Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
Gefühle gegenüber meinem Mischlings-Lurger gehegt hatte. Es gab Zeiten, da hatte sogar ich den Eindruck gehabt, als würde Sucher Vögel mit dem abschätzenden Blick beäugen, wie es Raubtiere tun, die über ihre nächste Mahlzeit nachdachten.
» Er ist auf der Sturmvogel. Und wahrscheinlich ist er wütend auf mich, weil ich ihn dort zurückgelassen habe. Ein paarmal habe ich mitten in der Nacht gehört, wie er nach mir geheult hat, aber ich konnte ja wohl kaum zusammen mit diesem krebshirnigen Köter im Palast auftauchen.« Die Schwinge kam quietschend auf die Plattform herunter, und da andere Leute gemeinsam mit uns aufsteigen wollten, ließen wir das Thema fallen.
Während wir nach oben glitten, jubelte ich innerlich darüber, dass ich Ruarth endlich getroffen hatte. Dennoch hatte der Tag mit dem Tod der Ghemfe begonnen, und es wurde nur noch schlimmer.
Ich stand auf dem Balkon meines Zimmers und blickte auf das Schiff hinunter, das in den Bottich einlief. Dek, einerseits immer noch hocherfreut darüber, dass Ruarth lebte, aber andererseits bestürzt, weil er von dem Dunstigen in einem Kleid gesehen worden war, hatte mich gerade erst auf den Neuankömmling aufmerksam gemacht. Ich musste den Namen nicht lesen, um zu wissen, dass es ein Schiff der Wahrer war, das zur Flotte des Wahrer-Rates gehörte. Deren Schiffe wiesen alle die gleichen Merkmale auf: geneigte Masten und ein hohes Achterdeck. Abgesehen davon verströmte es Silbmagie wie ein Kochtopf Dampf. Ich seufzte. Es war die Bestätigung, dass wir keine Zeit mehr hatten. Was vielleicht auch gut war. Ruarth wusste, dass er ohnehin nicht mehr sehr viel länger zu leben hatte, wenn es nach Lyssal ging, denn sie konnte nicht mehr lange zulassen, dass der Rest an Mitgefühl in ihr ihn schützte.
» Ein Schiff vom Wahrer-Rat«, erklärte ich Trysis, die zu mir und Dek trat, um zu sehen, auf was wir da starrten. » Wir müssen handeln, fürchte ich. Wir können nicht mehr warten. Bereite die Medizin vor, Trysis. Wir müssen sie Flamme heute Morgen geben.«
Die Heilerin nickte und zog sich ins Schlafzimmer zurück. Kelwyn hatte uns alle Zutaten gegeben. Es ging nur noch darum, sie zu verrühren und den Trunk herzustellen. Ich erkannte an der steifen Haltung ihres Rückens, dass sie hasste, was sie zu tun hatte, aber wir hatten es schon lange zuvor entschieden. Es war unnötig, noch weiter darüber zu reden.
Ich mochte Trysis inzwischen, und ich respektierte ihre Fähigkeiten als Heilerin. Sie konnte manchmal ziemlich bissige Bemerkungen machen, und es gab Hinweise, dass sie hart wie Stahl sein könnte, wenn es darauf ankäme, aber meistens war sie eine sanfte Frau, die sich alle Mühe gab, Krankheiten zu lindern und anderen zu helfen. Und von meiner Warte aus betrachtet besaß sie obendrein den Vorteil, dass sie einen tiefen Hass auf die Dunkelmagie hegte.
Dek unterbrach meine Gedanken. » Was ist mit dem Wasser?«, fragte er.
Ich beugte mich über das Geländer, um einen besseren Blick auf den Bottich zu bekommen. Das Meer wirkte dunkelgrünbraun, eine seltsame, unnatürliche Farbe. Der Seetang fiel mir wieder ein, den ich gesehen hatte, als wir die toten Ghemfe ihren Familien zurückgegeben hatten. » Unkraut«, sagte ich. » Seetang. Beim verfluchten Graben, dass das ausgerechnet jetzt passieren muss.«
» Was?«
» Ich habe was darüber gehört. Wenn die Winde aus einer bestimmten Richtung wehen und die Gezeiten auch noch passen, gibt es diese riesigen Mengen an Seetang und anderem Treibgut. All dieses Zeug wird in den Bottich gespült und verschließt die Bucht regelrecht, so dass es für ein Schiff verteufelt schwer ist, noch irgendwie rein- oder rauszukommen. Dek, du gehst am besten mit einer Nachricht von mir zu Kapitän Sabeston. Er soll mit der Sturmvogel in der Mitte des Bottichs vor Anker gehen, bevor alles richtig verklumpt. Es könnte sein, dass wir in aller Hektik aufbrechen müssen, und ich möchte nicht, dass das Schiff dann am Kai feststeckt.«
Ich ging ins Zimmer und schrieb dem Kapitän eine Nachricht, dann schickte ich Dek damit weg. Er war ziemlich froh darüber, denn er hasste es, so lange in der Basteiherr-Ader festzusitzen. Wenige Minuten später reichte Trysis mir das vorbereitete Gebräu für Flamme. » Sorg dafür, dass sie alles trinkt«, mehr sagte sie nicht dazu. » Soll ich unsere Sachen packen?«
Ich nickte, während ich das Fläschchen an mich nahm.
Ich suchte die Gemächer der Brethherrin auf. Lyssal befand sich in
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