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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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zu den Vögeln sprach, die sich auf einem der Vertäuungsseile aufgereiht hatten. » Ruarth, wenn du sie finden kannst, sag ihr, dass ich so bald wie möglich zu ihr komme. Irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit. Vielleicht schon bald, nachdem das Schiff Segel gesetzt hat.«
    Die Vögel flogen weg, und ich drehte mich um und machte Anstalten, ebenfalls wegzugehen, als Garwin weitersprach. » Ich kann Angst riechen«, sagte er. » Und ich weiß, dass sie welche hatte.« Der Blick, den er mir unter seinen buschigen Augenbrauen hervor zuwarf, war vollkommen unbeteiligt.
    » Und Ihr habt ihr nicht geholfen?«, fragte ich.
    » Gegen die Wahrer?« Er klang jetzt betont ungläubig. » Mädchen, ich leg mich nich mit Magie an. Mit überhaupt keiner, wenn’s irgendwie möglich is. Sie hat von mir schon mehr Hilfe bekommen, als sie hätte erwarten können.«
    » Wie liebenswürdig von Euch, Garwin Gilfeder«, sagte ich.
    » Ich bin Arzt, Mädchen, nich mehr und nich weniger. Für Mitgefühl hab ich keine Zeit. Mitgefühl heilt nich die Kranken, sondern schwächt nur diejenigen, die’s haben. Ich dachte, Ihr wüsstet das.«
    Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Hauptstraße. Seine Stimme hallte hinter mir her: » He, Halbblut, wenn Ihr jemals nach Mekaté kommt, geht in die Berge und fragt nach Garwin Gilfeder vom Volk der Selberhirten in der Himmelsebene. Ihr habt das Beste von Mekaté verpasst, wenn Ihr nich das Flachland hinter Euch lasst.«
    Ich achtete nicht weiter auf ihn, sondern eilte zu den Pferchen der Seeponys auf der anderen Seite der Stadt. Sucher folgte mir; er schnüffelte die ganze Zeit dicht am Boden entlang, als würde er eine Spur verfolgen. Die Seeponys wurden natürlich im Wasser gehalten; ein Teil des Meeres war zu diesem Zweck durch Netze abgeteilt worden. Der Besitzer, ein Mann von Bethanie mit einem Holzbein, war ziemlich schlechter Laune, als ich dort ankam. Er hatte gerade einen Haufen schmutziger Kinder vertrieben, deren Hauptspaß im Leben offenbar darin bestand – sofern man ihm glauben konnte –, die Tiere zu belästigen. Er schien nicht sonderlich interessiert daran zu sein, mir zuzuhören, als ich erklärte, dass ich ein Seepony kaufen wollte. Vielleicht hätte ich besser eines mieten und einfach nicht zurückbringen sollen, aber ich war selbst so oft Opfer von Unehrlichkeit geworden, dass ich eine Abneigung dagegen entwickelt hatte, andere auszurauben. Natürlich mit Ausnahme von Sklavenschiffern und ähnlichen Konsorten – die hätte ich jederzeit bestohlen.
    Ich feilschte und bettelte und schaffte es schließlich, den Preis auf eine Summe herunterzudrücken, die ich bezahlen konnte – gerade noch. Die Höhe des Preises reduzierte sich auch nicht gerade durch die Tatsache, dass ich mir das stärkste und größte Tier im ganzen Pferch ausgesucht hatte. Ich bestand darauf, dass es noch gut zu fressen bekam, und ging dann in die Stadt, um ein paar Dinge zu kaufen: etwas zu essen (getrockneten Fisch und Seetangkekse); ein paar große Trinkhäute; vier Felltaschen, deren Nähte mit Seeigelkleber versiegelt worden waren, so dass alles trocken bleiben würde; etwas Seil und ein paar andere kleinere Gegenstände. Als ich nur noch ein paar kleine Kupferstücke in meiner Börse hatte, ging ich zurück und holte meine jüngste Errungenschaft ab.
    Zum Abschied warf ich dem Bethanier einen Blick zu, mit dem ich ihm unmissverständlich zu verstehen gab, dass er niemandem von unserem Handel erzählen sollte. Ich klopfte vielsagend auf meine Calmenterklinge, und er sah mich mit einem verächtlichen Blick an. » Auf Gorthen-Nehrung erzählt niemand irgendwem was«, sagte er, » sofern er nicht riskieren will, dass ihm die Kehle durchgeschnitten wird.«
    Das stimmte möglicherweise sogar bis zu einem gewissen Grad, aber ich bezweifelte, dass er es auch dann noch für weise halten würde zu lügen, wenn die Wahrer tatsächlich auf die Idee kamen, ihn zu befragen – erst recht, da sie mit ihrer Silbmagie leicht überprüfen konnten, ob er die Wahrheit sprach. Wie auch immer, wahrscheinlich spielte es ohnehin keine große Rolle; in dem Moment, da die Wahrer herausfinden würden, was ich getan hatte, sollte ich eigentlich schon in weiter Ferne sein.
    Ich ritt auf dem Seepony in Richtung offenes Meer. Die Mischlingskinder machten sich wieder an den Pferchen zu schaffen, während ich das Tier durch die Sperre führte, die der Bethanier für mich geöffnet hatte; sie warfen ein paar Steine in meine

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