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Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler

Titel: Die Inseln des Ruhms 02 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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Fellih-Büro für Religions- und Rechtsangelegenheiten«, sagte der Wirt. » Dort befinden sich die Zellen. Morgen werden sie dem Fellih-Magistrat vorgeführt werden. Beide Seiten erhalten Anwälte, die aus dem Heiligen Buch zitieren, das natürlich vom Geist der Fellih erfüllt ist, und derjenige mit den besten Zitaten wird den Fall gewinnen.«
    Ich schnappte nach Luft. » Das is ja absurd.« Ich war ganz und gar nicht vertraut mit den Vorgehensweisen bei Gericht, mit Anwälten und Richtern – so etwas gab es in der Himmelsebene nicht –, aber auch so kam mir das, was er sagte, einfach nur lächerlich vor.
    » Nicht für einen Fellih-Gläubigen«, erwiderte der Wirt. » Sie glauben, dass Fellih allmächtig ist und gar keine Fehler machen kann. Wenn also der Magistrat und die Anwälte um seine Führung ersuchen, muss das Ergebnis dem Wunsch von Fellih entsprechen. Einfache Logik.« Er schnaubte. » Was einer der vielen Gründe ist, weshalb ich Menode bin und kein Fellih-Gläubiger.«
    Ich erwärmte mich für den Mann, aber ich wollte keine Diskussion über den Glauben starten. Wir da oben auf der Himmelsebene glauben an gar keine Götter, was mir sehr viel vernünftiger scheint. Ich sah die Cirkasin wieder an. » Und Ihr wollt behaupten, dass Ihr das Geld nich genommen habt? Und was is mit dem Schwert, das Ihr da tragt?«
    Sie sah mich verblüfft an. Eine Weile antwortete sie nicht, dann sagte sie: » Ich stehle keine Schwerter.«
    Ich blinzelte verwirrt. Die Waffe war schließlich in ihrer Hand, aber sie sprach ziemlich aufrichtig, was angesichts der Beweislage verwunderlich war.
    Sie nickte uns beiden zu und eilte zur Treppe.
    Ich sah den Wirt wieder an, aber seine Schwatzhaftigkeit schien sich aufgelöst zu haben. Tatsächlich zog er sich irgendwie zurück, als würde meine Harmlosigkeit bei ihm zu Vorbehalten führen. Ich verabschiedete mich und ging ebenfalls in mein Zimmer – verblüfft, aber mir nur zu sehr der Tatsache bewusst, dass es dumm wäre, viel Aufhebens zu machen. Das alles ging mich ja nichts an.
    Als ich die Hälfte der Treppe erreicht hatte, beschlich mich das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich drehte mich um und starrte in das Auge eines Vogels, der seinen Blick fest auf mich geheftet hatte. Es war der gleiche Vogel wie zuvor, nur dass er jetzt auf einem anderen Sparren hockte. Er starrte mich an, bis ich mich umdrehte und weiter hinauf und in mein Zimmer ging. Ich hatte das seltsame Gefühl, dass ich alldem irgendwie nicht ganz gewachsen war; ein Vogel hätte niemals all die Gefühle haben dürfen, die ich in dem hier riechen konnte.

2
    k
    Erzähler: Kelwyn
    Am nächsten Morgen erschien ich schon früh beim Fellih-Büro für Religions- und Rechtsangelegenheiten, inzwischen deutlich besorgt, wenn vielleicht auch nur ich das spüren konnte. Zu meiner Überraschung hatten sich vor dem Gebäude bereits einige Menschen versammelt, überwiegend gut gekleidete Kaufleute, die von ihren Frauen und Bediensteten begleitet wurden. Einige der Frauen weinten; die Männer wirkten jedoch so nüchtern wie ihre Kleidung. Die Leute unterhielten sich, während sie darauf warteten, dass das Büro geöffnet wurde, und hantierten dabei unaufhörlich mit den Gebetsperlen. Ihre unbequemen Schuhe scharrten über den Boden.
    » Was is’n da los?«, fragte ich einen Mann, der auf der anderen Straßenseite gegrillte Seeschnecken verkaufte, die frisch auf glühenden Kohlen zubereitet wurden. Der Geruch war so durchdringend, dass meine Nasenspitze kribbelte.
    Er zuckte gleichgültig mit den Schultern, während er die Schnecken auf dem Drahtgrill hin und her schob und mit einem Wender umdrehte. » Gestern Nacht sind die Söhne von einigen Kaufleuten verhaftet worden, weil sie Karten gespielt haben. Die Eltern sind hergekommen, um sie rauszuholen.«
    Ich sah wieder zu den Leuten hin, die sich dort versammelt hatten. Neben mir umarmte eine Frau eine andere und stöhnte: » Leeitha! Habe ich ihm nicht immer gesagt, dass er ein guter Junge sein soll? Ich habe ihm verboten, nachts wegzugehen, aber er hat nicht auf mich gehört!«
    Sie trug rote Kleidung, einen blauen Schal und hatte Ledersandalen an den Füßen. Da sie eine Frau war, kümmerte es niemanden, ob ihre Füße vom Staub schmutzig wurden. Männer dagegen waren – unabhängig davon, ob sie Priester waren oder Laienbrüder –, dazu verpflichtet, die hochhackigen Schuhe zu tragen; ihre Füße durften den Boden oder die Erde nicht berühren, und es war ihnen auch

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