Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

haarlosen Fell, das sich über fast nichts als Knochen spannte und in einem übergroßen Schwanz endete, während das Ganze von vier tellergroßen Füßen getragen wurde. Ich hoffte, dass sich das ändern würde, wenn erst sein Fell nachwachsen und er an Gewicht zugelegt haben würde.
    » Ich glaube nicht, dass er nur aus Hund besteht«, sagte ich. » Besonders nicht, nachdem ich sein Geheul gehört habe. Ich glaube, er ist ein Mischling wie ich.«
    » Und was ist dann die andere Hälfte?«, fragte sie und beäugte ihn zweifelnd.
    » Das weiß ich nicht, aber ich denke, es könnte ein Lurger von Venn sein.«
    Von diesen hundeähnlichen Wesen, die im Sumpfland lebten, hatte sie offenbar noch nie etwas gehört. » Oh. Nun, dann ist es in Ordnung. Solange er nicht nur Hund ist, kann ich vermutlich lernen, mit ihm zu leben.«
    Wir grinsten uns an. Flamme Windreiter und ich verstanden einander sehr gut.
    Fünf Minuten später verabschiedeten wir uns von Gorthen-Nehrung und brachen auf, verschwanden durch die Brandung hindurch in Richtung Mekaté. Weit davon entfernt, ein Vermögen gemacht zu haben, verließ ich die Insel mit weniger Geld in der Börse, als ich bei meiner Ankunft gehabt hatte … Aber so ein Ort war Gorthen-Nehrung nun mal.
    Und zum dritten Mal schwor ich mir, niemals mehr zurückzukehren.

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    Brief des Feldforschers (Sonderbeauftragten) S. iso Fabold, Nationalforschungsministerium, Bundeshandelsministerium, Kell, an den Leitenden M. iso Kipswon, Präsident der Nationalen Gesellschaft für das Wissenschaftliche, Anthropologische und Ethnographische Studium nicht-kellischer Völker.
    Heutiges Datum, 8. – 2. Einzelmond – 1793
    Lieber Onkel,
    ich bin so froh, dass du den zweiten Vortrag vor der Gesellschaft für einen Erfolg hältst. Ich weiß, dass einige Mitglieder in der Vergangenheit gesagt haben, die Unterstützung meiner Reisen und die Publikation meiner anschließenden Forschungsberichte hätte ich einzig und allein unserer Verwandtschaft zu verdanken und hätten nichts mit meinen Fähigkeiten zu tun. Es war daher eine schöne Widerlegung, als meine Berichte und Darlegungen so gelobt wurden. Natürlich wird es immer Gegner geben; ich weiß, dass nicht alle meine Methoden gutheißen.
    Bitte gestatte mir an dieser Stelle, dir und dem Komitee für die Einladung zu danken, bei dem Treffen im Frühjahr erneut vor der Versammlung zu sprechen. Ich nehme das Angebot freudig an. Mein nächster Vortrag wird den Titel tragen: Die Inseln des Ruhms: Magie, Glaube und Medizin vor dem Kontakt mit den Kellen . Und: Ja, natürlich würde ich mich freuen, wenn die Aufmerksamkeit, die mir durch die Presse zuteilwird, zu einer weiteren, finanziell unterstützten wissenschaftlichen Expedition zu den Ruhmesinseln führen würde. Es gibt dort noch so viel zu tun!
    Ich werde dir in Kürze weitere Gespräche schicken. Diese dürften dich besonders fesseln, denn sie wurden mit einem Arzt von Mekaté geführt. Aber sei versichert, dass auch Glut darin vorkommt – siehst du, ich habe geahnt, dass du genauso fasziniert von dieser beachtlichen Dame sein wirst wie ich! Anyara lauscht übrigens gebannt allen meinen Erzählungen über die Inseln des Ruhms. Ich zensiere Gluts Dialoge natürlich immer noch, wenn ich ihr davon berichte. Ich will ihre Freizügigkeit nicht allzu sehr fördern; glücklicherweise erstreckt sie sich im Augenblick nur bis zu der Ansicht, dass Frauen auch als Mitglieder in die Gesellschaft aufgenommen werden sollten. Kannst du dir vorstellen, für welche Furore das sorgen würde? Wie du dich sicher erinnerst, mussten wir lange und hart darum kämpfen, dass Frauen überhaupt Zutritt zu den öffentlichen Veranstaltungen erhielten, und ich habe das Gefühl, das genügt auch. Aber ich schweife ab. Es wird Zeit, dass ich ins Bett gehe.
    Meine liebevollen Grüße an Tante Rosris.
    Stets
    Dein dankbarer Neffe,
    Shor iso Fabold
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