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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Brauch von amerikanischen Pflanzern für seine Leute übernommen. Auf Saint-Domingue würden die beiden dann noch nach katholischem Ritus getraut werden.
    Deirdre schüttelte unwillig den Kopf. »Was er zu Lennie und dir gesagt hat, will ich nicht wissen«, fiel sie Amali ins Wort. »Das kann ich mir im Übrigen auch selbst zusammenreimen …« Was Kwadwo von Lennie hielt, war allgemein bekannt. Wahrscheinlich hatte er dem denkfaulen Bräutigam und der lebhaften Braut nicht gerade lebenslanges Liebesglück vorausgesagt. »Was er über mich und Victor gesagt hat, will ich wissen!«
    Amali zuckte die Schultern. »Nicht viel«, bemerkte sie dann. »Nur so was wie ›Es sind wieder zwei …‹. Ich weiß nicht, was er damit meinte.«
    Deirdre lächelte. »Zwei Kinder wird er meinen!«, deutete sie vergnügt den Spruch des alten Obeah-Mannes. »Vielleicht sogar Zwillinge! Das wäre doch schön, Amali!«
    Amali nickte, froh, nicht weiter examiniert zu werden. Aber an Deirdres Deutung glaubte sie nicht. Hätte Kwadwo Kindersegen vorausgesehen, so hätte er gelächelt. Tatsächlich hatte sein Gesicht nur Sorge ausgedrückt, als er in Deirdres und Victors Zukunft geblickt hatte.

KAPITEL 3
    D eirdre war wunderschön in ihrem seidenen Nachthemd. Das schneeweiße, raffiniert geschnittene Gewand umschmeichelte ihren Körper in weichen Falten. Es schien, als wetteiferten die Seide und ihr offenes Haar darum, ihren Körper zu umspielen, das weite Hemd betonte ihre Formen noch mehr als das enge Hochzeitskleid. Amali jedenfalls wirkte sehr zufrieden mit Deirdre, als sie ihre Freundin und Herrin schließlich verließ – nicht ohne ihr ein bisschen augenzwinkernd Glück und vor allem Spaß in der Hochzeitsnacht zu wünschen. Victor hatte sich noch für kurze Zeit entschuldigt, um sich in seinem bisherigen Zimmer vom Feststaat des Bräutigams befreien zu lassen – in seinem aufwendigen, steifen und viel zu warmen Jackett aus Seidenbrokat und den modisch hohen Schuhen hatte er fast so gelitten wie die Frauen in ihren Korsetts. Rücksichtsvoll wie er war, würde er sich bestimmt ausgiebig den Schweiß vom Körper waschen, bevor er zu Deirdre ins Bett kam.
    Die junge Frau erwartete ihren Ehemann mit Herzklopfen. Sie hatte so viel Unterschiedliches darüber gehört, was einem Mädchen in der Hochzeitsnacht bevorstand, dass ihr alles zwischen Himmel und Hölle möglich schien. Furcht empfand sie jedoch nicht, sie vertraute Victor blind, und sie öffnete ihm freudig, als er dann endlich an die Tür klopfte.
    Deirdre lächelte, als sie seiner ansichtig wurde. Victor hatte sich die Schminke aus dem Gesicht gewaschen und den Puderaus dem dunklen Haar gebürstet. Er hatte es nicht erneut geflochten oder zusammengebunden, und nun umspielte es in weichen Wellen sein Gesicht. Deirdre wünschte sich gleich, es zu streicheln und damit zu spielen. Aber auch Victors nussbraune Augen leuchteten auf, als er seine junge Frau zum ersten Mal so leicht bekleidet und mit gelöstem Haar sah. Ihre Locken und ihr Nachtgewand schienen ihren Körper zu umtanzen. Er musste an eine Fee denken, als sie jetzt seine Hand nahm und ihn zum Bett führte.
    »Sollen wir das Licht anlassen?«, fragte sie begierig. »Also wenigstens ein paar Kerzen?«
    Victor lächelte. »Ich werde immer auch für den kleinsten Lichtschein dankbar sein, wenn er mir nur ermöglicht, dich zu sehen«, sagte er galant, nahm sie in die Arme, hob sie aufs Bett und betrachtete sie im Licht der Kerzen. Er sog den Duft des Rosenwassers ein, in dem die Wäscherinnen ihr Nachthemd und die Laken gespült hatten. Auf dem Bett hatte Amali zudem Rosenblätter verteilt.
    »Und was ist mit mir?«, fragte Deirdre kokett und griff nach dem Gürtel seines Schlafrocks. »Soll ich mich mit dem Anblick des Morgenmantels begnügen?«
    Victor ließ lachend den Schlafrock sinken. Sein Körper war hager und sehnig, er würde Deirdre nicht zu schwer werden, wenn er sich auf sie legte – eine Sorge, die sie stets gehegt hatte, seit Amali und sie einmal eine der Haussklavinnen und ihren Geliebten in der Scheune beobachtet hatten. Der Mann war Deirdre damals riesig erschienen, und sie hatte befürchtet, er könnte das Mädchen erdrücken. Victor warf sich jedoch ohnehin nicht einfach auf seine Geliebte, sondern entkleidete sie zunächst langsam und sagte ihr Zärtlichkeiten, um sie dann zu streicheln und zu küssen, bis sie so erregt war, dass sie sich ihm ungeduldig entgegenhob. Sie fühlte auch nur einen kurzen

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