Die Insel - Roman
soll ich mich wohl geschmeichelt fühlen oder was?«
»Vielleicht«, erwiderte ich.
Sie schaute zu mir hoch und sagte ein paar Sekunden lang gar nichts. »Du hattest auch einen Ständer, als wir miteinander gekämpft haben«, sagte sie dann.
»Stimmt. Als ich auf dir gelegen habe.«
Sie machte das Handtuch noch einmal nass und begann, das Blut zwischen meiner Wunde und dem Bund der Badehose wegzuwischen. »Und als ich mein Bikinitop ausgezogen habe«, sagte sie.
»Das hast du gemerkt?«
»Was glaubst du denn?«
»Ich dachte, du wärst viel zu sehr damit beschäftigt, mich zu verprügeln«, entgegnete ich.
»Ha, ha. Sehr witzig.«
Sie tauchte den Lappen wieder ins Wasser. Dann zog sie mit der linken Hand den Bund meiner Badehose vom Bauch weg und drückte mir das tropfnasse Handtuch an die Haut, so dass ein Schwall Wasser über mein bestes Stück und dann an meinen Beinen hinab lief.
Während sie meine Shorts immer noch festhielt, tauchte sie das Handtuch wieder in den Bach. »Soll ich mein Top wieder ausziehen?«, fragte sie. »Gleich jetzt und hier? Möchtest du das?«
»Klar.«
»Oder hättest du es lieber, dass ich dir deine Badehose runterziehe?«
Mir fiel nichts anderes ein als zu fragen: »Ist das dein Ernst?«
»Natürlich. Entscheide dich.«
»Wie wär’s denn mit beidem?«
»Entweder das eine oder das andere.«
Die Entscheidung fiel mir nicht besonders schwer. »Meine Badehose«, sagte ich.
»Warum?«
»Weil mir langsam eng drin wird.«
»Das kann ich mir vorstellen! Warum noch?«
Ich dachte kurz nach und antwortete schließlich: »Weil du dann das Blut leichter abwaschen kannst.«
»Ein doofer Grund. Nenn mir einen anderen.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Na ja, weißt du, ich habe dich … schon oben ohne gesehen.«
»Und einmal war genug, oder wie?«
Hoppla. Das ging daneben.
»Quatsch!«, protestierte ich. »Aber es ist zu dunkel hier. Ich würde ja gar nichts sehen.«
»Du könntest ja deine Hände benutzen.«
»Echt? Das hast du vorher aber nicht gesagt. Wenn das so ist, dann entscheide ich mich dafür.«
»Wofür?«
»Dass du dein Top ausziehst.«
»Zu spät. Du hast dich schon entschieden.«
»Darf ich meine Meinung nicht ändern?«
»Nein.«
»Okay.«
»Du gibst aber ganz schön schnell auf.«
»Ich will nicht mit dir streiten.«
»Sieht aus, als wärest du nicht sonderlich scharf drauf, mich noch mal oben ohne zu sehen. Keine Sorge, es bleibt dir erspart.«
Als Zugabe zog sie am Bund meiner Badeshorts, als wolle sie prüfen, wie weit sie ihn dehnen konnte, und ließ ihn dann los. Er schnellte zurück und schnalzte direkt auf meine Wunde.
Es tat höllisch weh.
Ich machte vorsichtshalber ein paar Schritte rückwärts. Wer konnte schon sagen, was ihr als Nächstes einfallen würde?
»Fick dich ins Knie!«, zischte sie und erhob sich. »Du bist mir vielleicht ein blöder Wichser. Hast du wirklich gedacht, dass ich dir die Hose runterziehe? Oder dir nochmal meine Titten zeige? Keine Chance, nicht mal im Traum. Dein blöder Schwanz ist das Letzte, was ich vor der Nase haben will. Und mein Top habe ich vorhin nur ausgezogen, damit du mal ausführlich besichtigen kannst, was du niemals kriegen wirst.«
Ich bezweifelte, dass sie die Wahrheit sagte. Ehrlich gesagt, ich bezweifle, dass sie jemals die Wahrheit sagt, und vermutlich ist ihr das nicht einmal selber klar.
Aber offenbar war sie auf Ärger aus, und da wollte ich sie nicht enttäuschen. Ich weiß, es war nicht besonders klug, was ich von mir gab, aber ich konnte mich nicht zurückhalten: »Und ich dachte, du hast deine Titten nur gezeigt, weil du Wesley damit aufgeilen wolltest.«
Connie fiel der Unterkiefer herunter.
»Das ist also der Dank dafür, dass man nett zu dir ist«, platzte sie im nächsten Moment heraus.
Was immer sie damit meinte.
Einen Augenblick lang hatte ich Angst, dass sie sich die Axt schnappte und damit auf mich losging. Aber stattdessen stampfte sie zornig aus dem Wasser und rannte zu ihrem Schlafplatz, wo sie sich auf ihr improvisiertes Lager warf.
Ich blieb im Bach stehen und grübelte darüber nach, was ich wohl falsch gemacht hatte.
Eine Zeit lang war sie richtig nett gewesen.
Falls es nicht nur ein Trick gewesen war.
Bei Connie ist es einfach furchtbar schwierig zu sagen, was echt ist und was nicht.
Eigentlich kann man sich bei ihr nur einer Sache sicher sein: dass sie so gut wie nie so reagiert, wie man es erwartet. Bei Billie oder Kimberly ist das ganz anders. Bei
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