Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
Wahrer-Schiffe. Eines befindet sich direkt vor der Einfahrt zum Bottich, das andere ist ein Stück weiter draußen auf dem Meer.«
Er fing an, auf seine Füße zu starren, als wären sie das Faszinierendste, das er je gesehen hatte.
» Ruarth?«, fragte ich vorsichtig.
Er riss den Blick los und hob den Kopf, um mich anzusehen. » Ja? Oh, tut mir leid, Glut. Drei Schiffe? Was, glaubst du, hat sie hergeführt?«
» Es sind nicht einfach nur irgendwelche Schiffe. Ich weiß, dass die ersten beiden mit Kanonen ausgestattet sind, und es würde mich nicht wundern, wenn es bei dem dritten genauso ist. Ich vermute, dass den Wahrern bei dem, was in Brethbastei vor sich geht, so ungemütlich geworden ist wie einem Seemann mit Sand in der Unterhose.«
» Woher sollten sie wissen, was hier vor sich geht?«
» Ruarth, die Nabe besitzt ein Netzwerk aus Spionen, das von Plitschenschild bis Venn reicht. Es gibt kein Fleckchen auf den Ruhmesinseln, das sie nicht im Auge haben. Sie sind hergekommen, um herauszufinden, was der Basteiherr vorhat. Sie sind hergekommen, weil sie wissen wollen, ob Lyssal umgewandelt wurde, denn sie haben gehört, dass sie mit Morthred in Xolchaspfeiler war. Und sie werden inzwischen auch von der Hochzeit erfahren haben.« Ich warf ihm einen Blick zu, der ihm verraten haben musste, dass ihm nicht gefallen würde, was als Nächstes kam. » Tut mir leid, Ruarth. Aber die Zeit ist für uns alle abgelaufen.« Ich hielt inne und fügte dann hinzu: » Wenn es etwas gibt, das ich bei dir stets wahrgenommen habe, dann dass du… scharfsinnig bist. Dass du die Dinge siehst, wie sie sind, mit allen Konsequenzen.«
» Kleine, unscheinbare Vögel, die von allen übersehen werden, haben Zugang zu allen Geheimnissen.«
» Es hat dich weise gemacht.«
Er verzog das Gesicht. » Ein Warenlager an Wissen, weiter nichts. Es hat mich eindeutig nicht zu einem Mann der Tat gemacht. Die Dunstigen beobachten; sie kämpfen nicht. Seit dem Tag, an dem ich geboren wurde, war ich der Beobachter auf dem Fenstersims, ein Zuschauer des Lebens.«
» Heute ändert sich das.«
Da war wieder dieses halbe Lächeln. » Glut, direkt und unverblümt, wie immer. Weißt du, irgendwie fühle ich mich seltsam erleichtert. Das Warten hat ein Ende. Die Untätigkeit hat ein Ende. Ich wusste es eigentlich schon, nach letzter Nacht. Wenn ich nicht weggehe«, sagte er nüchtern und sachlich, » wird sie mich heute töten.«
» Flamme erhält gewöhnlich jeden Tag ein harmloses Stärkungsmittel, das schwangeren Frauen hilft. Heute haben wir es durch etwas anderes ersetzt. Es müsste die Wehen einleiten.«
» Aber… sie ist doch noch gar nicht so weit. Es sind noch keine neun Monate…«
» Ich weiß. Wir hoffen, dass es ihr nicht schaden wird.«
» Hoffen? Ihr wisst es nicht genau?«
» Nicht ganz genau. Aber ich habe es von Gilfeder«, sagte ich sanft. » Er hat mir gesagt, dass ich es nur dann einsetzen soll, wenn es nötig ist, und ich denke, jetzt ist es nötig. Er hätte mir nichts gegeben, von dem er glaubt, dass es Flamme töten könnte. Hör zu, Ruarth, die Wahrer sitzen da unten im Höllenbottich und starren zur Klippe hoch. Es werden andere Wissende bei ihnen sein. Mindestens einer, wenn nicht sogar mehr. Du weißt, was ein Wissender sehen wird. Diese ganze Ader ist mit Dunkelmagie gesättigt. Entsprechend werden sie handeln, und zwar schon bald. Wir müssen ihnen zuvorkommen, und deshalb müssen wir Flammes Kind töten. Wenn das geschehen ist, haben wir vielleicht eine Chance, Flamme hier wegzuschaffen– und das ist die einzige Chance, die wir bekommen werden.«
» Wie lange wird es…?«
» Bis die Wirkung einsetzt, dauert es ein oder zwei Stunden. Geh zu ihr, Ruarth. Sie wird etwas später nach mir rufen lassen. Und mach dir keine Sorgen: Trysis ist die Beste, die ich finden konnte.«
» Und danach…. bei den Gebeinen, Glut, wir müssen sie bis nach Tenkor schaffen, um Hilfe zu finden, und selbst dann gibt es vielleicht kein Heilmittel!«
Wir standen da, tauschten mit unseren Blicken Erinnerungen aus, zwei Menschen, die einen anderen auf unterschiedliche Weise liebten. In ihm war in diesem Augenblick so viel Schmerz– in seiner Miene, in der Art, wie er dastand–, dass ich ihm plötzlich Dinge erzählte, von denen ich gedacht hatte, dass ich sie nie jemandem mitteilen würde.
» Es gibt da etwas, das du wissen solltest«, erklärte ich. Ich konnte den unterdrückten Schmerz in meiner eigenen Stimme hören, der so tief
Weitere Kostenlose Bücher