre wusste, dass er eine Antwort erwartete.
    »Ich … ich wollte bloß … also ich dachte, ich fange Amali ab, bevor sie zum Füttern kommt. Sie musste doch erschrecken, wenn sie hier plötzlich auf einen Mann stößt.« Die Ausrede war gut, Deirdre atmete auf, als Victor lächelte.
    »Na, dann kannst du ja jetzt mit mir frühstücken«, lud er sie vergnügt ein. »Also, ich brauche als Erstes

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