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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Verzweiflung aus, die Sanchez zurückschrecken ließ.
    »Ist ja schon gut, Junge … Wenn du drauf bestehst … Komm her, Caesar, er ist ganz außer sich … weiß der Geier, was er hat. Aber wer ihn befreit, ist ja eigentlich egal … also zieh du ihn raus, und vorsichtig …«
    Jefe schob sich zu Bonnie vor. »Wo bist du verletzt?«, wisperte er ihr zu.
    »An der Seite.« Bonnie stöhnte wieder. »Du … du musst mich unter Deck bringen … dann … dann kannst du … nur du … wenn die anderen mich sehen … dann … dann ist alles aus …«
    Jefe sah jetzt, von wo die Blutung ausging. Anscheinend hattesich ein Stück der Deckplanke oder der geborstenen Reling in Bonnies Körper gebohrt, als sie von der Wucht des Einschlags zusammen mit den Trümmern über das Deck geschleudert worden war. Danach war auch noch der Mast über ihr zusammengebrochen, doch mehr als ein paar Prellungen und Platzwunden hatte Bonnie offenbar nicht. Ernst war nur die Wunde in Höhe der Hüfte. Darin steckten auch sicher noch Holzsplitter, man würde sie säubern müssen. Dazu musste man Bonnie jedoch die Hose ausziehen. Jeder würde sehen, dass sie ein Mädchen war …
    »Bring mich weg!«, flehte sie jetzt. Und brüllte dann mit ihrer tiefsten Stimme: »Schaff meinen Arsch in meine Koje, Caesar! Den muss hier nicht jeder sehen. Und ihr haut ab! Das wird schon wieder. Ich brauch nur … nur ein bisschen … bisschen Ruhe …«
    Bonnie musste all ihre Kraft und ihren Mut zusammennehmen, als sie sich anschließend von Jefe aufhelfen ließ. Der bärenstarke junge Mann hätte sie natürlich mühelos tragen können, aber wenn sie es schaffte, sich auf eigenen Beinen in ihre Koje zu schleppen, würde das die anderen beruhigen und die Aufmerksamkeit von ihr abziehen. Und tatsächlich – als Bonnie erst mal wieder stand, machten die Piraten sich gleich daran, das Deck nach eventuellen weiteren Überlebenden zu durchsuchen und allgemein Bilanz zu ziehen. Sie hatten an diesem Tag reiche Beute gemacht, dafür aber einen hohen Blutzoll entrichten müssen.
    »Jorge ist tot und Perry auch«, berichtete Jefe Bonnie, als er ihr die Treppen ins Zwischendeck hinunterhalf. »Silver ist verletzt und auf dem Schiff selbst …«
    »Kannst du mich jetzt vielleicht tragen?«
    Bonnie ließ sich fallen, als sie endlich außer Sichtweite der anderen waren. Auf dem Zwischendeck befand sich niemand sonst, die anderen Verletzten wurden im Freien versorgt. Was auch vernünftig war, wie Jefe bald feststellen sollte. Im Halbdunkel der Mannschaftsunterkünfte konnte er die Schwere von Bonnies Verletzung kaum abschätzen.
    »Denkst du, es ist schlimm?«, fragte er, als er sie in ihre Hängematte legte. Bonnie stöhnte auf. Der schwankende, instabile Schlafplatz war für die Lagerung eines Verletzten denkbar ungeeignet.
    »Ich weiß nicht«, flüsterte sie. »Ich weiß nur, dass es niemand sehen darf. Wir sagen, es ist nicht schlimm, ja? Du lässt mich einfach hier liegen, und dann wird es schon heilen. Es hat ja schon aufgehört zu bluten, und …«
    »Aber die Wunde ist nicht sauber«, meinte Jefe. Er hatte die Verletzung jetzt freigelegt, Bonnie hatte nicht mehr die Kraft, ihn daran zu hindern. »An sich ist es nur ein tiefer Schnitt, jedoch ganz verdreckt. Ich hol mal Wasser und mach’s sauber …«
    Bonnie ertrug die Schmerzen mit zusammengebissenen Zähnen, als Jefe sich gleich darauf ungeschickt mit einem Schwamm und nicht besonders sauberem Wasser an ihrer Seite zu schaffen machte. Er entfernte noch ein paar Splitter aus der Wunde und schmökerte dann angestrengt und mit gerunzelter Stirn in einem Buch aus Captain Seegalls Kabine, das er mitgebracht hatte.
    The Surgeons Mate von John Woodall war ein Leitfaden zur Versorgung Kranker und Verwundeter, der auf keinem Piratenschiff fehlte, auch wenn nur wenige lesen konnten. Jefe studierte das Buch nun konzentriert, er hatte sich auch ein paar Salben und Binden aus der Schiffsapotheke gesichert. Der Kasten, der Spritzen, Messer, Zangen zum Zähneziehen, Schröpfköpfe und vieles andere enthielt, stand unter der Obhut des Captains. Seegall hatte die Sammlung medizinischer Geräte und Heilmittel für viel Geld auf Barbados gekauft, aber auf den richtigen Einsatz all dieser Dinge verstand sich niemand auf der Mermaid . Am ehesten kannte sich noch der Schiffszimmermann damit aus, der jetzt auch an Deck die Verwundeten verarztete. Dabeiwar ihm die Bordapotheke wirklich von Nutzen, schon weil sie auch

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