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Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: betty McDonald
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fort und setzte sich in Kalifornien zur Ruhe.»
    Wir fragen uns noch durch alle andern Bekannten durch, die Hedlunds und die Crawfords und die Wickhams und die Taylors. Wenn sie nicht tot waren, so waren sie vor zehn, wenn nicht vor zwanzig Jahren zuletzt auf der Insel gewesen. Also stäubte ich mir einen Krümel von der Hilfsdienst-Uniform, und wir fuhren ab.
    Danach wollten wir die Insel Whideby erforschen. Diesmal sollte es aber ein Familien-Picknick werden. Joan und Anne sahen sich an und riefen: «Sonntag? Aber doch nicht diesen Sonntag?» Und Anne jammerte: «Ich habe Marilyn versprochen, daß ich direkt nach dem Kindergottesdienst mit zu ihr gehen wollte, damit wir ihren Lippenstift ausprobieren können.»
    Und Joan sagte: «Aber Mommy, Johnny und ich haben doch ein Zeltlager in Johnnys Keller, und seine Mutter will uns Zimtrollen backen. Weshalb kannst du denn nicht am Samstag?»
    «Samstag hab ich schon vergebens gefragt», sagte ich trocken.
    «Das war doch der vorige Samstag», meinte Anne vorwurfsvoll.
    Also fuhren Don und ich allein. Die Insel Whideby ist etwa neunzig Meilen lang, hat nichts als den herrlichsten Sandstrand mit der schönsten Aussicht und soll weniger feucht als Seattle sein. Aber – das hätte eine Warnung für eine Mama sein sollen, die um sieben Uhr dreißig an ihrem Pult in Seattle sitzen, vorher jedoch Brote streichen, Betten machen, das Abendessen vorbereiten und ein bißchen mit Lippen- und Augenbrauenstift arbeiten muß: die Südspitze der Insel ist etwa fünfundzwanzig Meilen von der Stadt Seattle entfernt, und die schönen Buchten liegen außerdem gerade am Nordzipfel. Doch es war Frühling, die Wiesen standen voll goldener Löwenzahn-Sonnen, die Apfelbäume waren mit rosa Blüten besteckt, die Lerchen jubelten, und der Winter mit seinen schwarzen Morgenstunden schien in weiter Ferne.
    Begeistert sagte ich zu Don: «Ach, es ist zu schön hier, wir müssen unbedingt etwas finden!»
    Im gleichen Augenblick bekam der Wagen etwas in die falsche Kehle, verschluckte sich und erstickte fast, und dann standen wir. Don stieg aus, stocherte unter der Kühlerhaube herum und sagte betrübt: «Es ist was kaputt. Woll’n lieber heim.»
    Wir schafften es noch bis zum Landesteg, wo der Wagen seinen letzten Schnaufer tat und verröchelte. Ein Garagist, den wir in der Nähe fanden, besah sich den Motor und sagte zu Don: «Ich würde den Wagen umtauschen!»
    «Schön», sagte Don freundlich, «was haben Sie denn?»
    «Ich hab ein Chrysler-Kabriolett, das prima in Ordnung ist. Kommen Sie nur mit zur Garage, dann zeig ich’s Ihnen!»
    Er zeigte uns einen dunkelblauen Wagen, der im Hintergründe vor sich hindöste. «Das ist vielleicht eine Karosse!» sagte er. «Hat einer alten Dame gehört, die nur sonntags drin fuhr. Läuft wie meine Taschenuhr!»
    Ich war, was gebrauchte Wagen anbetrifft, ohne jede Erfahrung, sonst hätte ich gewußt, daß alle alten Wagen entweder einem pensionierten Seekapitän oder einer ältlichen Dame gehört haben sollen, die immer nur sonntags drin fuhren. Aber der Chrysler sah wirklich wie eine alte Dame aus. Rund und schmuck und blank und marineblau und sehr pflichtbewußt.
    «Fahren Sie mal rund ums Viertel mit ihr», bot der Garagist großzügig an. «Sie ist ein Schatz.»
    Wir fuhren mit dem Schatz ums Viertel. Sie war sanft und brav, und die Uhr tickte auch.
    «Woll’n sie kaufen», sagte ich. Es war offensichtlich eine ‹sie›. Aber Don hatte für überstürzte Entschlüsse nichts übrig.
    Wir kehrten in die Garage zurück, nahmen Platz, und der Mann begann zu sprechen. Es sei sehr, sehr bedauerlich mit Dons Wagen, sagte er. Nach einer Weile begann auch Don zu sprechen. Es sei sehr, sehr bedauerlich mit dem Chrysler, sagte er. Nachdem sie so gegenseitig gejammert hatten und ich schon glaubte, sie würden in Tränen ausbrechen, kam auf einmal der Abschluß zustande, und innerhalb weniger Minuten saßen wir im ‹Schatz›. Der ‹Schatz› hatte nur einen Schönheitsfehler: er hatte außen keine Türgriffe.
    Das nächste Wochenende sollten wir bei Havers auf der Insel Vashon verbringen. Sie hatten uns eingeladen. Sie besaßen ein entzückendes Haus direkt am Strand, und am Samstag abend, als Don und ich zu Bett gegangen waren, hörten wir das Geplätscher der Wellen gegen die Ufermauer und sahen das Fährboot über die mondbeschienene Meerenge gleiten. Das war’s, was wir uns erträumt hatten! Wir sagten es George Haver, daß wir hier in dieser Bucht ein Haus

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