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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Jefe letztlich Ärger machen würden.
    »Und immer auf dem Sprung, sich davonzumachen!«, meinte einer zum anderen. »Die lässt man drei Minuten aus den Augen, schon sind sie auf dem Weg in die Berge.«
    Pastis pries seine Ware jedoch mit markigen Worten: »Die hauen nicht mehr ab, das garantier ich. Die sind doch nicht lebensmüde. Gucken Sie sich den an …« Er hob das außergewöhnlich lange Haar eines der Sklaven an, und Jefe sog scharf die Luft ein, als er sah, dass der Mann keine Ohren mehr hatte. Dazu prangte ein Brandmal auf seiner Schulter. »Beim nächsten Mal können Sie dem die Sehne durchschneiden und …«
    »Und anschließend kann ich ihn nicht mal mehr zum Viehhüten einsetzen«, höhnte einer der Käufer. »Dann ist er nichts mehr wert, aber fressen will er trotzdem …«
    »Das wird der Kerl nicht riskieren!«, behauptete der Händler. »Und die anderen auch nicht. Deshalb mischen wir die ja gerade, da denken wir uns schon was dabei! Die anderen sehen, was ihrem Kumpan passiert ist, und das schreckt ab!«
    »Fluchtversuch?«, fragte Jefe leise in Richtung des ohrenlosen Mannes, der sein Haar rasch wieder über die Narben fallen ließ.
    Der Sklave nickte. »Über ein Monat weg, dachte, ich geschafft. Dann doch erwischt. Ich gesucht Lager von Macandal und gefragt falsche Leute …« Er machte eine resignierende Handbewegung. Anscheinend war er an einen Spitzel geraten. »Zweite Mal nur zwei Wochen«, sprach der Mann dann ungefragt weiter. »Deshalb nicht geschnitten Sehne durch. Mèz sehr gnädig …« Er lachte grimmig. »Nicht verstümmeln Pierrot, nur verkaufen …«
    Jefe zog die Augenbrauen hoch. Die »Gnade« des Sklavenhalters erklärte sich zweifellos mit der Äußerung des Aufsehers: Ein Sklave mit durchgeschnittener Achillessehne war nichts mehr wert, während ein guter Arbeiter selbst dann noch etwas einbrachte, wenn er als renitent bekannt war.
    So dauerte es auch nicht sehr lange, bis sich ein ernsthafter Interessent für die Sklavengruppe fand. Der Mann war groß und hager, seine Augen stahlblau und kalt. Er trug einen Degen, eine Muskete am Gürtel und natürlich eine Peitsche in der Hand.
    »Gute Körper, verdrehte Köpfe«, kommentierte er das Angebot kurz in Richtung des Händlers. »Für Letzteres erwarte ich einen Nachlass.«
    Der Händler wiederholte seine Argumente, der Mann zuckte jedoch nur die Schultern. »Am Abhauen werde ich die schon hindern, das lassen Sie mal meine Sorge sein«, antwortete er gelassen. »Aber solche Kerle erfordern mehr Aufwand, das muss sich im Preis niederschlagen. Und mein Boss hat nichts zu verschenken. Also, was ist damit?« Er schrieb eine Summe auf ein Blatt Papier und reichte es Pastis.
    Der begann sofort zu lamentieren, was der Mann in Ruhe abwartete. »Ich komme nachher noch mal wieder«, erklärte er dann, ohne ein weiteres Angebot zu machen.
    Pastis lief ihm nach, und die Verhandlungen gingen außer Hörweite der Sklaven weiter. Schließlich ließ der Mann den Händler trotzdem stehen und ging seiner Wege.
    »Gut so. Der mir machen Angst«, murmelte der Jüngste der Sklaven. Er wirkte fügsam, aber ein bisschen beschränkt.
    »Da nicht einer besser, einer schlechter. Alle Dreck«, fasste Pierrot seine bisherigen Erfahrungen mit Pflanzern zusammen.
    Jefes Frage nach seiner Flucht hatte wohl das Eis gebrochen, die Männer schienen jetzt endlich bereit, miteinander zu reden. Allerdings nur, bis der Händler wiederkam.
    »Klappe! Man will euch hier sehen, nicht hören.«
    Ein kurzer Schlag mit der Peitsche brachte die Sklaven wieder zum Verstummen. Jefe und Pierrot schwiegen allerdings nur, solange der Händler aufpasste, sonst setzten sie ihre Unterhaltung leise fort. Die anderen wagten nicht, den Mund wieder aufzutun, während Pastis seine Ware wortreich zwei anderen Pflanzern anbot. Beide zeigten sich jedoch kaum interessiert.
    »Nein, nicht, wenn sie schon vorher versucht haben, abzuhauen«, erklärte einer von ihnen entschieden. »Die bleiben anfällig für Fluchtgedanken. Und in diesen Zeiten, da Macandal um die Plantagen schleicht …«
    »Wer ist eigentlich Macandal?«, fragte Jefe jetzt seinen Leidensgenossen. Der Name war zuvor schon gefallen.
    Bevor Pierrot jedoch noch antworten konnte, erschien der hagere Kerl erneut, der schon zuvor für die Schwarzen geboten hatte. Inzwischen trotteten ihm sechs weitere aneinandergekettete Sklaven hinterher, auch einem von ihnen fehlten die Ohren.
    »Und? Haben Sie überlegt?«, fragte der

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