Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
vergraben war, dass er kaum an die Oberfläche gelangen konnte. » Trysis kann genau erkennen, wie alt das Kind ist, und daher auch, wann es empfangen worden ist.« Ich musste mich zwingen, weiterzusprechen. » Dieses Kind ist nicht das Ergebnis der ersten Entführung von Flamme in Gorthen-Hafen. Es ist in Kredo gezeugt worden, als sie freiwillig zu ihm zurückgegangen ist, um… mich zu retten. Meinetwegen erleidet sie all dies, Ruarth. Sie hat ein Opfer gebracht, das so gewaltig ist, so tragisch, dass mir allein bei dem Gedanken daran der Atem stockt. Ich… ich kann mir nicht vorstellen, womit ich das verdient habe. Flamme wusste, dass sie vergewaltigt und wieder umgewandelt werden würde. Sie hat es nicht verdient, unter so entsetzlichen Folgen leiden zu müssen.«
Meine Stimme wurde zu einem Flüstern. » Seit Trysis meine Vermutung bestätigt hat, war jeder Tag, an dem ich lebe, mehr als nur grauenvoll– es war meine eigene, persönliche Hölle. Und jetzt? Jedes Mal, wenn ich sie jetzt sehe, sehe ich auch die Qual, die die Worte Lügen straft, die sie ausstößt… Flamme ist da, Ruarth. Sie ist immer noch da, immer noch in der Hölle. Und zwar meinet wegen.« Ich musste den Blick von ihm abwenden, also musterte ich stattdessen meine Fingernägel. » Was ich vermutlich damit sagen will, ist… dass ich alles tun werde, um Flamme zurückzuholen. Und wenn ich das nicht kann– nun, dann werde ich mein Versprechen halten.«
Ich hob den Blick und sah ihn an. Er brachte mit heiserer Stimme hervor: » Sie würde dir dafür danken, wenn sie das könnte.«
Ich neigte leicht den Kopf. » Geh jetzt zu ihr«, sagte ich etwas sachlicher. » Und sag uns Bescheid, wenn sie nach Keren verlangt.«
Er nickte und ging zu der Tür, die die Zimmer miteinander verband. » Es ist schön, dich zu sehen, Ruarth«, fügte ich hinzu. » Als Mensch, meine ich. Es gefällt mir, dich… reden zu hören.«
» Du hast keine Ahnung, wie gut es tut, einfach nur zu wissen, dass du da bist«, sagte er, und ich hatte kaum jemals etwas gehört, in dem so viel aufrichtiges Gefühl mitschwang. Ruarth musste wirklich sehr einsam gewesen sein.
» Ich werde die Tür einen Spalt auflassen«, fügte er hinzu. » Dann kannst du mithören.«
Ich nickte und wartete. Einen Moment später hörte ich Flamme sagen: » Ich hatte damit gerechnet, dass du heute Morgen gehen würdest.«
» Ich weiß«, sagte Ruarth. Er klang resigniert.
» Heute ist der Tag deiner Beerdigung.«
» Auch das weiß ich. Und es ist meine Entscheidung.«
Ich bewegte mich etwas, damit ich durch den Türspalt sehen konnte.
Sie wedelte mit einer Hand gereizt zu dem Geschirr auf dem Tisch. » Schaff das weg, Kaulquappe.«
» Weißt du, dass ein paar Wahrer-Schiffe eingetroffen sind?« Er durchquerte das Zimmer, um nach einem Diener zu läuten.
Sie blickte abrupt auf. » Mehr als eins?«
» Drei. Das erste ist die Herz der Wahrer.«
Sie zuckte mit den Schultern. » Mein alter Freund Dasrick; ja, ich habe es gesehen. Na und? Diesmal kann ich es mit ihm aufnehmen.«
» Drei Schiffe, die wahrscheinlich alle mit Kanonen bestückt sind«, erklärte er.
» Und ich habe die Armee einer ganzen Stadt, angeführt von bezwungenen Offizieren. Wie auch immer, diesmal will er etwas von mir. Oder von Trigaan. Er will Salpeter kaufen.«
» Wirst du ihn ihm verkaufen?«
» Natürlich nicht. Wir werden ihn selbst benötigen.«
» Die Wahrer-Schiffe werden vermutlich mindestens einen Wissenden bei sich haben. Sie werden nicht einmal an Land gehen müssen, um die Dunkelmagie zu bemerken.«
» Ja, aber wenn sie mir nicht begegnen, werden sie wohl kaum ihren Ursprung erkennen, oder?« Sie war absolut nicht beunruhigt.
Er schwieg einen Moment. » Was hast du getan?«, fragte er dann.
» Ich habe dem Hafenmeister befohlen, dafür zu sorgen, dass sie in der Mitte des Höllenbottichs bleiben, bis der Seetang sich wieder klärt. Er soll verhindern, dass sie an Land gehen.«
Ich runzelte die Stirn. Es schien mir offensichtlich, dass die Wahrer sich nichts aus dem Protokoll oder der angemessenen Vorgehensweise machen würden, wenn es um Dunkelmagie ging. Es bereitete mir Sorgen, dass Flammes bisherige Intelligenz im Laufe der Zeit mehr und mehr an Schärfe zu verlieren schien. Auf eine perverse Art und Weise trauerte ich darüber. Jedes Mal, wenn ich erkannte, wie sehr es ihr an ihrem früheren Scharfsinn mangelte, versetzte es mir einen Stich, obwohl ich wusste, dass es uns generell einen
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