Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
Vom Netzwerk:
– die Kleidung der Fellih-Priester, wie ich nur zu gut wusste. Die Übrigen wirkten wie Schläger; sie trugen lange Holzkeulen mit abgerundeten Enden. Der Priester ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, dann deutete er auf die Kartenspieler. Die Schläger rührten sich und umstellten den Tisch. Unverzüglich kehrte absolute Stille in der Schenke ein. Die Kaufleute verschwanden einfach durch eine Seitentür. Die cirkasische Frau rührte sich nicht, ebenso wenig wie ich.
    Aber die kartenspielende Frau rührte sich, nur tat sie das so beherrscht und unauffällig, dass ich bezweifle, dass die Neuankömmlinge etwas davon mitbekamen. Sie legte eine Hand an den Griff ihres Schwertes, das in einer Scheide an ihrer Stuhllehne steckte. Ich war fasziniert; ich hatte keine Ahnung gehabt, dass es Frauen gab, die Schwerter benutzten. Ich zögerte, hin und her gerissen zwischen der Möglichkeit, selbst die Aufmerksamkeit zu erregen, indem ich ging, oder mich einfach still zu verhalten.
    Der Wirt meldete sich jetzt zu Wort. » Syr-Priester, ich bitte Euch, dies ist ein ehrbares Haus …«
    Der Priester brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. » Ehrbare Häuser gestatten keine Kartenspiele.«
    Einer der jungen Männer am Tisch stand jetzt auf. Er war streitsüchtig, das war an seiner Körperhaltung zu erkennen. » Syr-Fellih«, sagte er, » was für eine Angelegenheit könnte Euch hierherführen?«
    » Die Angelegenheiten des Meisters«, erwiderte der Priester, und seine Stimme brachte alle meine Sinne zum Klingen. » Du hast in deinem Glauben an den Fellih-Meister gefehlt, Junge.« Der betreffende » Junge« musste etwa fünfundzwanzig sein, was allein schon die Aussage zu einer Beleidigung machte. » Zeig mir deinen Daumen.«
    Der Mann errötete vom Hals aufwärts, und ich konnte sowohl seine Angst als auch seinen Groll riechen. Zögernd streckte er die Hände aus. Der Fellih-Priester warf einen Blick darauf und nickte den Keulenschwingern zu. » Und jetzt die anderen«, sagte er zu den Kartenspielern.
    Einer von ihnen meldete sich jetzt ruhig zu Wort. » Das wird nicht nötig sein. Wir gestehen es: Wir sind alle Fellih-Gläubige, mit Ausnahme dieser Dame. Und wir haben in der Tat heute Abend Fellihs Gnade nicht verdient. Dafür entschuldige ich mich. Wir werden diesen Ort des Lasters verlassen und getadelt nach Hause gehen, wo wir zu Fellih beten werden und Vergebung erbitten.« Er stand auf und verbeugte sich tief in Richtung des Priesters. Erst jetzt bemerkte ich, dass er die typischen hochhackigen Schuhe der Fellih-Gläubigen trug. Tatsächlich taten das alle, bis auf die Frau.
    Falls ich gedacht hatte, die Sache wäre damit erledigt, so hatte ich mich geirrt. » So leicht wird das nicht«, sagte der Priester. » Die Strafe erledigt sich nicht mit etwas Buße, Junge. Sie besteht aus Kerkerhaft und einer Geldstrafe.«
    Derjenige, der vorher gegrollt hatte, sagte hitzig: » Ihr überschreitet Eure Befugnis, Syr-Priester! Ich bin der Sohn des Bürgers Dunkan Kantor, und meine Freunde hier sind …«
    » Kein Mann und keines Mannes Sohn steht über dem Gesetz des Meisters.« Der Priester nickte den Keulenschwingern erneut zu, und innerhalb weniger Sekunden wurden die jungen Männer nach draußen geschafft, wobei ihre Einwände übergangen wurden. Der Priester wandte sich der Frau zu. » Und jetzt du«, sagte er. » Zeig mir deine Daumen.«
    Einen Moment lang dachte ich, sie würde sich weigern, aber es standen noch vier Männer mit Keulen in den Händen hinter dem Priester, und schließlich zuckte sie mit den Schultern und streckte nacheinander ihre Hände aus. Der Priester nickte zufrieden. Er sah ihr wieder ins Gesicht; dann, ohne Vorwarnung, streckte er die Hand aus und schob ihre Haare vom linken Ohr zurück. Es war nicht gezeichnet: bar jeder Tätowierung der Bürgerschaft. Ich verstand nichts von den Feinheiten der körperlichen Unterschiede zwischen den Menschen der verschiedenen Inselreiche, aber etwas an ihrem Aussehen – sie war groß und dunkelhäutig, hatte braune Haare und verblüffend grüne Augen – verriet ihm wohl, dass sie das Ergebnis einer Verbindung zweier Inselreiche war.
    » Mischling«, zischte er, und da war so viel Hass in diesem einen Wort, dass ich nach Luft schnappte. Wie konnte man einen anderen Menschen einfach nur wegen der zufälligen Umstände seiner Geburt verachten?
    » Das stimmt«, sagte sie ruhig. » Und ich bin erst heute Abend in Mekaté angekommen.« Sie log, ich spürte es,

Weitere Kostenlose Bücher