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Die Insel der Verdammten

Die Insel der Verdammten

Titel: Die Insel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Fiedler
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Kapitäns. Mein Freund nahm sich die Sache jedoch nicht sehr zu Herzen.
    „Lieg ruhig", sagte er, „als seist du immer noch bewußtlos und lägst im S terb en... Der Kapitän hat jetzt andere Sorgen!" Ich richtete einen fragenden Blick auf William.
    „Hörst du nichts, spürst du nichts?" Der Matrose wies mit der Hand auf die Wand der Mannschaftskajüte.
    Jetzt erst wurde ich gewahr, daß von draußen her das Tosen aufgepeitschter Wogen zu uns drang, die mit gewaltiger Wucht gegen die Bordwand schlugen. Wir schaukelten nach allen Richtungen. Die Lampe an der Decke tanzte von rechts nach links. Fürchterlich knarrten die Wände.
    „Sturm?" fragte ich.
    „Und was für einer!" William pfiff durch die Zähne. „Es ist die Hölle! Seit mehr als zehn Stunden haben wir die Gewalt über das Steuer verloren. Die Maste sind zum Teil geborsten. Das Schiff treibt unaufhaltsam dem Lande zu."
    „Welchem Lande?" Vor Kopfschmerzen konnte ich keinen vernünftigen Gedanken fassen.
    „Welchem Lande? Ganz einfach, Südamerika. Der Sturm treibt uns nach Südwesten. Es ist zum Verrücktwerden ... Wenn er nicht bald nachläßt, so wirft er uns gegen irgendwelche Felsen oder in die Hände der Spanier, was noch schlimmer wäre... Es ist besser, nicht darüber nachzudenken, was uns bevorsteht. .
    William gab mir etwas zu trinken, was wie Fleischbrühe schmeckte. Das stärkte mich ausgezeichnet; doch wurde ich gleichzeitig von unüberwindlicher Schläfrigkeit übermannt. Ich wollte den Freund noch nach dem Schicksal des Indianers am Mast fragen, kam aber nicht mehr dazu. Ich fiel in tiefen, festen Schlaf.
    Der Schlaf hatte meine Gesundheit gekräftigt. Als ich aufwachte, war der Kopf klarer, und den Schmerz in den Schläfen empfand ich nur, wenn ich sie berührte. Obwohl ich angekleidet lag, fror ich am ganzen Körper. Ich wollte aufstehen, erinnerte mich jedoch an Williams Warnung.
    Der Sturm wütete nach wie vor. Von Deck her kam ohrenbetäubendes Dröhnen, das sich wie Kanonendonner anhörte. Die Spanten krachten bedenklich, so daß ich glaubte, der Kasten würde jeden Augenblick auseinanderbrechen und das Wasser die Mannschaftskajüte überfluten.
    Im Halbdunkel bemerkte ich eine Gestalt, die auf mich zukam. Es war William.
    „Wie fühlst du dich?" fragte er leise.
    „Besser, nur friere ich . .
    „Das ist merkwürdig. Trotz des Sturmes ist es schwül und heiß. Iß und trink, dann wird dir w arm... Mit uns steht's schlecht . . ."
    „Mit wem?"
    „Mit dem Schiff."
    William brachte mir wieder etwas zur Stärkung. Ich empfand plötzlich tiefe Dankbarkeit gegen diesen mir immerhin fremden Menschen, der sich so sehr um mich sorgte.
    „Ach, Willy, Willy!" flüsterte ich.
    Er machte jedoch eine Handbewegung, als wolle er keinerlei Rührung aufkommen lassen, und brummte:
    „Geh zum Teufel!"
    „Du entwischst mir nicht!" sagte ich bestimmt. „Hör zu! Dort in Pennsylvanien wartet der Urwald auf uns. In einem fruchtbaren Tal werden wir gemeinsam den Wald roden. Ich will dich lehren, den Acker zu bebauen und zu jagen... Du wirst sehen, was für ein schönes Leben das ist ..."
    „Ach, hol dich der Teufel! Schön! Schön!" äffte William mir nach und lachte, was ich mehr aus seiner Stimme heraushörte, als daß ich es sah. „Schön! Vor allem gilt es, dieses dein Pennsylvanien zu erleben, und damit sieht es faul aus ... Hörst du das Tosen?"
    »Ja. "
    „Auf Deck ist Sodom und Gomorrha. Die Fluten haben bereits das größte Rettungsboot fortgerissen, nur das zweite Boot ist uns noch geblieben. . . Ich kann mich nicht erinnern, einen solchen Sturm erlebt zu haben..."
    Ich vertrug das Unwetter und das Schlingern des Schiffes nicht so gut wie William. Nachdem ich gegessen hatte, wurde ich von leichter Übelkeit befallen; dennoch verlor ich den klaren Überblick über die Dinge und über meine Lage nicht. Immer beharrlicher beschäftigte mich ein verzweifelter Gedanke. Ohne ihn vorläufig meinem Freunde zu verraten, wollte ich mir jedoch Gewißheit darüber verschaffen, ob das, was ich vorhatte, recht und notwendig sei.
    „Willy", fragte ich meinen Freund, „kennst du den Alten gut?"
    „Dieses Scheusal? Wie meine Hosentasche. Drei Jahre schon fahre ich mit ihm."
    „Dann sag mir, was geschieht, wenn der Sturm nachläßt.
    Denn schließlich muß doch, zum Teufel, das Unwetter wieder einmal abziehen."
    Meine Worte brachten William in Verlegenheit. Er erriet, was mich bewegte, und zögerte' mit der Antwort.
    „Sprich!" ermunterte ich ihn.

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