Die Insel des Schreckens
ihm brannten kleine Lichter. Ein schmales, dunkles Tuch war über ihn gebreitet und hing an beiden Seiten bis zum Boden hinab.
Seltsame Geräte lagen auf einem niedrigen Schemel neben dem Altar. Es waren Knochen, hölzerne Symbole, Klammern und Zangen aus Metall und Glas und messerähnliche Gegenstände, die aus Stein gefertigt schienen.
Hinter dem Altar, mit dem Rücken zu Mythor, stand eine gnomenhafte Gestalt. Sie war nicht größer als der Zwerg, der die Gefährten durch die Gewölbe der Burg geführt hatte, aber der Körper war massiger und wirkte irgendwie aufgedunsen.
Der Gnom war in einen langen schwarzen Umhang gehüllt und hatte auch den Kopf unter der Kapuze verborgen. Er hielt den Kopf gesenkt. Seine Hände bewegten sich in kreisenden Bewegungen über dem Altar.
Die Burg auf Zuuk war ein Stützpunkt der Schattenzone. Es gab keinen Zweifel mehr. Der schwarze Altar und die magischen Utensilien sprachen eine deutliche Sprache. War Ysider gar am Ende ein Priester der Schattenzone? Es wurde Zeit zum Handeln.
*
Inzwischen waren mehrere Stunden seit ihrer Ankunft auf der Burg vergangen, und Mythor begann allmählich, sich in dem Gewirr der Gänge, Säle und Gewölbe zurechtzufinden. Er erkannte ein System und lernte, bestimmte Räumlichkeiten an unscheinbaren Dingen wiederzuerkennen.
Noch war er nicht entdeckt worden. Er wunderte sich darüber, denn er hatte geglaubt, dass dem Zwerg sein Fehlen aufgefallen sein musste. Aber es gab keinerlei Anzeichen, die darauf hindeuteten. Doch für den Fall war Mythor gewappnet. Er hielt Alton ständig kampfbereit.
Das Gewölbe, das er jetzt durchstreifte, musste tief im Inneren des Berges liegen. Die Wände waren noch nasser als an höher gelegenen Stellen. Wie steter, leichter Regen tropfte es von den Decken und rann glänzend an den Wänden herunter. Teilweise hatten sich ganze Bäche gebildet, die durch die Gewölbe rauschten und sich in manchen größeren Räumen zu unterirdischen Seen sammelten.
Und noch etwas fiel Mythor auf: Je tiefer er vordrang, um so schwüler und heißer wurde die Luft. Er hatte den Eindruck, sich einem gewaltigen Feuer zu nähern, das im Inneren dieses kegelförmigen Berges ständig loderte.
Eine schwere Holztür versperrte Mythor den Weg. Er legte sein Ohr dagegen und lauschte. Doch außer dem ständigen Tropfen des Wassers war nichts zu hören. Die Tür war nur angelehnt, und er stieß sie auf.
Die aufschwingende Tür gab den Blick in einen riesenhaften Saal frei. Schwere Säulen, die drei Männer nicht einmal umspannen konnten, stützten die Decke ab. Der Saal war fensterlos, von der Decke hängende Talglichter spendeten ein schwaches Licht. Die flackernden Flammen warfen unwirkliche Schatten, die wild über unzählige menschliche Gebeine tanzten.
Die Skelette waren zu unüberschaubaren Bergen aufgetürmt. Zum Teil klebten noch faulende Kleidungsreste an den bleichen Knochen. Ein warmer Luftzug, der nach Verwesung und Moder stank, wehte Mythor entgegen.
Vollgefressene Ratten kletterten über die Berge von Knochen und knabberten an stinkenden Fleischresten. Die Tiere waren so fett, dass ihr Fell über den prallen Leibern dünn und schütter wirkte.
Wie viele Tote mochten hier liegen? Mythor konnte es nicht abschätzen. Ihn schauderte. Hier war nun also der Hafen für Hunderte von Seefahrern, die schon lange in ihrer Heimat vermisst wurden. Sie waren in den Sog der Insel geraten und hatten willenlos Ysider und seiner Schwarzen Magie dienen müssen. Die Mächte der Finsternis hatten ihnen die Lebenskraft genommen. Und wenn es nach dem Willen dieser Mächte ging, dann war dieser Ort auch für Mythor und seine drei Gefährten bestimmt.
Niemals sollte es soweit kommen! Mythor schlug die Tür zu und lief den Gang zurück, den er gekommen war. Er fand die Gewölbe und Treppen wieder, die nach oben führten. Die Opfer des Herrschers von Zuuk hatte er gefunden. Jetzt brauchte er den Herrscher selbst!
*
»Mir nach! Folge mir!«
Monoton und beschwörend hallten die Worte durch die Gewölbe. Mythor hörte sie, noch bevor er den Zwerg selbst erblickte. Hatte er seine Gefährten wiedergefunden?
Er presste sich mit dem Rücken gegen die Steine und schob sich vorsichtig um die Biegung des Ganges. Er hielt Alton so, dass die Klinge von seinem Körper verdeckt wurde, damit ihn das Leuchten in dem düsteren Gang nicht verriet.
»Nur ein kleiner Weg, es ist gar nicht mehr weit. Hab Mut! Folge mir!«
Der Zwerg stand am Ende des Ganges unter
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