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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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wenn er jetzt unauffällig blieb, er konnte mit Máanu in den Bergen leben – oder irgendwo in einem anderen Teil der Insel. Wenn er nur Vernunft annahm!
    Máanu war ungemein erleichtert, dass er Doug während seiner Ritte ungeschoren ließ und auch keine Versuche machte, Nora über die Beobachtungen am Strand hinaus näherzukommen. Vielleicht würde es irgendwann von selbst enden. Aber was wollte ihr Mann jetzt während der Vertragsunterzeichnung in Spanish Town?
    Máanu behielt Akwasi im Auge, auch wenn sie sich hier, in aller Öffentlichkeit, zu Tode fürchtete. Sie hatte die festen Zöpfe gelöst und ihr Haar abgeschnitten. Mit ihrem langen glatten Haar hätte man sie vielleicht eher erkannt, denn so hatte sie es früher getragen. Aber natürlich konnte sich jemand auch an ihr Gesicht erinnern, Máanu war als Noras Zofe unzählige Male in Kingston und Spanish Town gewesen. Sie konnte nur darauf vertrauen, dass kaum ein Weißer einem Sklaven je ins Gesicht sah.
    Inzwischen drängten sich die Menschen auf den Straßen, und es fiel Máanu nicht leicht, Akwasi zu verfolgen. Der unterhielt sich mit ein paar stämmigen Schwarzen am Rand des Platzes. Die vier bewachten ein komisches Gefährt, eine Art überdachte Trage. Während Máanu das Ding noch anstarrte und sich fragte, weshalb sich Akwasi wohl dafür interessierte, fuhr ihr ein Karren fast über die Füße.
    »He, Mädchen, pass auf !« Ein fröhlicher, mondgesichtiger Schwarzer mit einem gelben Strohhut schaute sie halb vorwurfsvoll, halb wohlgefällig an. »Wo gucken du hin? Suchst besseren Platz, nicht? Hier hinten nix sehen, stimmt.« Auf dem Verkaufskarren des Mannes lagen auf feuchten Blättern Melonen-und Mangoscheiben aus. Darüber erhob sich ein Holzdach, um die Ware gegebenenfalls vor Regengüssen und vor der Sonne zu schützen. Der Verkäufer betrachtete es abschätzend und kam dann grinsend zu einem Ergebnis. »Los, rauf, Mädchen, Backra bestimmt nichts haben dagegen!« Mit einem Schwung umfasste er Máanus schmale Taille und hob sie auf das Dach seines Karrens. »Macht Karren auch schöner!«, grinste er dann und setzte sich wieder in Bewegung. »Melone, Mango … süß, süßer wie kleine Ding auf Dach!«
    Máanu erschrak und hätte am liebsten ihr Gesicht verhüllt, als der Verkäufer auf diese Art seine Waren anpries. Jetzt saß sie wie auf dem Präsentierteller, und jeder auf dem Platz konnte sie sehen. Dann stellte sie jedoch fest, dass niemand wirklich hinschaute. Ein schwarzes Mädchen auf einem Obstkarren interessierte hier keinen. Die Leute wollten Granny Nanny sehen und den Gouverneur. Und da kamen die Maroons ja auch schon!
    Máanu hörte das Raunen der Menge, das teilweise Jubel-, aber auch Schmährufe enthielt. Sie sah Nanny am Arm von Doug Fortnam und den Gouverneur, der durch die Reihen seiner Sekretäre und Diener vortrat. Und sie sah, wie Akwasi das Dach der Sänfte erkletterte.
    Máanu argwöhnte kurz, ob er irgendetwas plante. Aber dann waren Doug und Nanny auch schon an ihr vorbei, der Gouverneur küsste der Maroon-Queen die Hand – und führte alle in sein Haus. Ein kurzer Auftritt …
    »Nachher du sehen mehr!«, versprach allerdings der Melonenverkäufer, der jetzt gute Geschäfte machte. »Nachher Gouverneur halten Rede. Jetzt erst mal schreiben unter. Wusste gar nicht, dass Granny Nanny kann schreiben.« Aus den Worten des Mannes klang Ehrfurcht. Máanu musste lächeln. Sie hatte Granny Nanny unzählige Male die Hand geführt, als die alte Ashanti übte, ihren Namen unter ein Dokument zu setzen. O doch, die Worte »Nanny für die Windward Maroons« würde die Queen ohne Fehler zu Papier bringen.
    Akwasi machte es sich auf dem Dach der Sänfte bequem. Auch er hatte gehört, dass sich der Gouverneur und seine Besucher nach dem Unterschreiben des Vertrags der Menge stellen wollten, und er würde abwarten. Obwohl es ihm nicht gefiel, er hätte die Attentate lieber verübt, bevor der Friedensschluss offiziell erfolgte. Aber bei der Begrüßung war alles zu schnell gegangen. Er hätte höchstens einmal schießen können – und obendrein hatten Nanny und ihre Brüder den Gouverneur verdeckt. Also gleich, wenn sich alle aufreihten.
    Akwasi legte Pulver und Kugeln bereit. Er würde in Windeseile nachladen können, ganz sicher erwischte er zwei seiner Opfer, wenn nicht drei oder mehr. Aber nein, mehr als drei nicht. Auch wenn es sicher dauerte, bis man herausfand, woher die Schüsse kamen – er wollte sich nicht fangen lassen.

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