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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ordentliche Sachen holen könnte …«
    Die Köchin sprang auf. Sie freute sich erkennbar über Bonnies Rückkehr – Sabina hatte das Mädchen ehrlich gemocht, und obendrein wurde mit Bonnies Kauf ihr Wunsch nach einer weiteren Küchensklavin wahr. Jetzt aber sah sie das Baby in Bonnies Armen.
    »Was das ist?«, fragte sie verwirrt.
    Bonnie, die Namelok während des ganzen Weges fest an sich gedrückt, aber weder angesehen noch angesprochen hatte, schaute das Baby nun an, als sähe sie es zum ersten Mal.
    »Das ist …«, stammelte sie, »… das ist meine Kind.« Dann reichte sie das Baby an Amali weiter und brach in Tränen aus.
    Victor hatte inzwischen gesehen, dass vor dem Behandlungsraum drei Patienten warteten – Leon, der sich auch außerhalb des Stalles gern nützlich machte, hatte ihnen eben Erfrischungen serviert und trieb jetzt Scherze mit ihnen. Der Arzt hörte sie lachen, Leon war ein begnadeter Unterhalter. Auf Nouveau Brissac hatte er zu einer Gruppe von Musikanten und Komödianten gehört, die vor allem in der Weihnachtszeit auftraten. Hier verkürzte er Victors Patienten gern die Wartezeit – eine unschätzbare Hilfe, wenn Victor die Sprechstunde wegen eines Notfalls nicht rechtzeitig beginnen konnte. Früher waren die Wartenden oft verstimmt gewesen, wenn er dann endlich kam. Nachdem Leon mit den Männern gescherzt, den Frauen Komplimente gemacht und mit den Kindern geschäkert hatte, traten sie meist mit einem Lächeln ein.
    Jetzt winkte der junge Schwarze seinem Herrn aber erleichtert zu. Natürlich, die Leute warteten seit mehr als einer Stunde. Der junge Arzt atmete auf. Die Sprechstunde war ein guter Grund, Bonnie und die anderen Schwarzen sich selbst zu überlassen, und ein Terrain, auf dem er sich wesentlich sicherer fühlte als bei der Aufgabe, die schluchzende Bonnie zu trösten und Sabina und Amali zu erklären, woher dieses Baby kam.
    Victor verzog sich also zu seinen Patienten, während Amali Bonnie in die Dienstbotenquartiere führte, ihr Wasser zum Waschen brachte und ihr dann ihre alten, sauberen Kleider heraussuchte. Sabina versorgte derweil das Baby, sie machte Milch warm und füllte Libbys altes Fläschchen. Die Kleine konnte schon aus einem Becher trinken.
    Als Amali und Bonnie zurück in die Küche kamen, lag Namelok zufrieden trinkend im Arm des riesigen Leon, der sie fütterte und dabei über das ganze Gesicht strahlte.
    »So süße Baby! Und sieht aus wie Natalie!«
    »Wer Natalie ist?«, fragte Bonnie, obwohl sie eigentlich eher fragen wollte, wer dieser Mann war.
    Auf den ersten Blick war sie erschrocken, als sie seine breiten Schultern und seine Größe sah. Jefe? Aber dann erkannte sie natürlich gleich ihren Irrtum. Von Nahem sah Leon Jefe nicht im Entferntesten ähnlich. Sein Gesicht war eher rund und weich, seine Augen waren ruhig und funkelten nicht raubtierhaft wie die ihres Freundes. Jefe hatte Bonnie oft an einen Panther erinnert, während sie beim Anblick dieses Mannes eher an einen Bären dachte.
    »Kind von Freundin von Leon, auf Plantage von Mèz Dufresne«, gab der Knecht gelassen Auskunft. »Und sieht wirklich aus wie diese Baby. Ist deins?«
    Über das Gesicht des Mannes zog ein Anflug von Irritation, anscheinend wunderte er sich über die mangelnde Ähnlichkeit zwischen Namelok und ihrer vermeintlichen Mutter. Doch er lächelte gleich wieder. Bonnie schwankte zwischen Freude und panischem Schrecken. Es war selten, dass ein Mann sie so freundlich ansah – nach ihren Erlebnissen am Vormittag konnte sie nicht mehr an die Unschuld eines Lächelns glauben.
    »Ja, sag schon, Bonnie!«, meinte auch Sabina. »Wo du haben her bébé ? Nicht kann sein deins, warst nicht lang genug weg. Was ist überhaupt? Mädchen? Junge?«
    Bonnie nahm Leon jetzt fast besitzergreifend das Baby aus dem Arm, um es weiterzufüttern. Es war ihr erster Versuch, so etwas hatte sie noch nie gemacht. »Es ist eine Mädchen«, sagte sie und lächelte, als Namelok mit dem Trinken innehielt und sie anstrahlte. »Sie heißen Namelok.«
    »Wie?«, fragte Sabina.
    »Das nicht kann sein!«, rief Leon.
    Die plötzliche Aufregung hielt ihn nicht an seinem Platz. Der große Mann sprang auf und lief zu Bonnie, um sich das Kind noch einmal genau anzusehen. Er bewegte sich geschmeidig – auch etwas, das Bonnie an Jefe erinnerte, Leon ließ sie jedoch eher an einen Tänzer denn an einen Kämpfer denken.
    »Das zu viel Zufall! Mein Freundin Sankau auch wollte nennen Baby Namelok. Weil schönes

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