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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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Bikini verstaut hatte, blickte stirnrunzelnd in Richtung Dschungel und Connie, die ihrem Speer hinterher gerannt war und ihn wieder aufgehoben hatte, atmete schwer von der Anstrengung. Kimberly klappte kopfschüttelnd die Klinge ihres Schweizer Messers zurück in den Griff.
    Vermutlich dachten wir alle an dasselbe: An Thelma.
    »Wie konnte sie das nur tun?«, fragte Kimberly.
    »Weil sie den Mistkerl liebt«, schnaubte Billie.
    »Aber er hat Dad getötet. Gott im Himmel! Ich verlange ja nicht von ihr, dass sie ihn fallen lässt, weil er meinen Mann umgebracht hat - aber ihren eigenen Vater …«
    »Sie glaubt es einfach nicht, die dumme Kuh! Ihr lieber Wesley würde so etwas doch niemals tun«, bemerkte Connie.

    »Sie weiß , dass er es getan hat«, widersprach Billie. » So dumm ist sie nun auch wieder nicht.«
    »Sie ist total übergeschnappt«, sagte ich. »Der Horror der letzten Tage hat sie völlig aus der Bahn geworfen.«
    »Vielleicht hast du Recht«, meinte Billie. »Ein Mensch, der bei klarem Verstand ist, hätte sich heute Nacht nicht so verhalten.«
    »Aber dass sie Probleme machen würde, war uns schon vorher klar«, erinnerte ich die anderen. »Deshalb haben wir sie ja auch nicht in unseren Plan eingeweiht.«
    »Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass sie zu so was fähig ist«, murmelte Kimberly. »Du lieber Himmel!« Sie steckte das Messer wieder in den Bund ihres Bikinihöschens. »Wir hätten sie fesseln sollen.«
    »Es sah so aus, als ob sie schliefe«, sagte ich.
    »Wie dem auch sei, jetzt können wir sowieso nichts mehr ändern.«
    »Gehen wir zum Lager«, schlug Billie vor.
    Also kehrten wir dem Dschungel den Rücken und schlurften langsam zum Feuer zurück - ich mit der Axt auf der Schulter und Connie mit dem Speer in der Hand, die anderen beiden mit leeren Händen. Wir müssen einen ziemlich jämmerlich Anblick abgegeben haben, aber zum Glück war niemand da, der uns beobachten hätte können.
    Drei Engel für Charlie und ein blutender Holzfäller.
    Verraten, verkauft und übel zugerichtet.
    Oder was auch immer.
    Langsam fange ich an, wirres Zeug zu schreiben. Kein Wunder, denn seit Stunden bin ich vollauf damit beschäftigt, die Ereignisse der letzten Nacht zu Papier zu bringen. Mir schwirrt der Kopf, und ich kriege einen Krampf in
der rechten Hand. Aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Ich muss mit der letzten Nacht zu Ende kommen.
    Ehe wieder etwas Neues passiert.
    Wenn ich jetzt mit dem Tagebuch in Rückstand gerate, werde ich ihn vielleicht nie wieder aufholen.
    Trotzdem: Wenn ich es mir recht überlege, muss ich jetzt wohl eine Pause machen.
     
    Hallo, hier bin ich wieder. War ausgiebig schwimmen und habe dann eine Weile mit den Frauen geplaudert.
    Vielleicht war es ein Fehler, aber ich habe ihnen endlich gestanden, dass ich Tagebuch schreibe. Vorher habe ich immer erzählt, ich würde an ein paar Kurzgeschichten arbeiten, aber nun war es wirklich an der Zeit, ihnen die Wahrheit zu sagen. Schließlich sind nur noch drei übrig.
    Sie sollen wissen, dass ich nicht sinnlos die Zeit totschlage, wenn ich mich stundenlang allein zurückziehe. Und dass der ganze Horror, der hier passiert, schriftlich festgehalten wird. (Vielleicht wird es ihnen ja irgendwann einmal nützen. Zum Beispiel, wenn mir etwas passiert. Puh, als ich das jetzt hingeschrieben habe, ist mir richtig flau im Magen geworden.)
    Wir haben dann noch eine ganze Weile über das Tagebuch geredet. Natürlich wollten sie wissen, was ich über sie geschrieben habe (da kam ich ganz schön ins Schwitzen), aber ich habe ihnen erklärt, dass ich, wenn ich die reine Wahrheit schreiben will, keine Rücksicht auf ihre Gefühle nehmen kann. Schließlich nahm ich ihnen das Versprechen ab, dass sie nicht ohne meine Erlaubnis in meinen Aufzeichnungen herumschnüffeln würden.

    Ich hoffe für sie, dass sie sich auch daran halten, sonst gibt es hier im Lager einen Rieseneklat. (Und ich könnte keiner von ihnen mehr ins Gesicht sehen.)
    Aber was soll’s? Sie haben mir ihr Wort gegeben. Und wenn sie trotzdem Sachen lesen, die sie nichts angehen, ist das ihre Schuld.
    Vielleicht hätte ich ihnen doch nicht von meinem Tagebuch erzählen sollen, aber irgendwie hatte ich vorhin das Gefühl, dass ich es tun müsste.
    Egal, jetzt kann ich es sowieso nicht mehr rückgängig machen. Und deshalb setze ich mich, erfrischt von meiner Pause, wieder hin und beende diese Zusammenfassung der Ereignisse von letzter Nacht.
    Wo habe ich aufgehört?

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