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Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Titel: Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Minkman
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haben.
    Sein Gesicht verzieht sich in eine Grimasse. „Oh, du bist also eines von diesen Mädchen“, sagt er verachtend. „Aber ich hätte nie gedacht, dass Mara... naja, das erklärt zumindest...“
    Ich breche beinahe in Gelächter aus, als ich verstehe, was Ben denkt. Dass ich mich in Maras Zelt versteckt habe, weil ich mich geschämt habe, auf diese Art mit ihr zusammen zu sein. Dass Mara und ich ein Liebespaar sind. Dass sie ihn nicht will, weil er ein Mann ist und sie eben nicht auf Männer steht. Ich habe noch nie so viel Größen wahn in einer Person angetroffen. Ben kann die Tatsache einfach nicht akzeptieren, dass jemand ihm einen Korb geben würde, weil er ist wie er ist.
    „Du denkst, das ist lustig?“, knurrt er. Ben hat verblüffendes Talent dafür, meine Beinahe-Lächeln zu erkennen.
    „Ja, ein wenig“, antworte ich. „Du also nicht?“
    Ich warte nicht einmal auf seine Antwort. Ohne ein weiteres Wort gehe ich an ihm vorbei und ziehe Colin mit mir. Mit ein wenig Glück wird Ben jetzt so wütend auf mich sein, dass ihm nicht einmal auffällt, dass ich von der gegenüberliegenden Seite des Feldes gekommen bin und nicht von dort, wo Mara ihr Zelt aufgestellt hat.
    Erst als ich Colin eine gute Nacht gewünscht habe und in mein Zelt getreten bin, überkommt mich ein trauriges Gefühl. Ich bin unweiblich. Vielleicht hat sich deswegen nie jemand auf diese Art für mich interessiert. Deswegen geht Andy mit Mara. Offensichtlich bin ich eine Anomalie.
    Stehe ich auf Mädchen?
    Das glaube ich nicht. Als ich dann im Dunkeln auf meiner Matratze liege und hinauf an die Zeltwand starre, sehe ich Walts merkwürdig beleuchtetes Gesicht vor mir und fühle seine Hand auf meiner. Trotzdem, muss ich zugeben, fand ich ihn sowohl nervig als auch interessant.
    Die Schrift ist nicht der einzige Grund, warum ich mich darauf freue, ihn morgen wiederzusehen.

-9-
     
    „ALSO WARST du der Grund für den ganzen Aufruhr letzte Nacht.“ Mara sieht mich ehrfürchtig an. „Saul hat komplett am Rad gedreht und jetzt verstehe ich auch, warum. Er hat die Schrift verloren. Naja, geschieht ihm recht, nach dem, was er Andy angetan hat.“
    Heute morgen war Saul noch immer alles andere als ruhig gewesen. Er hat all die starken, älteren Jungen um sich versammelt, um ihm bei der Suche im Camp und dem Land um das Herrenhaus zu helfen – seine Vasallen, wie Colin sie immer abfällig bezeichnet. Die bulligen Jungs, denen es entweder an Stärke oder Hirn mangelt, um selbst die Macht an sich zu reißen, sodass sie blind einem Anführer folgen, der ihnen einen Sinn von Wichtigkeit verleiht.
    Mara ist mir heute auf dem Weg in die Küche über den Weg gelaufen und jetzt sitzen wir unter der alten Eiche vor dem Haus, frühstücken und tuscheln miteinander. Ich habe ihr jetzt schon vieles erzählt – das ich den Mann im Keller gesehen habe, von der Schrift, vom Brief meiner Großmutter – aber das Wichtigste habe ich ihr noch nicht erzählt. Weder ihr noch sonst jemandem habe ich es bis jetzt erzählt.
    „Ich muss dir etwas großes erzählen“, zische ich ihr zu und schaue mich dabei noch einmal vorsichtig um. „Weißt du, ich hab die Schrift nicht bei der Mauer versteckt. Ich bin im Wald einem Narren begegnet. Er war in unserem Alter. Und er hat sie mitgenommen; er hat mir versprochen, für mich darauf aufzupassen. Sie ist jetzt in seinem Dorf, wo Saul sie niemals finden wird.“
    Mara verschluckt sich beinahe an ihrem Räucherfisch-Sandwich und sieht mich mit großen Augen an. „Du hast was? Ernsthaft? Wie hat er ausgehen? War das schreckeinjagend, ihm zu begegnen?“
    „Naja, hmm..“, beginne ich meinen Satz, aber dann muss ich überlegen, starre dabei vor mich hin. Ich muss mich konzentrieren, um mich an sein Gesicht zu erinnern und ob meine beste Freundin es wohl als ein Furcht einflößendes Gesicht bezeichnen würde. Ich weiß, dass ich es nicht so sehe. Seine braunen Augen sahen in dem merkwürdigen Licht, das er bei sich hatte, sanft aus und er hatte ein Grübchen, wenn er lächelte. Er hatte hellblondes Haar. Niemand auf unserer Seite der Mauer hat so helles Haar. Er sah definitiv nett aus, wenn auch ein wenig arrogant.
    „Ähäm.“ Mara räuspert sich und sieht mich von der Seite mit einem breiten Grinsen an. „Gibst du mir auch eine Antwort oder wirst du einfach weiter närrisch vor dich hin träumen?“
    „Hab ich gar nicht getan“, protestiere ich. „Ich habe nur nachgedacht.“
    „Ja, na klar. Mit so amourösen

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