Die Insel - Roman
Bei unserem Rückweg zum Lagerplatz.
Gut.
Erst als wir in den Lichtschein des Feuers kamen, bemerkten die Frauen meine Verletzungen und waren ziemlich besorgt darüber. Sogar Connie erschrak und bestand darauf, meine Wunden zu versorgen, während ihre Mutter und Kimberly sich aufs Ohr legen sollten. Sie wollte mich verarzten, und dann zusammen mit mir unsere Wache zu Ende halten.
Auch ich riet den beiden, sich auszuruhen. Sie sahen wirklich ziemlich mitgenommen aus.
Während Billie und Kimberly wieder unter ihre Decken krochen, schnappte Connie sich ein Handtuch, wusch es im Bach aus und brachte es zurück zum Feuer. Dann kniete sie sich vor mir in den Sand, und ich musste mich ins Licht drehen, damit sie die verletzte Seite meines Gesichts - die rechte - sehen konnte.
Im Feuerschein sah ich, dass ihre linke Kieferpartie, wo ich ihr den Schwinger verpasst hatte, ziemlich stark geschwollen war.
»Es tut mir Leid, das vorhin«, sagte ich. »Ich wollte dich nicht treffen.«
»Ach nein?«
»Ich schwöre es.«
Sie fing an, mit dem nassen Tuch die tiefe Schramme abzutupfen, die Thelma mir mit ihrem Stein zugefügt hatte. Obwohl sie dabei sehr behutsam vorging, zuckte ich bei jeder Berührung vor Schmerz zusammen. »Dafür hast du vorhin auch ganz schön was abbekommen. Jetzt sind wir quitt.«
»Es war ein Unfall.«
»Klar.«
»Ich würde dich nie mit Absicht schlagen.«
Sie grinste spöttisch. »Wenn du es sagst …«
»Es ist die Wahrheit.«
»Womit hat Thelma dich überhaupt erwischt? Sieht echt übel aus.«
»Mit einem Stein.«
»Da, schau mal.« Sie nahm das Handtuch von meinem Gesicht und zeigte es mir. Es war rot von meinem Blut. Sie suchte sich eine saubere Stelle und wischte mir damit das Blut ab, das mir an Gesicht und Hals, an der rechten Schulter und am Arm heruntergelaufen war. Dann wrang sie das Handtuch gründlich aus. Blutiges Wasser tropfte in den Sand zwischen uns.
Als Nächstes nahm sie mit grimmigem Gesicht meine Bauchverletzung in Augenschein.
Thelma hatte mir den abgebrochenen Speer knapp oberhalb des Nabels in den Bauch gerammt. Die Wunde war
nicht tief, hatte aber so stark geblutet, dass die Vorderseite meiner Shorts und meine Oberschenkel ganz rot waren.
Connie schüttelte den Kopf. »Gehen wir lieber gleich zum Bach.«
Sie nahm das Handtuch mit, ich die Axt.
Dass ich die erbeutet hatte, war das einzig Positive an unserem missglückten Hinterhalt. Als Waffe war sie fast so gefährlich wie eine Pistole, und jetzt hatten wir sie, nicht Wesley. Ab sofort wollte ich sie überallhin mitnehmen.
Connie ging voran zum Bach. Wir stiegen in das Wasser, das etwas kühler als die Nachtluft war und sich herrlich anfühlte.
An seinem Lauf vom Dschungel zum Meer ist der Bach so schmal, dass man überall ganz leicht hinüberspringen kann. Und er ist ziemlich seicht. An den meisten Stellen reicht das Wasser gerade mal bis zu den Knöcheln, an den wenigen tieferen nicht weiter als bis zum Knie.
Connie und ich wateten in einen tieferen Bereich. Hier, außerhalb des Feuerscheins, war es ziemlich dunkel. Sie sah mich an und sagte: »Du kannst die Axt ruhig weglegen.«
Ich warf sie so ans Ufer, dass ich im Notfall rasch danach greifen konnte.
Connie ging vor mir in die Hocke und wusch das blutige Handtuch aus. Dann fing sie an, die Wunde an meinem Bauch zu säubern. Damit sie dabei nicht umfiel, hielt sie sich mit der linken Hand am Bund meiner Badehose fest.
Ich spürte ihre Finger an meiner Haut und registrierte, dass sich ihr Gesicht unmittelbar vor meinem Unterleib befand.
Ich bemühte mich nicht dran zu denken. Cool zu bleiben.
Natürlich geschah genau das Gegenteil, und zwar blitzschnell und unübersehbar.
»Nicht schon wieder!«, stöhnte Connie, als sie merkte, dass sich meine Badehose auszubeulen begann.
»Tut mir Leid«, erwiderte ich.
Sie ließ die Hand mit dem feuchten Handtuch sinken, die andere jedoch an Ort und Stelle. »Entschuldige dich nicht. Mach, dass er wieder klein wird.«
»Wer denn?«
»Tu nicht so unschuldig. Du hast mich sehr gut verstanden. Ich bemühe mich, dir zu helfen, und du streckst mir deinen Schniedel ins Gesicht.«
»Darüber habe ich leider nicht allzu viel Kontrolle, weißt du. Er … reagiert einfach. Auf Dinge wie dich.«
» Dinge wie mich.«
»Ja, dich. Dein Aussehen. Und deine Hand da. Und wie du mich berührst. Das alles … kommt irgendwie zusammen.«
»Es ist also meine Schuld?«
Ich grinste. »Größtenteils, ja.«
»Und jetzt
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