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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Mann den Händler.
    Pastis schnaubte resigniert. »Wenn Sie fünfzig drauflegen …«
    Der Hagere schüttelte den Kopf. »Ich lege dreißig drauf«, bot er an. »Aber das ist mein letztes Angebot. Wenn ich das Wort ›vierzig‹ auch nur höre, bin ich weg.«
    Pastis schwieg und machte Anstalten, die Fesseln der Männer von dem im Boden des Standes eingelassenen Ring zu lösen. Die Gruppe blieb dabei allerdings durch Ketten verbunden.
    »Da haben Sie die Kerle«, erklärte er unzufrieden. »Werden Sie glücklich damit.«
    Der Mann grinste. »Ich verspreche Ihnen, dass die Männer ein langes, glückliches Leben haben werden. So, Jungs, und nun sagt: › Bonjour , Mèz Oublier, und danke, dass wir auf Roche aux Brumes arbeiten dürfen.‹«
    Jefe sah seinen Käufer ungläubig an. Pierrot spuckte auf den Boden. Die Peitsche Oubliers traf ihn sofort, und der Schlag war gut gezielt. Ein roter Striemen zog sich quer über das Gesicht des großen Schwarzen.
    »Du fängst an!«
    Er schlug noch dreimal zu, bis Pierrot den Satz wiederholt hatte.
    »Du!« Oublier wandte sich an Jefe.
    »Ich kann kein Französisch«, log Jefe, obwohl er die Sprache auf der Mermaid annehmbar sprechen gelernt hatte. Sein Fechtmeister, ein französischer Pirat namens Javert, hatte darauf bestanden, ihn darin zu unterweisen.
    »Dann lernst du es jetzt!«
    Die Peitsche pfiff durch die Luft, und Jefe schwankte unter dem plötzlichen Schmerz. Er war bislang nie geschlagen worden,und irgendwie hatte er immer gedacht, dass die Demütigung mehr schmerzen würde als die Hiebe. Oubliers Handhabung der Peitsche belehrte ihn jetzt eines Besseren. Er hob die Hand, um sich das Blut vom Gesicht zu wischen, und zog sie entsetzt zurück, als der nächste Schlag seine Finger traf.
    »Ich warte …«
    »Sag es einfach«, presste Pierrot zwischen den Zähnen hervor.
    » Bonjour , Mèz …« Jefe hatte sich nie so geschämt, und er war nie so wütend gewesen wie in diesem Augenblick. Irgendwann würde er sich an diesem Kerl rächen, er würde …
    »Noch mal, mein Freund, das klang nicht wirklich glaubhaft!«
    Oublier hob die Peitsche, und Jefe wiederholte die Worte.
    »Na also. Und du?«
    Der Jüngste der Gruppe war inzwischen so eingeschüchtert, dass er sich zweimal verhaspelte. Auch er bekam die Peitsche zu spüren, doch längst nicht so gnadenlos wie seine Vorgänger. Oublier beherrschte sein Geschäft, er wusste genau, wie hart er zuschlagen musste. Die anderen sprachen die Worte mit regelrechtem Enthusiasmus. Oublier war zufrieden.
    »Dann kommt jetzt«, forderte er seine neuen Männer auf.
    Die sechs Sklaven, die sich eben resigniert gesetzt und angelegentlich zu Boden gestarrt hatten, erhoben sich. Jefe sah auch auf ihren Gesichtern Peitschenspuren.
    »Wir haben einen langen Weg vor uns. Ich hole mein Pferd aus dem Mietstall, und dann geht’s los.«
    Oublier und sein Anhang waren auf der Straße nach Osten, lange bevor man Bonnie auf den Markt trieb.
    Victor brachte Bonnie und das Baby zunächst in die Küche, wo er erwartungsgemäß Sabina und Amali antraf. Es war elf Uhr, an sich hätte Deirdre die Zofe längst rufen müssen, damit sie ihr beim Ankleiden half und sie vielleicht bei Besuchen oder Einkäufen begleitete, doch Deirdre hatte sich in der letzten Zeitangewöhnt, länger im Bett zu bleiben. Meist schlief sie nicht, sondern starrte nur dumpf brütend die Wand an.
    »Mon Dieu!« Sabina war die Erste, die Bonnie erkannte. »Die Kleine! Wo du kommst her? Und … ma chere , was sie haben mit dir gemacht?« Sie starrte auf Bonnies zerfetztes Kleid – in den Umhang hatte diese Namelok gewickelt.
    Amali war nicht minder verblüfft, zog allerdings sofort ihre Schlüsse aus Bonnies Anblick und den Hinrichtungen am Tag zuvor. »Bonnie … die … die Piraten? War es doch das Schiff? Und man hat dich … man hat dich begnadigt, weil du noch so jung bist? Um Himmels willen, Bonnie … Was ist mit …?«
    Sie brach ab. Es war sicher besser, vor Victor nicht sofort nach Caesar zu fragen. Und sie konnte sich die Antwort ja auch selbst zusammenreimen. Zur Besatzung des Piratenschiffes hatten sicher mehr als zwanzig Männer gehört. Caesar musste im Gefecht mit den Soldaten umgekommen sein.
    »Sie haben mich … mich leben lassen, weil ich schwarz bin«, flüsterte Bonnie. Das Wort »begnadigt« wollte ihr nicht von den Lippen.
    »Ich habe sie auf dem Sklavenmarkt gefunden und gekauft«, erklärte Victor kurz. »Wenn ihr vielleicht jemand ein paar

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