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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Captain. »Also ich kenne keine. Und sie muss weit abgelegen sein, das repariert man ja nicht in ein paar Stunden. Dafür müssen wir Bäume fällen, Bretter zuschneiden … Und vergiss nicht, dass wir den Franzosen auch noch im Schlepptau haben. Wenn wir auffallen … Saint-Domingue ist eine französische Kolonie. Was denkst du, was die mit uns machen, wenn sie uns erwischen!«
    »Also Santo Domingo«, seufzte Sanchez. In der spanischen Kolonie verfügte Seegall über gute Kontakte. »Und solange beten wir um ruhige See … Wir müssen das Leck jedoch zumindest notdürftig abdichten. Ich setz gleich mal ein paar Leute dran, die …«
    »Captain? Quartiermeister?«
    Jefe unterbrach die Männer ungern, aber ihm kam gerade eine Idee, wie er Bonnie vielleicht retten könnte. Es war genau genommen die einzige Chance, die sie hatte, zumindest wenn sie als Frau unerkannt bleiben wollte. In diesem Cap-Français musste es einen Arzt geben. Und niemand auf dem Schiff hattehier Beziehungen. Wenn der Doktor sich also bereit erklärte, Bonnie heimlich zu behandeln, konnte sie hinterher aufs Schiff zurückkehren, als wäre nichts geschehen.
    »Wenn wir wirklich so nah an Land sind … könnten Sie Bobbie und mich nicht von Bord lassen? Wenn Sie uns ein Beiboot geben … ich kann rudern. Wir brauchten gar nicht so nah an die Küste ran … das Risiko wäre gering …«
    Drei Stunden später ließ Captain Seegall es sich nicht nehmen, eine Bucht bei Cap-Français anzufahren, um Jefes Wunsch zu erfüllen. Einer der französischstämmigen Piraten kannte sie von früher.
    »Sie wäre auch gut für die Instandsetzungsarbeiten«, tat der Mann kund, »viel Wald drumrum, Mangroven … und wenn man ganz reinfährt, sollte man vom Meer her nicht gleich zu erkennen sein. Aber seit die Stadt immer größer wird, ist es zu gefährlich … Womöglich verirrt sich mal ein Liebespaar …«
    Die anderen Piraten lachten. Während Jefe aufatmete, weil sich seine einsame Seereise mit der schwerkranken Bonnie nicht allzu lang gestalten würde. Er berichtete Bonnie von seinem Vorhaben, während er sie aus der Hängematte hob, glaubte allerdings nicht, dass sie noch viel verstand. Sie befand sich seit Stunden in einem fiebrigen Dämmerzustand. Aber Bonnie war stärker, als er gedacht hatte.
    »Geld«, stöhnte sie, als Jefe sie in eine Decke hüllte. »Eingenäht … in … Matte … mitnehmen …«
    Jefe fand eigentlich, dass dazu die Zeit nicht reichte, Bonnie hingegen kämpfte mit letzter Kraft für die Mitnahme ihrer Ersparnisse. Schließlich gab Jefe nach und steckte auch seine eigene Börse ein, die allerdings viel weniger Geld enthielt. Er hatte zwar vor, sehr bald auf die Mermaid zurückzukehren, doch Bonnie hatte Recht, sicher war sicher. Außerdem musste der Arzt bezahlt werden – zweifellos würde er ihnen nicht nurdie Behandlung, sondern auch sein Schweigen in Rechnung stellen.
    Jefe bettete Bonnie vorsichtig in ein Beiboot, das die Piraten nun zu Wasser ließen. Er würde nicht lange rudern müssen, um den Strand zu erreichen.
    »Also abgemacht«, meinte Seegall, als Jefe schließlich Anstalten machte, zu Bonnie ins Boot zu klettern. »Wir fahren nach Santo Domingo und reparieren das Schiff. Das kann ein paar Wochen dauern. Wenn Bobbie stirbt …«, der Kapitän hielt das für sehr wahrscheinlich, aber er mochte seinen Ersten Kanonier auch nicht einfach so aufgeben, »… dann schlägst du dich zu den Spaniern durch und stößt gleich wieder zu uns, Caesar. Wenn er sich schnell erholt, kommt ihr beide. Und sonst: Wir ankern hier in der Bucht, bevor wir Hispaniola verlassen, und warten auf euch. Zwei, drei Tage … Wenn wir den Franzosen erst los sind, ist das ja nicht ganz so riskant. Behalte also die Gegend im Auge, die Schiffsglocke können wir nicht für euch läuten.«
    Jefe nickte dankbar. Das war wirklich entgegenkommend, er hatte mit so viel Mitgefühl des Captains nicht gerechnet. Seegall schien sich wirklich schwer von seinen jüngsten Besatzungsmitgliedern trennen zu können, und auch die anderen Männer winkten Jefe nach, wobei sich der eine oder andere verräterisch die Augen rieb.
    »Viel Glück!«, rief ihnen Sanchez noch zu, als Jefe die ersten Ruderschläge tat. »Ihr könnt’s brauchen!«

KAPITEL 8
    D eirdre schrak aus dem Tiefschlaf in Victors Armen, als jemand laut und vernehmlich an die Tür ihres Hauses in Cap-Français hämmerte. Es war nicht ungewöhnlich, dass auch des Nachts ein Patient nach

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