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Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Titel: Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Minkman
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Ich ziehe scharf die Luft ein.
    „Warum sollte es?“
    Er kommt einen Schritt auf mich zu. So nahe, dass ich seinen Atem riechen kann. „Warum ist sie hergekommen?“, flüstert er.
    Ich glaube nicht, dass es war um mir zu sagen, dass Vater gestorben ist. Vielleicht wollte sie mich einfach nur sehen. Ich bin ein Teil von ihm, den sie vermisst.
    „Um einen Bericht abzugeben, denke ich“, murmele ich und fühle mich durch seine Nähe zunehmend bedroht.
    Er lacht kurz auf. „Ach, ja. Die Neuigkeiten. Im letzten Bericht habe ich gelesen, dass dein Vater gestorben ist.“
    Die Boshaftigkeit in seiner Stimme setzt mir zu. Ganz plötzlich muss ich blinzeln, um Tränen zurückzuhalten.
    „Oh, tut mir leid, wie unsensibel von mir“, fährt Saul fort. „Hattest du dich nicht darauf gefreut, ihn wiederzusehen, sobald du von hier wegkommst?“
    „Nein. Das war Colin.“ Meine Stimme hört sich erstickt an.
    Er bleibt still, bewegt sich immer noch nicht von mir weg. Als er schließlich etwas sagt, wünschte ich, ich hätte den Schritt zurück gemacht.
    „Dein Vater war nie für dich da, und jetzt wird er das auch nie mehr sein. Vergiss das nicht.“ Er schaut mir tief in die Augen und macht ein abwertendes Geräusch. „Du wirst doch nicht um ihn weinen, oder?“
    Ich schüttle den Kopf. „Nein“, flü stere ich vorsichtig, denn ich habe Angst, dass meine Stimme bricht.
    „Gut. Jetzt geh und hilf deinem Bruder in der Küche. Vielleicht weint er ja, wenn er es erfährt. Sag ihm Grüße von mir.“
    Seine Schritte entfernen sich von mir und trotz der warmen Sommersonne fröstelt es mich in meinen noch immer feuchten Kleidern. Ich schaue nicht noch einmal zu seinen Augen auf als ich in Richtung Küche eile.
     

-4-
     
    „ALSO WAR sie hier.“ Colin wirft mir einen undeutbaren Blick zu.
    „Ja.“
    „Sie hat uns nicht vergessen.“ Er schließt für einen Moment die Augen. „Heißt es nicht, dass Eltern ihre Kinder immer vergessen?“
    Meine Finger streichen über die Perlen an Mutters Hals kette, die ich jeden Tag getragen habe seit wir gegangen sind. Ich denke an Newexter. Ich denke an die Eltern, die sich einfach wieder dem Alltag zuwenden, wenn ihre Kinder ausziehen. Sie müssen sich dann keine Sorgen mehr machen, ob sie genug zu essen haben. Menschen, die die Verantwortung für ihre Töchter und Söhne nie tragen wollten. Manche haben die Tage gezählt, bis ihre Kinder das Haus verlassen würden.
    Aber es gibt auch andere. Einmal war da ein Mann, der nach dem Tod seiner Frau über das Alter seines Sohnes log, damit er noch ein bisschen länger bei ihm bleiben konnte. Jeder wusste, dass die Zahlen keinen Sinn ergaben, aber der Älteste von Newexter brachte es nicht übers Herz den Jungen wegzuschicken.
    Die Frau von nebenan, die für Tage nachdem ihre Tochter gegehen war auf den Stufen saß und weinte als würde sie hoffen, ihr Kind käme zu ihr zurück.
    „Ja, so heißt es“, antworte ich leise.
    „Und Vater ist gestorben“, fährt Colin fort. „Wir haben die Beerdigung verpasst. Warum waren wir nicht dort?“ Er schlägt frustriert mit der Faust auf den Küchentisch. Das Messer, mit dem er Fische ausgenommen hat, macht einen Satz als hätte er es erschreckt.
    „Die meisten Leute gehen nicht zu den Beerdigungen ihrer Eltern“, stammle ich.
    „Tja, ich bin eben nicht ‚die meisten Leute‘. Ich hätte ihn gern ein letztes Mal gesehen“, gibt Colin barsch zurück. „Und noch viel lieber hätte ich ihn noch einmal gesehen, als er noch gelebt hat, aber hey, dafür ist es nun zu spät.“
    Ich sehe meinen Zwillingsbruder an. Blitzend blaue Augen und pechschwarzes Haar, genauso wie ich. Er ist groß und breitschultrig für sein Alter. Er mag Ami. Es würde mich nicht wundern, wenn er plötzlich beschließen würde, seine Sachen zu packen und mit ihr als seiner Braut zurück nach Newexter zu ziehen. Er hat es hier nie nützlich gefunden; immer stur davon überzeugt, dass Mutter und Vater ihm das Überleben genauso gut hätten beibringen können.
    „Ich weiß“, flüstere ich. „Ich versteh schon.“
    „Nein, du verstehst es nicht. Du hattest niemals den geringsten Zweifel, dass es einem höheren Zweck dient, sie zu verlassen. Du vermisst sie nicht einmal.“
    Meine Lippe zittert. „Du vers tehst es aber auch nicht. Warum glaubst du wohl, trage ich das hier immer?“ Meine Hand schließt sich um den Anhänger an Mutters Halskette.
    Mit einem Seufzen kommt Colin um den Küchentisch und zieht mich in eine

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