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Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Titel: Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Minkman
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das in einem dunklen Wald möglich ist.
    „Ich hätte nichts dagegen, mehr über die andere Seite zu erfahren“, gebe ich schließlich leise zu. „Aber ich habe jetzt keine Zeit zu reden. Ich muss die Schrift irgendwo sicher verstecken.“
    „Warum gibst du sie nicht mir?“, schlägt Walt vor.
    Mein Herz setzt einen Schlag aus. „Dir? Warum sollte ich das tun?“
    Er seufzt herablassend, als wäre ich ein närrisches Kind, das dumme Fragen stellt. „Ich habe dir doch gerade gesagt, dass deine Leute noch nie auf der anderen Seite der Mauer waren. Das ist ganz sicher der letzte Ort, an dem euer Anführer nach seinem wertvollen Buch suchen wird, würde ich mal meinen.“
    Er mag ein Narr sein, aber seine Idee klingt ziemlich solide. Trotzdem muss er deswegen nicht so selbstgefällig klingen. „Aber ich habe die Stellen noch nicht gefunden, nach denen ich gesucht habe“, wende ich ein.
    „Also treffen wir uns wieder. Andere Zeit, selber Ort, morgen. Ich bringe das Buch wieder mit, wenn du ein Lächeln mitbringst.“
    Macht er sich tatsächlich über mich lustig? Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu, aber sofort merke ich, dass er das in der Dunkelheit ja gar nicht sehen kann. „Was willst du denn über Henry wissen?“, ändere ich das Thema.
    Walt nimmt mir die Schrift ab und packt sie weg. „Henry und sein Freund Tony kamen über den Ozean gesegelt, aber der verrückte Sturm von heute Nachmittag hat ihr Schiff komplett zerstört. Es war kein sonderlich gut gebautes Schiff und die turmhohen Wellen waren der Todesstoß. So wurde Tony an unsere Küste gespült.“
    Ich starre Walt sprachlos an. Der Mann, den er sucht, kam über den Ozean – von weit hinter dem Horizont, der immer das Ende unserer Welt ausgemacht hat. Passiert das gerade wirklich?
    „Henry muss auf eurer Seite angespült worden sein“, fährt Walt fort, wobei er wieder meine Hand nimmt. Es fühlt sich anders an als wenn Colin oder Andy meine Hand halten – Walts Hände sind rauer, schwieliger. Ganz plötzlich fühle ich mich verlegen und weiß nicht genau warum.
    „Henry wird im Herren haus gefangen gehalten. Ich glaube, er wollte Saul von seinem... Schiffbruch erzählen“, antworte ich langsam, erinnere mich dabei an die Worte, die ich durch die Tür belauscht habe. Wer glaubte Henry, dass er sei?, hatte Saul gesagt.
    Unser Anführer glaubt wahrscheinlich kein Wort von dem, was Henry gesagt hat. Saul und Ben halten Henry für einen Narren. Oder, wer weiß, vielleicht haben sie auch einfach Angst, dass sich die vertraute und sichere Welt um sie herum radikal verändern würde, wenn andere Leute von Henrys Geschichte erfahren würden. Wenn sie heraus fänden, dass die Narren doch nicht so verrückt sind.
    „Sollen wir uns morgen gegen Mittag wieder hier treffen?“, schlage ich vor. „Wenn die Sonne am höchsten steht?“
    Walt nickt. „Einverstanden. Ich werde den Leuten in Hoffnungshafen hiervon erzählen. Das ist der Name des Ortes, an dem ich lebe. Mit ein bisschen Glück melden sich ein paar starke Männer freiwillig, mit mir und Tony mitzukommen, um Henry zu retten.“
    „Abgemac ht. Bis dann“, sage ich. „Die Macht mit dir.“
    „Glaube, Hoffnung und Liebe“, antwortet Walt, was auf seiner Seite der Insel wohl eine Verabschiedung ist. Das Wort ‚Liebe‘ lässt mich leicht erröten. Zum Glück kann Walt es nicht sehen, denn seine merkwürdige Lampe ist immer noch ausgeschaltet. Er dreht sich um und geht zurück in Richtung der Mauer, wobei die dunklen Zweige der Bäume seine verschwindende Gestalt noch schneller verbergen.
    Ich seufze tief und mache mich auf den Rückweg.
     

-8-
     
    ERST ALS ich den Zaun um das Herrenhaus erreiche, bemerke ich, dass mein Anhänger beschädigt ist. Er ist wahrscheinlich aufgebrochen, als ich hingefallen bin.
    Allerdings habe ich keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, denn das ganze Herren haus ist in Aufruhr. Leute stehen vor ihren Hütten und Zelten und einige junge Männer mit Fackeln durchsuchen jede Behausung.
    Ich klettere über den Zaun und schleiche mich zur nächsten Hütte, die sich glücklicherweise als Amis herausstellt. Als ich an ihre Tür klopfe, tue ich das bedacht leise.
    „Wer ist da?“ höre ich Colins Stimme von der anderen Seite der Tür.
    „Colin?“, flüstere ich überrascht. „Was machst du denn hier?“
    Die Tür öffnet sich einen Spalt und Colin zieht mich hinein. Die Hütte ist nur von einer einzelnen Kerze in einer Ecke erleuchtet. Ich kann im

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