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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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dabei war er ihr noch gar nicht begegnet. Diese Erkenntnis hatte die gleiche berauschende Wirkung wie Wein auf nüchternen Magen.
    Er erhob sich und fragte sich, ob er diesmal nicht vielleicht die ganze Geschichte erzählen sollte. Jemand sollte wissen, was die Ghemfe getan hatten. Jemand, der es wissen wollte. Jemand, der bereit war zu glauben, dass sie einmal existiert hatten.
    Anyara isi Teron,
    Hintermeerwärts, 1799
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    Anyara isi Teron: Tagebucheintrag
    43 – 2 . Doppelmond – 1794
    Ich schreibe das hier im Gästezimmer des Hospitals auf Arutha.
    Wo fange ich an? Es gibt so vieles zu berichten. So viele Antworten auf meine vielen Fragen. Es ist Tage her, seit ich die Feder in die Hand genommen habe, und es gibt viel zu viel zu sagen. Ich bin enttäuscht worden und habe auch Freude erlebt. Ich habe geweint und gelacht, und jetzt muss ich alles aufschreiben.
    Glut Halbblut ist tot.
    Da, ich habe es geschrieben. Nackte Worte, und es ist seltsam, wie weh sie tun. Ich war so nah dran, sie zu treffen, und jetzt wird es nie mehr möglich sein. Sie ist nur acht Wochen vor meiner Ankunft gestorben. Ich habe geweint, als Ruarth es mir erzählt hat.
    Ich bin jetzt seit drei Tagen hier und weiß inzwischen, was mit ihnen allen geschehen ist: mit Glut, Kelwyn, Ruarth, Flamme, Elarn, Dek. Ich weiß, was der Große Wandel war. Und ich glaube, ich kenne auch die Antwort auf alle Fragen, die mich beschäftigt haben.
    Wieso hat Kelwyn Gilfeder mir das letzte Kapitel erzählt, aber Shor nicht? Die Antwort ist wirklich einfach: Sein Geruchssinn ist noch immer genauso scharf wie früher. Er konnte erkennen, dass ich ihm glaube, genauso, wie er erkennen konnte, dass Shor ihm nicht geglaubt hat. Er konnte erkennen, dass ich mit ihm um Glut Halbblut getrauert habe. Er spürt die Intensität meines Bedauerns darüber, dass ich sie nie kennenlernen werde.
    Es kommt mir beinahe passend vor, dass sie genauso gestorben ist, wie sie gelebt hat: keine halben Sachen. Keine lange Krankheit oder irgendein schleichendes Siechtum. Sie ist einfach eines Morgens aufgestanden und gestorben. Armer Kelwyn. Es fällt ihm immer noch schwer, es zu akzeptieren. Ich bin froh, dass ich hier bin; ich glaube, er findet etwas Trost darin, mir von ihr erzählen zu können und dabei – wie nur er es kann – zu spüren, wie sehr ich sie bewundere. Wie sehr ich ihrer beider Geschichte aufschreiben möchte.
    Zuerst habe ich mit ihm über den Großen Wandel gesprochen: Was, habe ich gefragt, meinen die Bewohner der Ruhmesinseln damit?
    Alles, sagte er. Die Verwandlung der Dunstigen-Vögel in Menschen und die Wiederherstellung der Dunstigen Inseln. Das Ende der Magie. Den Aufstieg der Menoden-Macht und den Niedergang der Herrschaft der Wahrer-Inseln. Das Verschwinden der Ghemfe. Das Ende der Bürgerschaftstätowierungen und das Verblassen der Bedeutung von Bürgerschaften. Ein Reich der Ruhmesinseln, die sowohl durch Weißbewusstsein als auch die Verbreitung des menodischen Glaubens miteinander verbunden sind … tatsächlich umfasst der Große Wandel fast vierzig Jahre, von 1742 bis zu dem Jahr, als die ersten kellischen Schiffe hier eingetroffen sind, also 1780 . Genau genommen, sagte er mit einem Lächeln, schätze ich, man könnte sagen, dass der Wandel nie wirklich aufgehört hat. Wir verändern uns schließlich immer noch.
    Und dann stellte ich ihm die eine Frage, die mich so lange mehr als alles andere verwirrt hat: Wie habt Ihr es geschafft zu verhindern, dass weitere Silbbegabte geboren wurden? Einen Moment lang dachte ich, dass er die Frage nicht beantworten würde, und tatsächlich hat er das auch gar nicht richtig getan, nicht direkt jedenfalls – aber am Ende gab er mir den Hinweis, den ich benötigte, um selbst auf die Antwort zu kommen. Es hat ihm natürlich Spaß gemacht.
    Aber es wurden doch noch weitere Silbbegabte geboren, sagte er. Sie wurden so lange geboren, wie es Silbinnen gab, die Kinder zur Welt gebracht haben. Wir haben das nie unterbunden; wie hätten wir das auch tun können?
    Ich dachte darüber nach. Also, sagte ich, habt Ihr sie geheilt, nachdem sie geboren wurden. Ihr habt sie zu Wissenden gemacht. Und sie waren alle damit einverstanden, geheilt zu werden? Das konnte ich nicht glauben.
    Weißbewusstsein, sagte er, kann den Nicht-Wissenden dadurch verabreicht werden, dass man das Heilmittel in die Haut sticht. Und nun sagt mir, wonach klingt das für Euch?
    Die Schlichtheit der Antwort war atemberaubend. Tätowieren.

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