Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Akwasi hoffte nur, dass die vier Sklaven im Schatten der Sänfte das Fässchen Rum schnell leerten, das er ihnen als Dank für den Ausguck spendiert hatte. Wenn sie vom Alkohol beduselt waren, würden sie nicht merken, was vor sich ging. Und zu hören würde höchstens ein Schuss sein. Sobald der Gouverneur fiel, würden die Schreie und der Lärm auf dem Platz schnell infernalisch werden.
    Das erneute Verlesen des Vertragswerks vor den Maroons und dem Gouverneur dauerte einige Zeit, und dann brauchten Cudjoe, Accompong, Quao und Nanny auch noch etliche Minuten, bevor sie ihre sorgfältig eingeübten Unterschriften daruntergesetzt hatten. Doug hielt ein Auge darauf, ob auch alles korrekt verlief, aber die Maroons malten ihre Namen sorglich und gut leserlich an die richtigen Stellen. Der Gouverneur ließ dann noch Champagner reichen, an dem Nanny sehr unsicher nippte, der ihr dann aber zu munden schien. Sie lachte und plauderte charmant mit Trelawny, während ihre Brüder nicht recht zu wissen schienen, was von der Sache zu halten war. Sie hätten lieber Rum gehabt als das perlende, wässerige Zeug. Schließlich unterhielten sie sich mit Colonel Guthrie, mit dem sie deutlich mehr gemeinsam hatten als mit dem Gouverneur und Gentleman Trelawny.
    »Dann werden wir mal!«, meinte Trelawny schließlich und hielt Nanny chevaleresk die Tür auf, bevor er seine Gäste nach draußen führte. »Wir stellen uns nebeneinander, damit uns alle gut sehen können, und dann sage ich ein paar Worte. Wenn Sie auch was sagen wollen, Queen, tun Sie sich keinen Zwang an!« Er lächelte. »Auf jeden Fall dauert es nicht lange, das wäre ja auch unzumutbar bei dieser Hitze …« Er zückte ein parfümiertes Taschentuch und tupfte sich damit die Stirn ab.
    Granny Nanny bemühte sich erkennbar um Diplomatie. Doug an ihrer Stelle hätte wohl nicht darauf verzichtet, Trelawny auf ihre Vergangenheit als Feldsklavin hinzuweisen. Der Gouverneur war sicher ein friedfertiger Mensch und netter Kerl, aber manchmal schien er nicht recht zu begreifen, wo er war und mit wem er es zu tun hatte.
    Die kleine Maroon-Anführerin stellte sich also draußen vor dem Gouverneurspalast brav neben den Gouverneur – auf der anderen Seite überragte ihn ihr Bruder Cudjoe. Trelawny hob die Hand, um die Menschen zur Ruhe zu bringen …
    Und dann schienen unzählige Dinge gleichzeitig zu geschehen.
    Máanu erblickte die Queen auf der Treppe vor dem Palast und überlegte, ob sie ihr winken sollte. Aber dann schaute sie zu Akwasi hinüber – und entdeckte die Waffe in seiner Hand. Im gleichen Moment erspähte Jefe seine Mutter auf dem Obstkarren.
    Máanu schrie auf und sprang vom Karren, Jefe brüllte ebenfalls los und befreite sich von Noras Hand.
    »Mama!«
    Der Kleine rannte auf Máanu zu, wozu er den abgesperrten Bereich vor dem Palast überqueren musste. Aber ein paar uniformierte Wächter konnten keinen künftigen Ashanti-Krieger aufhalten! Jefe durchbrach die Sperre wie ein kleiner schwarzer Blitz.
    »Jefe!«
    Nanny hockte sich strahlend hin, um den kleinen Jungen zu sich zu locken, und dann knallte ein Schuss. Der Gouverneur wandte sich verwirrt zu ihr um, was ihn davor bewahrte, dass die Kugel ihn traf.
    Doug spähte hektisch nach dem Mündungsfeuer aus, als Máanu die Sperre ebenfalls durchbrach, ihren Sohn an sich riss und sich schützend auf ihn warf. Die erschrockene Nanny wusste nicht, wie ihr geschah. Doug riss den Gouverneur zu Boden, als der nächste Schuss fiel – und diesmal sah er, woher er kam. Unsicher, ob er die Wachen verständigen oder sich selbst an die Verfolgung machen sollte, hielt er Trelawny vorerst nieder.
    Máanu zeigte aufgeregt in Richtung der Sänfte und rief den weißen Soldaten etwas zu. Die luden ihre Waffen – während die schwarze Eskorte der Windward Maroons nicht lange fackelte. Schüsse wurden erwidert, Menschen schrien – und eine Brigade aufgebrachter Krieger nahm die Verfolgung Akwasis auf.
    Der junge Mann floh, er hastete durch die Seitenstraße, in der die Sänfte abgestellt war – aber er konnte nicht wissen, dass die Kutschen der Pflanzer die nächste Querstraße verstopften. Akwasi zückte sein Messer und rannte auf den nächsten Kutscher zu, aber er erwischte den Falschen.
    Auch Kwadwo, der Obeah-Mann, trug ein Messer bei sich, seit ihn Dougs Urkunde als stolzen freien Schwarzen auswies. Er schlug Akwasi seine Waffe mit dem gleichen beiläufigen Geschick aus der Hand, mit dem er sonst die Hühner köpfte.
    »Lass es

Weitere Kostenlose Bücher