Die Insel Des Vorigen Tages
abbekamen, die Säugetiere in Gattern, die nicht nur Kätzchen beherbergen konnten, sondern auch Elefanten, und die Reptilien in einer Art Bilge, wo zwischen Wasserpfützen auch die Amphibien Unterkunft fanden. Keinen Platz gab es für die Riesen, und darum ist diese Spezies auch ausgestorben. Und schließlich hatte Noah auch nicht das Problem mit den Fischen, den einzigen, die von der Sintflut nichts zu befürchten brauchten.
Jedoch beim Studium der Sintflut war Pater Caspar auf ein Problem physikalisch-hydrodynamischer Art gestoßen, das sich anscheinend nicht lösen ließ. Gott ließ es vierzig Tage und vierzig Nächte lang auf die Erde regnen, sagt die Bibel, und die Wasser stiegen auf der Erde, bis sie die höchsten Berge bedeckten, und sie gingen sogar noch fünfzehn Ellen über die höchsten Berge, und so bedeckten sie die Erde hundert und fünfzig Tage lang. So weit, so gut.
»Aber hastu einmal versucht, den Regen aufzufangen? Es regnet den gantzen Tag, und am Abend hastu grad eine Handbreyt am Boden der Tonne! Und thäts auch eine gantze Woche lang regnen, hättst du die Tonne kaum voll! Und nun stell dir vor ein Ungeheuerlich Grossen Regen, dem du würcklich nicht kanst standhalten, der gantze Himmel ergeußet sich über dein armes Hauppt, ein Regen, schlimmer als das Unwetter, in dem du Schiffpruch erlitten ... Und doch, in vierzig Tagen non est possibilis , ohnmöglich kanstu die gantze Erden bis zu den höchsten Bergen vollregnen!«
»Soll das heißen, daß die Bibel gelogen hat?«
»Nein! Gewiß nicht! Aber ich muß demonstriren, woher Gott all das Wasser genommen, das unmöglich hat bloß vom Regen kommen können! Das genüget nit als Erklärung!«
»Also was dann?«
»Also dumm bin ich nicht, stultus non sum . Pater Caspar hat gehabt einen Gedancken, den noch nie nicht kein menschlich Wesen gedacht. Erstlich hat er die Bibel gründlich gelesen, und die Bibel sagt, daß Gott zwar alle Katarakte des Himmels hat auffgethan, aber auch auffbrechen lassen alle Brunnen der Tieffe, die Fontes Abyssi Magnae, Genesis sieben, elf. Nachdem die Sintflut vorbey war, hat er die Brunnen der Tieffe wieder verstopftet, Genesis acht, zwei. Was aber sind nun diese Brunnen der Tieffe?«
»Was sind sie?«
»Die Wasser in der Tieffe des Meeres! Gott hat nicht nur den Regen genommen, sondern auch die Wasser der tieffsten Meerestieffen und hat sie auf die Erde geschüttet! Und er hat sie hier fortgenommen, denn wann die höchsten Berge der Erden umb den Ersten Meridian herumbliegen, zwischen Jerusalem und der Insel des Eisens, so müssen die tieffsten Abyssi des Meeres gewißlich hiero seyn, wegen der Symmetria.«
»Ja schon, aber die Wasser aller Meere des Planeten genügen nicht, um die höchsten Berge zu bedecken, sonst würden sie es ja immer tun. Und wenn Gott die Wasser des Meeres auf die Erde gegossen hat, hat er zwar die Erde bedeckt, aber das Meer ausgeleert, und das Meer ist ein großes leeres Loch geworden, und Noah ist mit der ganzen Arche hineingefallen ...«
»Da sagst du etwas sehr Richtiges. Mehr noch: wann Gott genommen das gantze Wasser der Terra Incognita und es auf die Terra Cognita gossen, ohne daß darvon etwas zuruckblieben in dieser Hälften der Erde, dann hätt sich der Erden gesammtes Centrum Gravitatis verschoben, und wär villeicht in den Himmel gesprungen wie ein Ball, dem einen Fußtritt versetzest.«
»Also was dann?«
»Also versuch du einmal zu dencken, was du würdest tun, wann du wärest Gott.«
Roberto erwärmte sich für das Spiel. »Wann ich wär Gott«, sagte er (denn ich nehme an, daß Pater Caspars eigenwillige Sprache allmählich auf ihn abzufärben begann), »erschüfe ich mir ein neues Wasser.«
»Du vielleicht, aber nicht Gott. Gewiß kann Gott creare qua ex nihilo , aber wann er das Wasser geschaffen hat, wohin thut ers dann nach der Sintflut?«
»Nun, dann hatte Gott eben seit Anbeginn der Zeiten eine große Wasserreserve unter dem Abgrund der Tiefe, verborgen im Inneren der Erde, und die hat er bei der Gelegenheit hervorgeholt, beziehungsweise hat sie aus den Vulkanen hervorsprudeln lassen. Sicher ist das gemeint, wenn wir in der Bibel lesen, daß er die Brunnen der Tiefe geöffnet hat.«
»Glaubstu? Aber aus den Vulcanes kömmt Feuer hervorgesprudelt. Das gantze Erd-Innerste, das Hertz des Mundus Subterraneus ist eine grosse Feuermasse! Wann aber innen Feuer ist, kann innen kein Wasser nit seyn! Wann dorten Wasser wär, müßten die Vulcanes Fontanen
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